Piept’s bei Ihnen? Nabu im Landkreis ruft zum Vogelzählen auf

Eine Weidenmeise im winterlichen Garten. Foto: Alexander Erdbeer - stock.adobe.com
An diesem Wochenende ist die Stunde der Wintervögel: Der Nabu im Kreis Stade ruft dazu auf, Vögel im Garten zu zählen. Wer mitmacht, hilft auch der Klimaforschung.
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Landkreis. Die hängende Futterstelle in Catharin Chromows Garten in Stade-Hagen ist gut besucht: Zwei niedliche Blaumeisen fliegen gerade weg, eine Kohlmeise landet, und in der Hecke daneben schwatzt eine Schar von Spatzen. Trotzdem vermisst Catharin Chromow einige gewohnte Besucher: „Erlenzeisig, Bergfink und Heckenbraunelle sind diesen Winter nicht gekommen.“

Da, eine Tannenmeise: Inken Gerlach (rechts) und Catharin Chomow beobachten Wintervögel. Foto: Richter
Inken Gerlach, die Vorsitzende des Nabu (Naturschutzbund Deutschland) im Kreis Stade, hört das nicht zum ersten Mal. „Das Artenspektrum hat sich ausgedünnt“, sagt sie. Der Klimawandel habe das Zugverhalten der Vögel verändert. Wie sich das bemerkbar macht, will der Nabu genau wissen und ruft deshalb vom 10. bis zum 12. Januar auch in diesem Jahr dazu auf, sich an einem bundesweiten Forschungsprojekt zu beteiligen: der Stunde der Wintervögel.
Citizen-Science-Projekt als Langzeitstudie
Citizen Science wird es genannt, wenn möglichst viele aus der Bevölkerung der Forschung helfen, große Datenmengen und damit viele Hinweise zur Entwicklung der heimischen Vogelbestände zu sammeln. Die Stunde der Wintervögel ist eine Langzeitstudie, die wertvolle Informationen zur Verbreitung und Bestandsentwicklung liefert.
„Augen auf!“: Das ist Inken Gerlachs Rat für jeden Einzelnen, der etwas dafür tun will, die Artenvielfalt zu schützen. Wer die Veränderungen genau beobachtet, dem werde bewusst, welche globalen Vorgänge dahinterstecken. „Wir müssen als Gesamtbevölkerung auf unsere Vögel aufpassen“, sagt sie.
Boom von Mitmachaktionen
Vögel, Igel, Maulwurf – bitte zählen!
Aufgewachsen im Braken - engagiert beim Nabu
Gerlach ist seit Juni Kreisvorsitzende des Nabu. Ihr Engagement für Natur- und Umweltschutz hat persönliche Wurzeln. „Ich bin im Braken aufgewachsen“, sagt die Försterstochter aus Hollenbeck. Früher war der 654 Hektar große Braken ein Nutzwald, durchsetzt von artenreichem Grünland, das nur zwei Mal im Jahr gemäht wurde.
Heute sind weite Teile des Brakens geschützer Urwald und dürfen nicht betreten werden. Das ist in Ordnung, sagt Inken Gerlach. Doch sie vermisst die Frischwiesen ihrer Kindheit mit Kuckuckslichtnelken, Bachnelkenwurz und Wiesenschaumkraut. Allerdings sei es heute kaum zumutbar, Grünland so zu bewirtschaften wie früher - ohne schwere Maschinen, handgemäht.
Gerlach ist Landschaftsplanerin und vegetationskundliche Gutachterin. Im Alten Land ist sie durch ihre langjährige Mitarbeit in einem Artenvielfalt-Projekt mit dem Nabu bekannt. Als Umweltpädagogin engagiert sie sich schon lange ehrenamtlich. Was ihr wichtig ist: „Neues in der Natur zu entdecken und zu ergründen, Lebensräume zu erhalten, zu entwickeln und daran mitzuwirken, dass in einem komplexen Umfeld zukunftsweisende Projekte angestoßen und umgesetzt werden.“
Naturschutz zum Mitmachen
Beim Nabu im Kreis Stade funktioniert das zurzeit gut: Der Verein hat 1300 Mitglieder - und immer mehr Aktive. Wer Lust hat, kann an jedem ersten Donnerstag im Monat ab 19 Uhr ins Hans-Kelm-Haus, Im Bohrfeld 8, in Stade kommen, bei Exkursionen Wälder, Moore oder Kiesgruben entdecken oder beim Obstbaumschnitt und Heckenpflanzen Hand anlegen. Viele Aktionen richten sich an Kinder und Jugendliche. Mehr dazu unter nabustade.de.
Wer bei der Stunde der Wintervögel mitmachen will, beobachtet eine Stunde lang die Vögel im Garten oder Park. Von jeder Art wird die höchste Anzahl Vögel notiert, die während der Stunde gleichzeitig gesichtet wurde, und bis 20. Januar dem Nabu gemeldet unter www.stundederwintervoegel.de