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Nach Flutkatastrophe

Muslime aus Stade und Buxtehude im Fluthilfe-Einsatz

Zwischen Schuttbergen unterwegs zur Versorgung der Helfer.Fotos: Malhi

Zwischen Schuttbergen unterwegs zur Versorgung der Helfer.Fotos: Malhi

Ein Team junger Leute aus Stade und Buxtehude hat die Sommerferien mit einem Fluthilfeeinsatz im Ahrtal verbracht: Neun Helfer  von der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde packten in der Gemeinde Mayschoß bei Aufräumarbeiten an und verteilten Essen.

Von Anping Richter Mittwoch, 22.09.2021, 10:30 Uhr

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Mit Tatendrang und Kühlboxen voller Essen hat ein Team junger Leute aus Stade und Buxtehude den Wiederaufbau nach der Flut im Ahrtal unterstützt. Neun Helfer im Alter von 16 bis 24 Jahren und der Imam Salman Ahmad Malhi von der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde haben mehrere Wochen in der Gemeinde Mayschoß geholfen.

Unter dem Motto „Wir sind alle Deutschland“, das sie bei der Arbeit auch auf ihren T-Shirts zeigten, hatten die jungen Helfer einen Bus gemietet und sich aufgemacht. Im Gepäck: mehr als 500 Portionen vorbereitetes Essen.

Dass das von den Helfern vor Ort benötigt wird, wussten sie aus erster Quelle: Der Bruder des Stader Imams ist ebenfalls als Imam und Seelsorger tätig – heute in Köln, vorher aber in Neuss, nicht weit entfernt von den betroffenen Gebieten. Er war mit ehrenamtlichen Helfern aus seiner Gemeinde nach der Flut aktiv geworden und hatte dann die Buxtehuder und Stader Glaubensgenossen als Helfer gewinnen können.

Beeindruckendes Erlebnis für Jugendliche

Bereut haben sie ihren Einsatz nicht. Einige blieben vier Wochen, einige sogar sechs Wochen lang. Besonders für die Jugendlichen unter den Helfern sei der Einsatz ein sehr beeindruckendes Erlebnis gewesen, berichtet Imam Malhi: „Es ist einfach klar geworden, dass das, was wir in den Medien erfahren, niemals wirklich wiedergegeben kann, was wir vor Ort selbst erfahren.“

Nachdem die ersten 500 Essen, die von Frauen aus der Gemeinde im Kreis Stade zubereitet worden waren, vor Ort in Mayschoß an hungrige Aktive ausgeliefert waren, verteilten die neun Gemeindemitglieder jeden Tag Essen, das in der Großküche der Gemeinde in Köln zubereitet wurde. Dort durften sie ihr Quartier in der Moschee aufschlagen und fuhren jeden Morgen etwa 70 Kilometer bis Mayschoß.

Unterschriften auf der Helfertafel .

Unterschriften auf der Helfertafel .

Neben dem Essenverteilen halfen sie bei Bedarf auch beim Aufräumen und Schlammschippen. „Die Menschen haben sich sehr bei uns bedankt und berichtet, dass sie teilweise seit Tagen keine warme Mahlzeit mehr bekommen hatten“, sagt Imam Malhi. Es sei sehr schmerzhaft gewesen, zu hören, was viele Menschen dort haben durchmachen müssen. Manche haben ihre Familienangehörigen durch die Flut verloren.

Vorurteile revidiert

Gleichzeitig sei es aber auch eine schöne Erfahrung gewesen, zu erleben, dass viele Menschen ihre Vorurteile gegen Muslime und auch ihr Bild des Islam revidierten, nachdem sie den Einsatz der Gemeindemitglieder vor Ort erlebten. Die Ahmadiyya-Gemeinde, zu der deutschlandweit etwa 50.000 Mitglieder zählen, hatte ihre jungen Leute bundesweit zum Helfen aufgerufen. Dem will Imam Salman Ahmad Malhi sich anschließen.

Die jungen Gemeindemitglieder aus Stade und Buxtehude mussten ihren Einsatz beenden, aber im Ahrtal werde noch immer dringend Hilfe benötigt. Allen, die ehrenamtlich mit anpacken wollen, rät er, sich vorher über die Haribo Helfer Shuttle zu informieren, die Helfer koordinieren und an die betroffenen Orte bringen: www.helfer-shuttle.de

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