Kutenholzerin veröffentlicht Buch über Nazi-Gräueltaten

Debbie Bülau übergibt ihr erstes Buch-Exemplar an Landrat Kai Seefried. Foto: Landkreis Stade/Daniel Beneke
Eine hohe Zahl an Zwangsabtreibungen, Kinderarbeit, Kriegsgefangene - welche Greueltaten sich in der Zeit des Nationalsozialismus in der Samtgemeinde Fredenbeck abspielten, schildert die Kutenholzerin Debbie Bülau in ihrem Buch. Was ihre Mission ist.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Fredenbeck. Seit Jahren recherchiert Heimatforscherin Debbie Bülau aus Kutenholz-Aspe zu NS-Opfern in der Region - unterstützt von der Stader Kreisarchäologie. Mit ihren Mitstreitern hat sie wie bereits berichtet, ein viel beachtetes Gedenkprojekt initiiert, die Installation von Stelen und Informationstafeln auf Friedhöfen der Samtgemeinde Fredenbeck angeregt und eine Wanderausstellung gestaltet. Manchem Angehörigen konnte sie Gewissheit geben, wo und unter welchen Umständen Eltern oder Großeltern starben. Jetzt folgt ihr Buch „Niemand sollte zweimal sterben - erinnert euch an uns“ ein lesenswertes Buch.
Schicksale von Menschen, die in der Samtgemeinde Fredenbeck durch das NS-Regime getötet wurden, sind einfühlsam erzählt. „Diese Kriegsopfer waren viel zu lange vergessen“, sagt Bülau. Sie habe durch ihre Recherche mehreren Familien dabei helfen können, die Geschichte ihrer Angehörigen zu klären.
Einen Schwerpunkt in dem Buch bilden die Schicksale britischer Soldaten, aber auch andere Opfergruppen werden thematisiert. „Im Landkreis Stade gibt es noch viel aufzuarbeiten. Ich wünsche mir, dass auch andere Interessierte sich damit beschäftigen und die Geschichten bewahren“, sagt Bülau.
Kinderarbeit in Tostedt und Harsefeld
Die Heimatforscherin zeigt in dem Buch auch, wie sie bei ihrer Recherche vorging - etwa mit Hilfe der Online-Datenbank Arolsen-Archives. „Besonders erschreckt hat mich die hohe Zahl an Zwangsabtreibungen bei Zwangsarbeiterinnen im Landkreis Stade, die fein säuberlich in Listen dokumentiert wurden“, berichtet Bülau. Als verstörend empfand sie auch die Personalakten der Deutschen Reichsbahn: In den Nachlässen der Bahnmeistereien Tostedt und Harsefeld fanden sich Arbeitsausweise von Kindern, die für die Bahn Zwangsarbeit leisten mussten. Die Unterlagen stammen aus dem Jahr 1943, manche Kinder waren erst zehn Jahre alt.
In ihrem Buch stellt sie dar, was ihre Nachforschungen bewirkt haben und welche internationalen Netzwerke entstanden sind: „Familienzweige haben sich durch uns wiedergefunden“, sagt Bülau. Zu lesen sind der Dankesbrief der verstorbenen Queen Elizabeth II. sowie Berichte von den Recherchereisen nach Schottland. Unterstützt wurden Bülaus Recherchen unter anderem vom Stader Kreisarchäologen Daniel Nösler, dem Kutenholzer Heimatforscher Frank Hoferichter, den Lektoren Anja Nölke und Jürgen Dubau und Verleger Torsten Henneken.
„Gerade in einer Zeit, in der vor Europas Grenzen wieder Krieg herrscht und wir auch im Landkreis Stade wieder einen starken Zustrom von Vertriebenen und Flüchtlingen verspüren, ist das Werk ein ermutigendes Signal der aktiven Gedenkarbeit und der gelebten Völkerverständigung“, sagt Landrat Kai Seefried, der auch Kreisvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist. „Es ist von unschätzbarem Wert. Ich kann die Lektüre nur wärmstens empfehlen und hoffe, dass auch die eine oder andere Schulklasse sich mit diesem Werk beschäftigen wird.“
Kontakt zu Debbie Bülau per E-Mail an: info@gedenkorte-kutenholz-und-umgebung.de.www.gedenkorte-kutenholz-und-umgebung.de.