Jurist und Menschenrechtsaktivist Tareq Alaows spricht in Buxtehude

Tareq Alaows, Jurist und Menschenrechtsaktivist von Pro Asyl. Foto: PRO_ASYL_Jonas Bickman
Vor zehn Jahren war Tareq Alaows einer der vielen Syrer, die nach Deutschland flohen. Heute ist der Jurist bundesweit als Menschenrechtsaktivist bekannt - und hält einen Vortrag in Buxtehude.
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Buxtehude. Vor zehn Jahren war er selbst 45 Tage zu Fuß nach Europa auf der Flucht. Heute ist Tareq Alaows flüchtlingspolitischer Sprecher der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl.
Der in Syrien geborene Jurist gehört schon seit Jahren zu den bundesweit bekanntesten Stimmen in Fragen von Asyl- und Menschenrechtspolitik. Auf Einladung der BI Menschenwürde und der Bündnisgruppe United4Rescue der St.-Paulus-Kirchengemeinde kommt er zu einem Vortrag am Dienstag, 28. Oktober, nach Buxtehude.
Er hat das Leid der Flüchtlinge selbst erlebt
Unter dem Titel „10 Jahre Sommer der Solidarität - und jetzt?“ wird Tareq Alaows seine persönlichen Erfahrungen mit einer fundierten politischen Analyse verknüpfen. „Ich habe das Leid auf der Flucht selbst miterlebt, und ich will nicht, dass Menschen das erleben. Dafür setze ich mich ein - für die Menschenrechte innerhalb von Europa und für die Menschen auf der Flucht“, sagte Alaows im Mai auf dem Kirchentag in Hannover.
Der heute 36-jährige Alaows ist der Sohn eines Journalisten und in einer Familie aufgewachsen, der die politische Unterdrückung schon lange vor dem Arabischen Frühling und der Eskalation der Gewalt durch das Assad-Regime zu schaffen machte. Schon bevor er über das Mittelmeer und die Balkanroute nach Deutschland kam, hatte er in Syrien humanitäre Arbeit geleistet.
Nach seiner Flucht durch Europa erlebte er Deutschland als ein Land, das sich 2015 unter dem enormen Druck der Flüchtlingsbewegung entschied, den humanen Weg zu wählen und die Grenzen zu öffnen. Das millionenfache ehrenamtliche Engagement vieler Menschen in Deutschland erlebte er damals, als er in einer Turnhalle in Bochum landete, wirklich als Willkommensbewegung, wie er in einem Interview mit der Stiftung „Medico International“ sagte: „Ich kam nach der Erstaufnahme in eine Turnhalle in Bochum: Alle waren von einer persönlichen Motivation angetrieben, zu helfen. Und die daraus entstandenen ersten Begegnungen waren extrem wichtig.“
Seitdem hat sich vieles geändert: 2015 bekamen syrische Menschen einen Flüchtlingsstatus oder subsidiären Schutz im Schnellverfahren. Sie mussten keine individuellen Verfahren durchlaufen und konnten deshalb sehr schnell die Notunterkünfte verlassen und Familiennachzug beantragen. Asylpolitisch wehte bald ein anderer Wind: Der EU-Türkei-Deal wurde abgeschlossen und in Deutschland der Familiennachzug für alle Menschen mit subsidiärem Schutz zwei Jahre ausgesetzt.
Welche Handlungsmöglichkeiten haben Ehrenamtliche und Kommunen?
Auch in den solidarischen ehrenamtlichen Strukturen ist einiges kaputtgegangen, sagt Alaows. Dem Staat und der öffentlichen Bürokratie sei es damals nicht gelungen, die Ehrenamtlichen mit ihrem vorbildlichen Engagement gut einzubinden und zu unterstützen. In Buxtehude will Alaows Einblicke in die Entwicklungen der letzten zehn Jahre geben und Herausforderungen und Chancen für Gegenwart und Zukunft aufzeigen: Welche Handlungsmöglichkeiten haben Politik, Kommunen und ehrenamtlich Engagierte vor Ort heute? Wo eröffnen sich Räume für neues solidarisches Handeln?
„Solidarität und Menschenwürde sind wichtiger denn je“, finden die Veranstalter und laden alle Interessierten zu dem Vortrag am Dienstag, 28. Oktober, um 19 Uhr in der St.-Paulus-Kirche dazu ein, gemeinsam zurückzublicken, kritisch nachzufragen und vor allem nach vorne zu denken. Eintritt frei.
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