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Infektionsschutzgesetz

Lauterbach stellt nach Corona-Treffen klar: Maskenpflicht kommt

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Foto: Michael Kappeler/DPA

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Foto: Michael Kappeler/DPA

Bund und Länder wollen möglichst einheitlich in den Corona-Herbst gehen - doch bei ihren Beratungen gibt es auch Streit. Absehbar ist bereits, dass in Deutschland wohl wieder mehr Maske getragen wird.

Dienstag, 09.08.2022, 21:39 Uhr

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte nach der Beratung: „Klargestellt ist, dass Maskenpflicht in Innenräumen bei einer angespannten Pandemielage die Regel sein soll.“ Mehrere Länder hatten im Vorfeld Kritik an geplanten Ausnahmen geübt. Hierbei geht es um den Plan, Menschen von Maskenpflichten in Restaurants oder bei Kultur- und Sportveranstaltungen zu befreien, wenn ihre Impfung nicht älter als drei Monate ist.

Lauterbach sagte: „Nur in Ausnahmefällen soll davon abgewichen werden können.“ Dadurch werde die Notfall-Regel noch sicherer. „Von einem frisch Geimpften geht selbst dann ein relativ geringes Infektionsrisiko aus, wenn er keine Maske trägt.“

Debatte um Infektionsschutzgesetz - Bayern fordert Nachschärfungen

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) forderte Lauterbach hingegen auf, die „fragwürdigen Ausnahmen“ von der Maskenpflicht für frisch Geimpfte und Genesene aus dem Gesetz zu nehmen. Ein Drei-Monats-Impfintervall widerspreche den aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission. 

Nach Angaben der GMK-Vorsitzenden und Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) haben die Länder darauf hingewiesen, dass Masken-Ausnahmen nur schwer kontrollier- und umsetzbar seien. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sieht noch Diskussionsbedarf bei dieser Frage, wie er dem „Weser-Kurier“ bereits im Vorfeld der Konferenz gesagt hatte.

Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) fragte: „Wie soll das in der Praxis umgesetzt werden vor einer Kneipe, vor einem Restaurant, vor einem Theater?“ NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte der „Rheinischen Post“ (Mittwoch): „Das kann nicht kontrolliert werden.“ Die Länder würden nun konkrete Verbesserungsvorschläge machen.

Der rheinland-pfälzische Gesundheitsstaatssekretär Denis Alt (SPD) teilte mit: „Der Bund geht davon aus, dass er das durch eine Umprogrammierung der Corona-Warn-App bewerkstelligen kann.“ Doch nicht jeder nutze die App oder habe ein Smartphone.

Das von Lauterbach und Justizminister Marco Buschmann (FDP) vorgelegte Schutzkonzept für den Herbst bezeichnete Grimm-Benne aber als gute Grundlage, damit die Länder einen „Instrumentenkasten“ zur Verfügung gestellt bekommen. Auch Leonhard lobte: „Da sind eine Menge Sachen drin, mit denen man sehr gut umgehen kann.“

Niedersachsens Gesundheitsministerin: Einige Corona-Regeln gehören auf Prüfstand

Beim Entwurf für das neue Infektionsschutzgesetz sieht Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) an einigen Stellen Nachbesserungsbedarf. Es sei gut, dass der Bund frühzeitig ein Corona-Schutzkonzept vorgelegt hat, aber einige Regelungen gehörten auf den Prüfstand, sagte Behrens am Dienstag. Der Bund müsse an einigen Stellen konkreter auslegen, wie er sich die Umsetzung in den Ländern vorstellt.

Niedersachsen habe immer zum Team Vorsicht gehört, sagte Behrens: "Das hat uns gut durch die vergangenen zwei Jahre gebracht und vor allem dabei geholfen, durchweg schwerkranke Menschen in unseren Kliniken zu versorgen."

Neues Infektionsschutzgesetz kommt im Oktober

Nach den Vorstellungen von Lauterbach und Buschmann soll bundesweit weiterhin eine Maskenpflicht in Bus, Bahn und Flugzeug sowie neu eine Masken- und Testpflicht in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gelten. Die Länder sollen selbst entscheiden, ob sie zudem in öffentlichen Innenräumen Masken vorschreiben.

Lauterbach rief die Länder ihrerseits auf, die Möglichkeiten des geplanten Infektionsschutzgesetzes zu nutzen. Den Wunsch nach einem bundeseinheitlichen Vorgehen begrüße er, sagte er.

Holetschek zeigte sich enttäuscht und forderte, Lauterbach müsse den Entwurf in zentralen Punkten ändern – auch gegen mögliche Widerstände aus den Reihen der FDP. „Bislang ist die Kommunikation der Bundesregierung leider desaströs“, kritisierte der CSU-Politiker. Zuletzt hatten FDP-Bundestagsabgeordnete den vom FDP-Justizminister mit ausgehandelten Entwurf in vorliegender Form abgelehnt. Im Fernsehsender „Welt“ warnte Holetschek vor einem Flickenteppich. (dpa)

 

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