Katastrophe von 1962: Gedenken an die Flutopfer gefordert

Vom Wasser eingeschlossene Bewohner des Stadtteils Wilhelmsburg werden am 17.02.1962 mit Booten geborgen. dpa/lno
Im Hamburger Süden leben viele Menschen, die die unglaubliche Macht von Wasser 1962 am eigenen Leib erfahren mussten: Im kommenden Jahr jährt sich die Flutkatastrophe zum 60. Mal. Harburgs Politik fordert jetzt eine zentrale Gedenkveranstaltung.
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Die Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 richtete immensen Schaden an und forderte 340 Menschenleben, davon alleine 315 in Hamburg. Ursächlich für das Ausmaß der Katastrophe waren in Hamburg auch gravierende städtebauliche und verwaltungsorganisatorische Mängel sowie technisch unzureichende und teilweise schlecht gepflegte Deiche und andere Hochwasserschutzeinrichtungen.
Geliebte Menschen verloren
Seitdem sind viele Anstrengungen unternommen worden, damit sich eine solche Katastrophe nicht wiederholt. Die Bedeutung der erhaltenden und ausbauenden Deichpflege ist in das Bewusstsein der Menschen vor allem auch im damals stark betroffenen Hamburger Süden gedrungen.
Viele Menschen in Harburg erinnern sich noch sehr gut an die Flut und ihre Folgen, die auch nach Jahren noch wahrnehmbar waren. Viele haben Freunde und Verwandte, geliebte Menschen verloren und viele Betroffene standen vor dem Nichts, hatten all ihr Hab und Gut verloren.
Mahnmal in Neuenfelde
Seit 20 Jahren steht in Neuenfelde am Hohenwischer Brack das Flutdenkmal. Die Wellenwand ist eine künstlerische Formulierung, die an das Geschehene während der Flutkatastrophe von 1962 erinnern soll. Das Mahnmal erinnert jedoch nicht nur an die Vergangenheit, es mahnt auch für die Zukunft. So stehen die fünf Wellen nicht allein für die Flut von 1962, sie sollen auch vor kommenden Fluten und vor der lebensbedrohenden Gewalt des Wassers im Raum Süderelbe warnen.
Diese Mahnstätte wurde 2003 um eine Gedenktafel mit den Namen der Flutopfer vervollständigt. Auf der Granittafel sind 76 Namen von Opfern zwischen Cranz und Harburg zu lesen.
Gedenkveranstaltung beantragt
Die Fraktionen von SPD, Grünen, CDU, Linke und FDP in der Bezirksversammlung Harburg sind sich einig über die Relevanz einer Erinnerungskultur im Gedenken an die Flut von 1962. „Nunmehr – nach 60 Jahren – ist es umso wichtiger, sich der Opfer zu erinnern und sie im Andenken zu bewahren“, heißt es in einem Antrag, den die genannten Fraktionen jetzt gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Darin fordern sie die Harburger Bezirksverwaltung auf, in Abstimmung mit dem Hamburger Senat eine „Harburger Gedenkveranstaltung für den Jahrestag oder im direkten Umfeld um diesen“ zu konzipieren und umzusetzen.
Dabei sei das Flutdenkmal am Hohenwischer Brack als zentraler Ort der Veranstaltung ebenso vorstellbar wie die Ergänzung um dezentrale Orte für Veranstaltungen, Dokumentationen und Ähnliches. Infrage kämen das Harburger Rathaus, das BGZ Süderelbe, die St.-Pankratius-Kirche in Neuenfelde und weitere Orte.