Im neuen Tafelhaus Wohlerst wird erstmals getafelt

Brests ehrenamtlicher Bürgermeister Johann Höft hält eine kleine Rede zur Einweihung des Wohlerster Dorfgemeinschaftshauses. Fotos: Felsch
Die Gemeinde Brest und die Dorfentwicklungsgruppe feierten ihr neues „Tafelhaus“ in Wohlerst mit Spanferkelbraten. Rund 100 Gäste genossen das gemütliche Beisammensein in dem Neubau, der eigentlich schon 2020 eingeweiht werden sollte.
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Die Gemeinde Brest und die Dorfentwicklungsgruppe feierten ihr neues „Tafelhaus“ in Wohlerst mit Spanferkelbraten. Rund 100 Gäste – darunter die Bürgermeister aus den Nachbargemeinden – genossen das erste Mal ein gemütliches Beisammensein in dem Neubau, dessen Einweihung eigentlich schon 2020 erfolgen sollte, coronabedingt aber auf dieses Jahr verschoben wurde.
Brests Bürgermeister Johann Höft erinnerte in seiner launigen Begrüßungsrede an die vielen Formalien, die es bei solchen Projekten zu berücksichtigen galt. Nachdem 2018 die Zusage für den Förderantrag eingetroffen war, konnten die konkreten Planungen beginnen. Entschieden wurde sich für einen Teilabriss des alten Schulgebäudes und einen Teilneubau von Feuerwehr und Dorfgemeinschaftshaus. Die Kosten lagen bei rund 600.000 Euro, das Projekt wurde von der Samtgemeinde Harsefeld und durch Fördergelder zur integrierten ländlichen Entwicklung unterstützt.
Dass am Ende alles etwas teurer wurde als vorgesehen, genau genommen zehn Prozent, habe ihn nicht weiter beunruhigt. „Irgendwie wird das schon laufen, wir haben in Wohlerst immer einen Plan E, was so viel bedeutet wie Eigenleistung.“ Damit sollte der Bürgermeister recht behalten. Fast das ganze Dorf beteiligte sich an den Arbeiten, was eine Menge Geld sparte.
„Großartiges Engagement jedes Einzelnen“
Von Anfang an waren fast alle Bürger in irgendeiner Weise an der Realisierung der neuen Begegnungsstätte beteiligt. So etwas sei nicht selbstverständlich, sagte nicht nur Johann Höft sichtlich gerührt. Auch Gemeindedirektorin Ute Kück, die sich erst gefragt hatte, wie die Wohlerster auf den Namen „Tafelhaus“ gekommen sind, lobte das „großartige Engagement jedes Einzelnen“. Die etwas ungewöhnliche Bezeichnung führte die Gemeindedirektorin auf das zurück, was im Anschluss an die Grußworte und Reden folgte: nämlich das gemeinsame Essen und Trinken – „tafeln“ eben.
Das war an den neuen Tischen vorgesehen, die Gemeinderatsmitglieder zusammengeschraubt hatten, ebenso wie die Stühle. „Falls Sie jetzt denken, die Ratsmitglieder haben ’ne Schraube locker, könnte das sogar stimmen“, so Höft schmunzelnd.

Michael Ospalski (Zweiter von rechts) ehrte Johann Höft für 15 Jahre, Elke Wiebusch und Rüdiger Piefel (von links) für je 20 Jahre Ratsmitgliedschaft .
Von der begeisterten Mitarbeit der Dorfbewohner war Hendrik Plate vom ausführenden Architekturbüro „Cappel + Reinecke“ erst überrascht und dann begeistert. Als Erinnerung an gemeinsame Zeiten überreichte der Architekt eine gerahmte Grafik mit der Ansicht des Gebäudes.
Drittletzter am Abend muss streichen
Fotografisch und chronologisch begleitete der Journalist Gerhard Junge, der gegenüber wohnt, das Voranschreiten der Arbeiten bis zur Fertigstellung. Rund 500 Bilder wurden während der Veranstaltung auf einer Großleinwand gezeigt. Ein Teil seiner Farbfotos schmücken die Wände des Gebäudes, das auch von der Freiwilligen Feuerwehr Wohlerst benutzt wird. So wie der stellvertretende Gemeindebrandmeister Uwe Heins freute sich auch Imke Müller vom Arbeitskreis über die schönen Räumlichkeiten, „die sich bald mit Leben füllen; vielleicht gelingt es uns sogar, hier einen Mittagstisch zu organisieren“. Das nämlich war quasi die Grundidee für den Namen Tafelhaus. Senioren und Kinder – Alte und Junge – sollten hier eine Möglichkeit finden, im Ort zu essen. Der Saal bietet aber auch Platz für große Feste. Und auf der Wiese davor warten nicht nur Spielgeräte für Kinder, sondern auch ein Backhaus.
Und noch etwas wollte Johann Höft geregelt haben: die Lackierung der Klönschnackbank. Da sich niemand freiwillig meldete, obwohl der Bürgermeister den Pinsel stiftete, entschied der Landwirt ganz pragmatisch: „Der Drittletzte, der das Dorfgemeinschaftshaus heute Nacht verlässt, muss streichen.“
Im Anschluss an die Grußworte ehrte Michael Ospalski als ehrenamtlicher stellvertretender Landrat drei Ratsmitglieder für ihre langjährigen, ehrenamtlichen Mitgliedschaften: Elke Wiebusch, zweite stellvertretende Bürgermeisterin, erhielt die Silbernadel für 20 Jahre, ihr Bruder Johann Höft, der sich seit 2006 „einfach um alles kümmert“ bekam für 15 Jahre die Ehrennadel in Bronze und Rüdiger Piefel ebenfalls Silber für 20 Jahre „Ratsherrenschaft“.