Schnarchen – nervig und manchmal auch gefährlich

Kämpfer für den ruhigen Schlaf : Chefarzt Thomas Verse (von links), Erdal Balci und Oberarzt Almothana Darwish. Foto: Asklepios
Schnarchen kann nervig und manchmal auch gefährlich sein, wenn es mit nächtlichen Atemaussetzern verbunden ist. Ein „Zungenschrittmacher“ kann diese verhindern. Im Asklepios Klinikum in Harburg hat man damit gute Erfahrungen.
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Etwa 3,7 Millionen Deutsche leiden – oft unbewusst – an der sogenannten Obstruktiven Schlafapnoe (OSA) und damit an Symptomen wie Schnarchen und nächtlichen Atemaussetzern. Betroffenen drohen gesundheitliche Schäden, wenn die Erkrankung nicht behandelt wird. Neben chronischer Tagesmüdigkeit stehen dabei insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Vordergrund. Das Team der HNO-Experten am Asklepios Klinikum Harburg bietet in diesem Bereich verschiedene Therapien an, dazu gehört auch der „Zungenschrittmacher“: Mit dieser modernen Therapieform kann immer mehr Betroffenen zu gesundem Schlaf verholfen werden.
Das Team unter der Leitung von Chefarzt Professor Thomas Verse behandelt jährlich mehr als 500 Patienten mit Schlafbeschwerden wie OSA. Im Schlaflabor des Klinikums werden zunächst Atmung, Sauerstoffsättigung und Herzfrequenz überwacht, um die individuell passende Behandlungsform zu finden. Vielen Patienten hilft die Standardtherapie mit der CPAP-Maske: Während des Schlafs wird über das CPAP-Gerät beständig Luft in die Atemwege geführt. Wenn diese nicht erfolgreich ist oder mit unerwünschten Nebenwirkungen einhergeht, bietet die Therapie mittels „Zungenschrittmacher“ eine Alternative: Bei einem minimal-invasiven chirurgischen Eingriff wird dem Betroffenen ein kleines Implantat eingesetzt, das abends über eine Fernbedienung aktiviert wird.
Implantation von Zungenschrittmachern schon seit einigen Jahren
„Das Gerät wird Zungenschrittmacher genannt, weil der Zungennerv gezielt mit einer Elektrode stimuliert wird, um das Erschlaffen der Zunge und somit den Verschluss der Atemwege zu verhindern – fast wie es ein Herzschrittmacher mit dem Herzmuskel tut“, erklärt Almothana Darwish, Oberarzt der HNO-Abteilung und Schlafexperte. Seit 2015 führen die Mediziner in Harburg die Implantation von Zungenschrittmachern durch, vielen Patienten konnte so geholfen werden.
Erdal Balci ist einer von ihnen. Er kam Anfang des Jahres mit einer starken OSA in die Klinik. Nach zahlreichen Untersuchungen und erheblichen Problemen mit der herkömmlichen Therapie mittels Atemmaske hat er sich für den Einsatz des Zungenschrittmachers entschieden. „Bei Herrn Balci haben wir bis zu 34 nächtliche Atemaussetzer pro Stunde feststellen können – das stellt eine extrem starke Beeinträchtigung des Schlafs, seiner Gesundheit und somit der Lebensqualität dar. Durch das Einsetzen des Zungenschrittmachers konnten wir die Aussetzer auf etwa drei pro Stunde reduzieren“, so Professor Verse. Mehr als zehn Jahre litt der Familienvater unter den Folgen der unruhigen Nächte. Der dauerhafte Schlafentzug kostete ihn nicht nur Lebensqualität, sondern verursachte außerdem fast einen Herzinfarkt. Mit der Implantation des Zungenschrittmachers begann für ihn ein neues Leben: „Ich konnte nicht glauben, dass ich jemals wieder einen ruhigen und erholsamen Schlaf haben könnte, ich bin extrem froh und dankbar“, sagt Erdal Balci.
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