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2. Fußball Bundesliga

Risikospiel St. Pauli gegen Rostock: Polizei setzt auf Fan-Trennung

Am Sonntag erwartet der FC St. Pauli Hansa Rostock zu einem Hochrisiko-Spiel. Foto: Michael Schwartz/dpa

Am Sonntag erwartet der FC St. Pauli Hansa Rostock zu einem Hochrisiko-Spiel. Foto: Michael Schwartz/dpa

Erstmals seit März 2009 sind wieder Rostocker Fans im St.-Pauli-Stadion. Die Polizei will die verfeindeten Fan-Lager trennen, um die Sicherheit unbeteiligter Dritter zu gewährleisten.

Samstag, 25.02.2023, 12:05 Uhr

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Die Hamburger Polizei stellt sich mit starken Kräften auf das Hochrisikospiel in der 2. Fußball-Bundesliga zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock ein. Im Umfeld der Partie am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) werden mehrere Hundertschaften im Einsatz sein. Wie eine Polizeisprecherin am Freitag auf Nachfrage mitteilte, werden auch Beamte aus Schleswig-Holstein, Berlin und der Bundespolizei als Unterstützung angefordert.

"Die Fan-Trennung ist das A und O", sagte die Sprecherin weiter: "Nur dann sind wir in der Lage, vor allem die Sicherheit unbeteiligter Dritter zu gewährleisten." Den Rostocker Fans, die einen Marsch in Bomberjacken zum Millerntor angekündigt hatten, sei ein mit dem FC St. Pauli abgesprochenes Angebot gemacht worden: Die Hansa-Anhänger sollen in zwei Sonder-S-Bahnen vom Hauptbahnhof zu den Landungsbrücken fahren und könnten von dort - von der Polizei begleitet -  zum Stadion gehen.

"Ob das Angebot angenommen wird, wissen wir nicht", sagte die Polizeisprecherin. Das einheitliche Tragen von Bomberjacken sei zwar provokativ und auch problematisch, rechtlich aber nur schwer einschränkbar. Über die gesamte Stadt soll ein "engmaschiges Aufklärungsnetz" gelegt werden, um mögliche Konflikte schnell zu erkennen und eingreifen zu können.

Hansa-Fans verzichteten aus Protest auf Tickets

Die Partie am Sonntag ist die erste seit März 2009, bei der wieder Hansa-Fans im Stadion des FC St. Pauli sein werden. Beim ersten Spiel der Mecklenburger nach dem Wiederaufstieg war das Kartenkontingent im Oktober 2021 nicht abgerufen worden, weil am Millerntor wegen der Corona-Pandemie eine 2G-Regelung geherrscht hatte. Aus Protest dagegen waren die Rostocker Anhänger nicht angereist.

Im April 2012 hatte die Partie auf Initiative der Polizei und auf Beschluss des Oberverwaltungsgerichts ohne Gäste-Fans stattgefunden. 13 Monate zuvor war das Kontingent auf 500 personifizierten Rostocker Sitzplatztickets begrenzt worden. Aus Protest verzichteten die Fans. 

Diesmal hofft die Polizei, dass der Wunsch, das Spiel im Stadion zu verfolgen, größer ist als die Bereitschaft zu Krawallen. Bei der ausverkauften Begegnung würden keine alkoholischen Getränke am Millerntor verkauft. Zusätzliche Ordner würden hinzugezogen werden, und es werde einen Puffer zwischen den Gästefans und den angrenzenden Heimfans geben, teilte der FC St. Pauli am Freitag mit.

Ex-Profi Meggle kritisiert Fan-Gewalt

Der frühere Fußball-Profi Thomas Meggle hat kein Verständnis für mögliche Gewaltausbrüche einzelner Fans rund um das Spiel seiner Ex-Clubs FC St. Pauli und FC Hansa Rostock. "Die Rivalität sollte immer eine Grenze haben, und das ist die Gewaltgrenze", sagte der 48-Jährige der Deutschen Presse-Agentur vor dem brisanten Zweitliga-Duell beider Clubs am Sonntag (13.30 Uhr/Sky). Die Partie gilt bei der Polizei als Hochrisikospiel. 

Das Zweitliga-Nordduell zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock ist ein Hochrisikospiel. Thomas Meggle spielte für beide Clubs. Verständnis für Gewaltausbrüche von Fans hat er nicht. Foto: Daniel Karmann/dpa

Das Zweitliga-Nordduell zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock ist ein Hochrisikospiel. Thomas Meggle spielte für beide Clubs. Verständnis für Gewaltausbrüche von Fans hat er nicht. Foto: Daniel Karmann/dpa

"Wenn ein riesiges Polizeiaufgebot notwendig ist, dann ist das für mich total befremdlich. Ich möchte mir ein Fußballspiel angucken. Die Rivalität gehört dazu, aber sie sollte immer im Bereich des Gewaltfreien sein", fügte Meggle hinzu, der mittlerweile als einer von mehreren Investoren beim schottischen Drittligisten Dunfermline Athletic FC wirkt. 

Am vergangenen Wochenende hatten mehrere Personen rund um das Spiel gegen Darmstadt 98 (0:1) etwa Shuttlebusse, in denen Gäste-Anhänger saßen, mit Steinen beworfen. Zudem war ein Fan-Zug der Darmstädter auf der Rückfahrt von unbekannten Tätern ebenfalls mit Steinen mehrmals attackiert worden. Meggle vermutet gesellschaftliche Probleme hinter derartigen Gewaltausbrüchen. 

Abgstiegsgefahr: Lage bei Pauli hat sich entspannt

Sportlich sieht Meggle, der 184 Partien für St. Pauli absolvierte und drei Jahre für die Rostocker auflief, für beide Teams viele Chancen in der Liga, weil es in der Tabelle eng zugeht. Die Hamburger belegen mit 29 Punkten den achten Rang, Rostock steht auf Platz zwölf (24). Der Tabellenletzte SV Sandhausen hat 19 Zähler. 

Meggle freut sich, dass sich die sportliche Situation des nach der Hinrunde noch abstiegsbedrohten FC St. Pauli entspannt hat: "Vier Siege in vier Spielen, das ist natürlich schon etwas Außergewöhnliches, dass man nach einer Trainerentlassung so gut in das Jahr startet. Das war nicht unbedingt zu erwarten", sagte Meggle, der 2014 für drei Monate Trainer und anschließend bis November 2016 sportlicher Leiter des FC St. Pauli war. (dpa)

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