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Pflegebericht sieht Handlungsbedarf: Landkreis braucht größeres ambulantes Angebot

Thomas Schmidt, Leiter des Amtes Soziales und Teilhabe, und Hanna Münster-Bortig von der Sozialplanung Landkreis Stade präsentierten im Ausschuss den Pflegebericht 2023.

Thomas Schmidt, Leiter des Amtes Soziales und Teilhabe, und Hanna Münster-Bortig von der Sozialplanung Landkreis Stade präsentierten im Ausschuss den Pflegebericht 2023. Foto: Landkreis Stade/Christian Schmidt

Mehr als 10.000 pflegebedürftige Menschen gab es 2021 im Landkreis Stade, 45 Prozent mehr als 2015. Bis zum Jahr 2040 wird diese Zahl auf über 14.000 ansteigen, so die Prognose im jetzt vorgestellten Pflegebericht.

Von Redaktion Dienstag, 05.03.2024, 19:22 Uhr

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Landkreis. Der starke Anstieg der Pflegeleistungen zwischen 2015 und 2021 macht sich nicht nur beim Pflegegeld, sondern vor allem bei der ambulanten Pflege mit einem Plus von 33 Prozent bemerkbar. Dabei spielt allerdings nicht nur der Bevölkerungszuwachs vor allem in der Gruppe der älteren Menschen (mit Süd-Nord-Gefälle zwischen Este und Oste) eine besondere Rolle. Das zeigt der von der Sozialplanung des Landkreises vorgelegte Pflegebericht.

Auch gesetzliche Veränderungen wie die Einführung der Pflegegrade schlagen sich in der Statistik nieder, so Hanna Münster-Bortig von der Sozialplanung in einer Pressemitteilung des Landkreises. Gleichwohl ist der Altersquotient, der die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter (18 bis 64 Jahre) ins Verhältnis zur Zahl der Seniorinnen und Senioren (ab 65 Jahre) setzt zwischen 2011 und 2022 von 32 auf 37 gestiegen - und damit auch die Zahl der Pflegebedürftigen. In Nordkehdingen liegt der Altersquotient mit 47 am höchsten, in der Samtgemeinde Apensen mit 24 am niedrigsten.

Stationäre Pflege

Mit Stand Juni 2023 gab es im Landkreis 2483 vollstationäre Pflegeplätze in 29 Pflegeeinrichtungen. Damit kommen 22 stationäre Pflegeplätze auf 100 Pflegebedürftige (Pflegegrad 1 nicht mitgerechnet). Ein hohe Versorgungsquote konstatiert der Pflegebericht rechnerisch in den Städten Stade und Buxtehude sowie in der Samtgemeinde Fredenbeck. In der Tagespflege ergab die Bestandsaufnahme 273 teilstationäre Pflegeplätze in 17 Einrichtungen. Die teilstationäre Versorgungsquote in der Hansestadt Stade war vergleichsweise gering und überdurchschnittlich der Versorgungsgrad in Drochtersen, Lühe und Harsefeld.

Ambulante Pflege

Im Jahr 2022 gab es im Landkreis Stade 38 ambulante Pflegedienstleister. In allen Kommunen sind mindestens zwei Pflegedienste tätig. Knapp 2000 Menschen nahmen 2021 ambulante Pflegeleistungen in Anspruch - seit 2017 ein Anstieg um elf Prozent, wobei der Anstieg in den mittleren Pflegegraden 3 und 4 am stärksten war.

Zahlreiche pflegebedürftige Personen werden darüber hinaus von informell Pflegenden betreut. Als informelle Pflege bezeichnen die Fachleute die Übernahme von Tätigkeiten, die der Pflegebedürftige allein nicht mehr ausüben kann, durch direkte Bezugspersonen, die keine pflegerische Ausbildung haben. Das können Angehörige, Nachbarn oder Freunde sein.

Sozialplanerin Hanna Münster-Bortig: „Im Dezember 2021 bezogen rund 6350 Menschen Pflegegeldleistungen zur Sicherstellung der eigenständig beschafften Pflegehilfe im Landkreis Stade. Fast 1000 weitere Personen bezogen zu diesem Zeitpunkt eine Kombination aus Geld- und Sachleistungen, wobei ein Teil des Pflegegeldes für professionelle ambulante Leistungen verwendet wird. Insgesamt werden im Rahmen der ambulanten Pflege im Landkreis Stade 8300 Personen zu Hause gepflegt.“

Erhebungen zeigten, so Münster-Bortig, dass eine Pflege in der häuslichen Umgebung in den meisten Fällen durch informell pflegende An- und Zugehörige zumindest unterstützt wird. Bezogen auf Zahlen einer bundesweiten Studie ist davon auszugehen, dass im Jahr 2021 rund 7700 im häuslichen Bezug gepflegte Personen im Landkreis Stade Unterstützung durch rund 14.000 informell pflegende An- und Zugehörige in Anspruch nahmen. Knapp 70 Prozent der Hauptpflegepersonen sind 55 Jahre und älter und knapp 40 Prozent sogar 65 Jahre und älter.

Handlungsbedarf bei der Pflege

Für sechs Bereiche geben die Autoren des Pflegeberichts für den Landkreis Stade Handlungsempfehlungen ab, so Thomas Schmidt, Leiter des Amtes Soziales und Teilhabe. Zunächst solle an vier der sechs Handlungsfelder intensiver gearbeitet werden.

Bei der Pflegeinfrastruktur geht es insbesondere im ambulanten Bereich um einen Kapazitätsausbau, der jedoch durch den Fachkräftemangel begrenzt ist. Wünschenswert ist eine stärke Kooperation der Pflegedienstanbieter, ein bedarfsgerechtes palliatives Angebot in der Fläche und prioritär, so Schmidt, ein stärkerer Fokus auf das Thema Demenz. Hier schlägt der Bericht Ansprechstellen für pflegende Angehörige, die Spezialisierung stationärer Einrichtungen oder die Unterstützung ambulant betreuter Pflege-Wohngemeinschaften vor.

Beim Pflegepersonal geht es nicht nur dringend um die Gewinnung, sondern auch um das Halten von qualifiziertem Personal durch attraktivere Arbeitsbedingungen. Das, so Schmidt, könne zum Beispiel durch Kinderbetreuungsangebote, aber auch die Flexibilisierung der Arbeitszeiten oder die Integration von Arbeitskräften aus dem Ausland geschehen.

Auch die Unterstützung pflegender Angehöriger und die Stärkung des Ehrenamtes stehen auf der To-do-Liste. (st)

Der Pflegebericht steht online zum Download bereit: www.landkreis-stade.de/pflegebericht

J
Jochen Mextorf
06.03.202402:49 Uhr

Jeder, der sich für die Bewerbung um ein Mandat in Bundes- oder Landtagen bewirbt, sollte vorher ein Jahr Pflegedienst leisten, nach vorheriger Intensiv-Ausbildung. Damit würde der Bundestag heftig schrumpfen und bezahlbar.

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