Kriegerverein Brobergen feiert 125-jähriges Bestehen – Zugelassen sind nur Männer

Anzug, Schlips und Vereinsnadel, dazu die Mütze - so tritt der Kriegerverein Brobergen zu offiziellen Anlässen an, wie Vorsitzender Horst Schimkatis zeigt. Fotos: Klempow
Es gibt ihn seit 125 Jahren. Der Kriegerverein Brobergen feiert sein Jubiläum am Wochenende. Einst wurde er gegründet, um Gefallene zu ehren, Hilfe und Trost zu spenden. Und heute? Ehre, Trost und Hilfe spielen auch heute noch eine große Rolle.
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Ehren und Würde spielen eine große Rolle im traditionellen Zweck des Kriegervereins Brobergen. 1898 taten sich neun Gründungsmitglieder zusammen, um mit dem neuen Verein den Zusammenhalt im Dorf zu stärken, Hinterbliebene aufzufangen und die Gefallenen aus dem Dorf zu Ehren und die Erinnerung an sie zu bewahren.
Das war in Brobergen so, in Gräpel und Burweg, Hammah, Horneburg und Campe, Helmste oder Breitenwisch. Die Oste rauf und die Oste runter, in der Region und im gesamten Deutschen Reich wurden Kriegervereine gegründet. Viele von ihnen gibt es nicht mehr, wohl aber den in Brobergen.
Bundeswehrdienst ist keine Voraussetzung mehr
Der Vorsitzende ist Horst Schimkatis. Er zeigt die Mütze mit dem Vereinsemblem, die er seit seinem Eintritt 1965 zu offiziellen Vereinsanlässen auf dem Haupt trägt. „Die gute Mütze“ lautet die Inschrift aus den 60ern. Damals durfte nur mitmachen, wer gedient und seine Zeit bei der Bundeswehr absolviert hatte. Das ist mittlerweile anders, der Verein hat sich zumindest in diesem Punkt angepasst und nimmt auch Mitglieder ohne militärische Erfahrung auf – auch, um den Verein am Leben zu halten. Wer 16 ist, kann mitmachen. Das gilt aber nicht für alle: Ein Kriterium hat nach wie vor Bestand: Ja, der Kriegerverein Brobergen ist ein reiner Männerverein, sagt Horst Schimkatis. Er hatte mal einen Vorstoß gewagt, das zu ändern, „aber darauf gab es keine Resonanz, so richtig wollte da keiner was von wissen“.

Das Denkmal in Brobergen - auch dessen Pflege gehört zu den Aufgaben des Vereins. Am Volkstrauertag legt der Verein zum Gedenken einen Kranz nieder.
Gemessen an der Größe Brobergens mit seinen 200 Einwohnern steht der Kriegerverein mit 30 Mitgliedern gar nicht schlecht da. Vielleicht auch, weil Horst Schimkatis ein Mensch ist, der auf andere zugeht und den Eintritt in den Verein auch persönlich als gut gemeinten Vorschlag unterbreitet. „Wenn du nicht fragst, kriegst du auch keine Resonanz“, meint er
Gefeiert wird mit Alt und Jung.
Der 79-Jährige ist seit 1996 Vorsitzender. Das 100-Jährige des Vereins hat er auch schon mit auf die Beine gestellt. Damals wurde fast eine Woche lang gefeiert. Das jetzige Jubiläum fällt etwas bescheidener aus, wird aber trotzdem gebührend gewürdigt: Am Wochenende blickt der Kriegerverein nun zum Jubiläum auf 125 Jahre zurück, gefeiert wird am Sonntag, 24. September, ab 13 Uhr beim Sport- und Kulturzentrum Brobergen. Mit Hüpfburg für die Kinder, Kaffee und Kuchen der Landfrauen, mit dem ganzen Dorf und geladenen Gästen.

Seit 1965 trägt Horst Schimkatis seine Vereinsmütze bei offiziellen Anlässen.
Boßeln und Ausflüge gehören zum gesellschaftlichen Teil des Vereinslebens. Trotzdem wird es immer schwieriger, Jüngere zu gewinnen. Zum Volkstrauertag steht die Kranzniederlegung zum Gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt an. Der Kriegerverein kommt in schwarzen Anzügen, mit Schlips und Nadel - und mit der Vereinsmütze.
Salutschüsse sind abgeschafft
Verstorbenen Mitgliedern das letzte Geleit zu geben - auch das gehört zu den Aufgaben, das Tragen des Sargs, dem Verstorbenen mit der Fahne die letzte Ehre zu erweisen, in stiller Würde. Dennoch war es früher durchaus laut: Es wurde zum Salut geschossen, mit geliehenen Jagdflinten. „Aber das machen wir bestimmt schon zehn Jahre nicht mehr“, sagt Schimkatis. Wenn gewünscht, engagiert er aber Musiker, die das Lied vom „Guten Kameraden“ zum Abschied auf der Trompete spielen. Das Prozedere bei Begräbnissen ist festgelegt: „Wir machen das ganz formell, es wird dafür angetreten“, sagt Schimkatis, der auch als Kommandeur agiert. Die Vereinsfahne wird vorausgetragen, Kranzniederlegung und Abschiedsworte, das Senken der Fahne über dem Grab. Die Fahne hatte der Verein für 275 Reichsmark 1906 angeschafft und den Neuerwerb mit einem Fahnenweihfest gebührend gefeiert.
Heutzutage hat Fahnenobmann Herbert Tunsch ein Auge auf das gute Stück. Der Posten des zweiten Vorsitzenden muss erst wieder besetzt werden. Alle zwei Jahre wird gewählt. Horst Schimkatis würde den Vorsitz im Kriegerverein Brobergen noch mal übernehmen. „Die 30 Jahre würde ich wohl gerne noch voll machen“, sagt er. Damit die Tradition noch weiter bewahrt wird.