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Prozess

Nach Quälvideo einer Mitschülerin: Mädchenbande aus Heide verurteilt

Mehrere Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren hatten am 21. Februar in Heide eine 13-Jährige geschlagen und gedemütigt. Foto: picture alliance/dpa

Mehrere Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren hatten am 21. Februar in Heide eine 13-Jährige geschlagen und gedemütigt. Foto: picture alliance/dpa

Eine Gruppe von Mädchen quält eine 13-jährige Schülerin in Heide und filmt die Tat, obwohl das Mädchen bittet und bettelt aufzuhören. Anschließend stellt die Bande das Video online. Das Geschehen sorgte bundesweit für großes Entsetzen. Nun hat das Amtsgericht Meldorf ein Urteil gefällt.

Mittwoch, 07.06.2023, 07:00 Uhr

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Update vom 6. Juni, 15.00 Uhr:

Im Prozess um den Überfall auf eine 13-Jährige in Heide hat das Amtsgericht Meldorf (Dithmarschen) am Dienstag vier weibliche Jugendliche verwarnt. Sie müssen alle jeweils 50 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und als Gruppe ein Antigewalt- und Opferempathietraining absolvieren, teilte eine Sprecherin des Landgerichts Itzehoe mit. Die Verwarnung erfolgte wegen gefährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit Nötigung, Sachbeschädigung und Verletzung von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen.

Die Angeklagten im Alter von 14 bis 17 Jahren sollen das Mädchen am 21. Februar geschlagen und gedemütigt haben. Die Tat wurde per Smartphone gefilmt und im Internet verbreitet. Das Geschehen hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Die Verhandlung vor einem Jugendschöffengericht fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Handy-Video sorgt nach Gewalttat an 13-Jähriger für Aufregung

Drei von vier Angeklagten erklärten nach Angaben der Sprecherin den Verzicht auf Rechtsmittel. Für sie ist das Urteil rechtskräftig. Die Verhandlung gegen die vier angeklagten Mädchen begann am nächsten Dienstag vor dem Jugendschöffengericht am Amtsgericht Meldorf. Wegen des Alters der Mädchen hat die Verhandlung nicht öffentlich stattgefunden.

Mehrere Mädchen hatten am 21. Februar in Heide die 13-Jährige unter anderem geschlagen und gedemütigt. Das wurde per Smartphone gefilmt und im Internet verbreitet. Die Tat hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst.

Schulaufsicht sieht kein zunehmendes Gewaltproblem

„Dass die Täterinnen im Kinder- und Jugendalter das alles gefilmt und dann auch noch das Video verbreitet haben, verlängert die Qualen des Opfers“, sagte Prien. Wer das Video teile, schädige das Mädchen wieder und wieder. Wem es in Social Media begegne, der solle es dem Betreiber der Seite melden. „Als Mutter von drei Söhnen weiß ich, was heute im Internet alles kursiert.“

Aus Sicht der Schulaufsichten gebe es kein zunehmendes Gewaltproblem an den Schulen in Heide, aber im Kreis sei ein Schwerpunkt für Jugendgewalt, sagte Prien. Daher bestehe weiterer Handlungsbedarf. „Unsere Schulrätin in Heide hat bereits alle Schulen für einen Runden Tisch noch in dieser Woche eingeladen, um weitere Maßnahmen zu besprechen.“ Die Polizeiliche Kriminalstatistik weise landesweit eine Zunahme bei Rohheits- und Gewaltdelikten bei Mädchen unter 14 Jahren auf.

13-Jährige erlebt Martyrium in Heide

Die Peinigerinnen hätten trotz der Bitten des Kindes nicht aufgehört. Stattdessen verabredeten sie, welche der Mädchen die 13-Jährige schlagen dürfen. Erst dann dürfe sie gehen. Drei Schläge soll das etwa fünfminütige Video den Angaben zufolge zeigen. Doch das Martyrium des Kindes soll der Mutter zufolge länger gedauert haben. Sie spricht von einem Nachmittag.

Dabei sollen die Mädchen später auch eine Zigarette auf der linken Wange der Tochter ausdrückt und ihr die Haare angezündet haben. „Das verkokelte Haarband habe ich später gefunden“, wird die Mutter zitiert. (dpa)

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