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Schloss Agathenburg

Jazz im Pferdestall: Neue Reihe stellt hochkarätige Nachwuchsmusiker vor

Nils Wuelker zählt zu den erfolgreichsten Jazztrompetern und Komponisten in Europa. Foto: David Königsmann

Nils Wuelker zählt zu den erfolgreichsten Jazztrompetern und Komponisten in Europa. Foto: David Königsmann

Als künstlerischer Leiter von „Jazz im Pferdestall“ holt Star-Trompeter Nils Wülker ein Jazz-Juwel nach dem anderen ins Schloss Agathenburg. Jetzt bringt der Star-Trompeter dazu noch ein neues Format ins Spiel, das dem Musikernachwuchs eine Bühne gibt.

Von Fenna Weselmann Montag, 26.12.2022, 10:00 Uhr

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Nils Wülker und „Jazz im Pferdestall“ - das ist eine erfolgreiche Verbindung, die dieses Jahr Jubiläum feiern konnte. Seit zehn Jahren verantwortet der bekannte Jazzmusiker und Echo-Preisträger das Programm der Konzertreihe auf Schloss Agathenburg. Diese Aufgabe jenseits seines eigenen musikalischen Schaffens ist ihm gewissermaßen in den Schoß gefallen, ergab sich durch den eigenen Auftritt im Pferdestall. Nachdem er zunächst für eine Saison die Programmgestaltung übernommen hatte, waren alle Beteiligten so glücklich, dass es einfach dabei blieb.

 Das Publikum macht die Jazz-Reihe so besonders

„Jazz im Pferdestall ist ein echtes Kleinod, und es macht Spaß, die Konzertreihe zu kuratieren“, sagt Nils Wülker. Vor allem, weil Musiker hier auf ein außergewöhnliches Publikum treffen, „das eine solche Neugier und Treue an den Tag legt“. Im Laufe der Zeit sei so ein Vertrauen gewachsen, dass Newcomer hier auf genauso viel Interesse stoßen wie etablierte Künstler. Wülker weiß: „Die Leute sind sich sicher, dass sie in jedem Fall ein spannender Abend erwartet.“

Das Eva Klesse Quartett macht diesmal den Auftakt zu Jazz im Pferdestall und startet die Konzertreihe mit Saxophon, Piano, Bass und Schlagzeug. Foto: Geraldine Hutt

Das Eva Klesse Quartett macht diesmal den Auftakt zu Jazz im Pferdestall und startet die Konzertreihe mit Saxophon, Piano, Bass und Schlagzeug. Foto: Geraldine Hutt

Das eröffnet ihm die große Freiheit, rein inhaltlich planen zu können. Seine Devise bei der Künstlerauswahl: „Ich lass mich da von der eigenen Neugier, Lust und Laune treiben. Jedes Jahr wird der Katalog an Musik größer und vielfältiger. Da ist immer genug frisches Futter.“ So zum Beispiel Robert Summerfield & Lars Duppler mit ihrer Hommage an Joni Mitchell, die 2023 auf dem Programm stehen.

Nils Wülker übernimmt gerne die Rolle als Kurator. Zum einen, weil er sich ohnehin viel mit anderer Musik beschäftigt. Zum anderen befeuere die Programmplanung seine persönliche Neugier, sich mit Neuem auseinanderzusetzen. Und er sieht es als Möglichkeit, das Publikum mit sehr unterschiedlichen Künstlern und Stilrichtungen zusammenzubringen und so die große Bandbreite des Jazz zu zeigen - von traditionell bis popaffin oder avantgardistisch.

Durch seine eigenen musikalischen Aktivitäten und den kurzen Draht zu Künstlerkollegen lernt er viele interessante Newcomer kennen und kann selbst bekannte Größen der Szene nach Agathenburg ziehen.

Im elften Jahr seiner künstlerischen Leitung hat Nils Wülker für die etablierte Konzertreihe mit dem „Campus Jazz“ nun ein neues Format in Form eines Wettbewerbs initiiert.

Bei Jazz im Pferdestall stehen für die kommende Saison vier starke Frauen mit ihren Bands auf dem Programm, darunter beispielsweise Karolina Strassmayer. Foto: Elmar Petzold

Bei Jazz im Pferdestall stehen für die kommende Saison vier starke Frauen mit ihren Bands auf dem Programm, darunter beispielsweise Karolina Strassmayer. Foto: Elmar Petzold

Campus Jazz bringt jungen Nachwuchs aufs Schloss

Damit rückt das Schloss Agathenburg die Nachwuchsförderung in den Fokus und gibt Musikern, die noch ganz am Anfang ihrer Bühnenkarriere stehen, eine attraktive Auftrittsmöglichkeit. Ausgelobt wird dafür ein Wettbewerb im Umfeld der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Hier ist Wülkers Musiker-Freund Arne Jansen, mit dem er gerade ein erstes Duo-Album unter dem Titel „Closer“ rausgebracht hat, Dozent. Auch Tokunbo, die zum Open Air 2021 auf dem Schloss gastierte, unterrichtet an der Hochschule. „Nachwuchs und Lehrer bespielen also die selbe Bühne“, sagt Wülker. Und das Publikum bekomme Gelegenheit, Künstler im Reifungsprozess zu erleben.

Schlagzeugerin Eva Klesse macht den Auftakt

Das Campus-Jazz-Konzert bringt dann als eine von acht Veranstaltungen der Jazz-Reihe im kommenden Jahr die Wettbewerbsbesten auf die Bühne des Pferdestalls. Vom Solopiano bis zur Bassklarinette und vom Nachwuchs bis zu Stars der Szene gibt es 2023 wieder viel zu hören, darunter auch vier starke Frauen mit ihren Bands. Die Schlagzeugerin Eva Klesse macht mit ihrem Quartett den Anfang, mit einem Programm, das in Pandemiezeiten entstand: „Songs Against Loneliness“, Lieder gegen Einsamkeit.

Die Sängerin Hannah Weiss bewegt sich mit ihrer Band zwischen jazzigen, poppigen und elektronischen Klängen. Karolina Strassmayer ist die erste Frau in der mit mehreren Grammys ausgezeichneten WDR Big Band Köln und eine international bekannte Saxofonistin. Den Abschluss bildet im November die Posaunistin Antonia Hausmann mit ihrem Debütalbum.

Anders, als der Name vielleicht vermuten lässt, sind bei der Band „Girls in Airports“ keine Frauen mit dabei: Vier dänische Musiker sorgen beim großen Open-Air-Konzert im Juni für klangvolle Stimmung unter freiem Himmel. Tickets für „Jazz im Pferdestall“ gibt es online. Alle acht oder vier Veranstaltungen nach Wahl sind auch im Abonnement erhältlich.

www.schlossagathenburg.de

Jazzkonzerte 2023

  • Freitag, 10. März: Eva Klesse Quartett: Songs Against Loneliness
  • Freitag, 14. April: Robert Summerfield & Lars Duppler: Joni
  • Freitag, 5. Mai: Omer Klein: Solo Piano
  • Sonnabend, 24. Juni: Girls in Airports: Großes Jazz-Open-Air
  • Freitag, 25. August: Hannah Weiss Group: Terra
  • Freitag, 22. September: Karolina Strassmayer & Drori Mondlak: Klaro!
  • Freitag, 6. Oktober: Campus Jazz: Best of HMTMH
  • Freitag, 3. November: Antonia Hausmann: Teleidoscope

Zur Person Nils Wülker

Nils Wülker, 1977 in Bonn geboren, zählt zu den erfolgreichsten Jazztrompetern und Komponisten in Europa. Bereits mit sieben erhält er Klavierunterricht, im zehnten Lebensjahr schwenkt er auf die Trompete um - klassisch, von Jazz noch keine Spur. Während eines Austauschjahres in den USA entdeckt Nils Wülker dann mit 16 den Jazz. Zurück in Deutschland wird er 1996 für das Jugend Jazz Orchester NRW entdeckt, in dem er bis zu seinem Jazz-Studium an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin spielt. Bereits während des Studiums mit Peter Herbolzheimers BuJazzO, der RIAS Bigband oder Thärichens Tentett unterwegs, veröffentlicht Nils Wülker 2002 - noch vor Studienabschluss - sein von Kritik und Publikum hochgelobtes Debütalbum „High Spirits“ - als erster deutscher Jazzmusiker bei Sony Music. Nils Wülker ist mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Echo Jazz als „Instrumentalist des Jahres“ in der Kategorie Blechblasinstrumente.

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