In Großenwörden wird das Geld immer knapper

Der Rat Großenwörden hat die Steuern erhöht. Das Geld wird in der 470-Einwohner-Gemeinde immer knapper. Symbolbild: Pixabay
Der Rat Großenwörden hat die Steuern erhöht. Pro Wohnhaus müssen jährlich rund 45 Euro mehr gezahlt werden: Bei den Grundsteuer-Hebesätzen liegt die kleinste Gemeinde im Kreis jetzt rund 30 Prozentpunkte über dem Kreisdurchschnitt von rund 430.
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Der Gemeinderat Großenwörden hat die Grundsteuern und die Gewerbesteuer erhöht. Pro Wohnhaus müssen jährlich durchschnittlich rund 45 Euro mehr gezahlt werden. Bei den Grundsteuer-Hebesätzen liegt die kleinste Gemeinde damit landkreisweit im oberen Bereich.
Bei der Verabschiedung des Haushalts für 2022 haben die Großenwördener Kommunalpolitiker einstimmig in den sauren Apfel gebissen. Die Grundsteuer A steigt von 425 auf 465 Prozentpunkte, die Grundsteuer B von 420 auf 460 und auch die Gewerbesteuer steigt von 400 auf 430 Prozentpunkte. Frank Buhrmester, Finanzexperte der Verwaltung, erwartet, dass auch in weiteren Kommunen im Kreisgebiet die Hebesätze steigen werden.
Der Grund für die Steuererhöhungen: Das Geld wird in der 470-Einwohner-Gemeinde immer knapper. Die Gewerbesteuereinnahmen sind seit 2018 um rund drei Viertel geschrumpft, sie werden jetzt im Etat 2022 nur noch mit 32.500 Euro veranschlagt.
Nur 50.000 Euro zur freien Verfügung
Der neue Haushalt für 2022 hat ein Volumen von rund 509.000 Euro und schließt im Ergebnis mit einem kleinen Plus von 2700 Euro ab. Nur rund 50 000 Euro stehen der Gemeinde an nicht gebundenen Mitteln zur freien Verfügung – etwa für Straßenreparaturen oder Zuschüsse für Vereine.
Eine positive Entwicklung gibt es 2022 bei der Einkommensteuer. Die Einnahmen werden mit rund 10.000 Euro höher veranschlagt als im Vorjahr. Außerdem kann Großenwörden wieder mit ganzjährigen Pachteinnahmen in Höhe von 7000 Euro für den „Großenwördener Hof“ kalkulieren. Allerdings schießt Großenwörden für die Instandsetzung des Gebäudes trotz Fördermitteln auch ordentlich Geld zu: Die Kosten sind auf 70.000 Euro gestiegen, im aktuellen Haushalt werden noch mal 20.000 Euro für den Großenwördener Hof bereitgestellt – der dickste Brocken, bei den Investitionen in diesem Jahr.

Der erste Haushaltsplan, den das Großenwördener Kommunalparlament unter dem Ratsvorsitz des neuen Bürgermeisters Martin Doerksen (rechts) beschlossen hat. Foto: Knappe
Rund 8000 Euro sind für einen Zaun rund ums Spielplatzgelände am Kindergarten eingeplant. Eventuell soll eine zweite Pforte für Fußgänger eingebaut werden. Denn Bürgermeister Martin Doerksen will das Gelände nicht komplett dicht machen: Dadurch werde auch der von Radlern genutzte Unterstand, im Dorf liebevoll „Café Viereck“ genannt, schwerer zugänglich.
Neue Schulden muss Großenwörden in diesem Jahr nicht aufnehmen. Es sind aber noch drei Kredite abzubezahlen. Ende des Jahres soll sich die Schuldensumme auf rund 370.000 Euro reduziert haben. Für die Tilgung greift Großenwörden auf die Einnahmen aus Verkauf von Grundstücken im neuen Baugebiet „An der Alten Post“ zurück. Von Ende 2020 bis jetzt wurden bereits neun der 16 Grundstücke veräußert. „Noch können wir von diesem Baugebiet zehren“, bilanzierte Doerksen. Doch wenn dieses Baugebiet voll sei, werde es in der Gemeinde wohl nur noch um Lückenbebauung gehen.
In drei Tagen neue Kita-Kraft gefunden
Ob das Geld aus Grundstücksverkäufen auch weiterhin kontinuierlich für den Schuldenabbau genutzt werden kann, ist offen: Die „Ostezwerge“-DRK-Kindergartengruppe ist voll, die Frage einer Erweiterung steht im Raum. Mit Stolz vermeldete der Bürgermeister, dass Großenwörden nach der Verabschiedung der langjährigen Kindergarten-Erzieherin Ute Storm „binnen drei Tagen“ einen Ersatz gefunden habe. „Da sind wir die Insel der Glückseligen“, sagte Doerksen mit Blick auf die Kita-Personalprobleme in anderen Gemeinden im Kreisgebiet.