Nordkehdingen investiert 400.000 Euro in die Digitalisierung der Schulen

Auch die Grundschulen in Nordkehdingen sollen möglichst schnell mit Tablets ausgestattet werden. Foto: Armin Weigel/dpa
Die Samtgemeinde Nordkehdingen treibt die Digitalisierung der Schulen voran und will dafür 400.000 bis 500.000 Euro in die Hand nehmen. Dem Schulausschuss wurde nun der Medienentwicklungsplan vorgestellt.
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Die Lehrkräfte, die am Dienstagabend in der Grund- und Oberschule (GOBS) Nordkehdingen in Freiburg den Schulausschussmitgliedern am interaktiven Whiteboard die digitale Welt vorführten, sind bereits Feuer und Flamme.
Wischhafens Schulleiterin Verena Marx-Dieckmann erklärte, dass mehr Differenzierung möglich ist. „Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche können oft die Schrift der Lehrer an der Tafel nicht lesen, weil die Abstände zu eng sind. Wenn ich den Text spreche, wird er vom Gerät gesetzt, mit den entsprechenden Abständen.“ „Ich kann Tafelbilder abspeichern und kranken Kindern nach Hause schicken“, nennt der Freiburger Lehrer Andreas Thorban einen weiteren Vorteil. „Im Unterricht können wir uns digital direkt in die Wüste oder vor ein Hochhaus in New York stellen“, begeistert sich Ulrike Hackerott.
Bundesförderung von 230.000 Euro bereits verbaut
Um die Vorteile der digitalen Welt nutzen zu können, müssen die Schulen entsprechend ausgestattet sein. Dafür stellte die Bundesregierung das Bundesprogramm Digitalpakt Schulen auf. 230.000 Euro sind für die Samtgemeinde verfügbar – berechnet nach der Schülerzahl. Doch bevor die Fördermittel fließen, muss die entsprechende Infrastruktur hergestellt werden. Dies bedeutet, dass sämtliche WLAN-Kabel und Server auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden müssen. Daraufhin ist eine vollständige WLAN-Ausleuchtung zu schaffen, sodass in jedem Klassenzimmer eine stabile Verbindung sämtlicher Endgeräte gewährleistet wird.
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Außerdem mussten die Schulen Medienbildungskonzepte schreiben und der Schulträger – hier die Samtgemeinde – musste einen Medienentwicklungsplan erstellen. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Medienkompetenz, „damit die Schüler mit der Welt, die sie als Handy in der Hosentasche tragen, auch umgehen können“, so der für Schulen und Digitalisierung zuständige stellvertretende Verwaltungschef Frank Griemsmann im Ausschuss.
32 Whiteboards und 174 Tablets werden benötigt
Die Konzepte stehen – dafür hatte sich in Nordkehdingen 2020 eine schulübergreifende Arbeitsgruppe gebildet –, die Kabel liegen bereits in den Grundschulen Wischhafen und Balje. In der GOBS werden sie über den Sommer gezogen. Damit seien die 230.000 Euro des Bundes ausgegeben, so Griemsmann. Benötigt werden noch 32 digitale Tafeln à 6000 Euro (macht: 192.000 Euro) und 174 weitere Tablets (104.000 Euro), zählt er auf. Und die Samtgemeinde müsse sich darauf einstellen, nach ein paar Jahren jährlich 40.000 Euro zusätzliche Unterhaltungskosten zu haben.
Um das alles wuppen zu können, hat die Verwaltung 400.000 Euro in den Haushalt gestellt, inklusive Förderung. „Wir müssen in Eigenleistung treten, um das bewältigen zu können“, sagt Griemsmann. Sobald der Rat dem Medienentwicklungsplan und den 400.000 Euro zustimmt, werden die Endgeräte ausgeschrieben. „Sobald alle drei Schulen auf dem neuesten Stand sind, können wir zeitgleich durchstarten.“
Ukrainer irritiert über schlechten Standard
Es sei höchste Zeit, erzählt Griemsmann. Wie weit Deutschland bei der Digitalisierung hinterherhinke, sei täglich im Kontakt mit den ukrainischen Flüchtlingen zu erleben. Die seien sehr irritiert über den schlechten Standard der Technik in Deutschland. „Es geht um viel Geld, aber wir müssen es durchziehen, um den Anschluss zu kriegen.“
Ein zusätzliches Argument lieferte Lehramtsanwärterin Amelie Kück, die in der Arbeitsgruppe mitarbeitete: „Die technische Ausstattung der Schulen ist für junge Lehrer ein wichtiges Auswahlkriterium, wo sie ihre Stelle antreten“, berichtet sie. Das könnte den notorisch unterbesetzten Schulen im Norden weiterhelfen. Einen ersten Erfolg gibt es schon: Die Referendarin Kück tritt zum nächsten Schuljahr ihre erste Lehrerstelle in Balje an.