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Sie bringen Metalfans zum Schunkeln: Wacken Firefighters auf großer Bühne

Die „Wacken Firefighters“ eröffnen mit ihrem Konzert das Wacken Open Air. Das WOA gilt als größtes Heavy-Metal-Festival der Welt.

Die „Wacken Firefighters“ eröffnen mit ihrem Konzert das Wacken Open Air. Das WOA gilt als größtes Heavy-Metal-Festival der Welt. Foto: Axel Heimken/dpa

Wacken. Rooosamunde!! Wohl keine Musikkapelle spielt regelmäßig vor so vielen Fans wie die Wacken Firefigthers. Was die Musiker dabei schon erlebten.

Von Andre Klohn, dpa Mittwoch, 30.07.2025, 10:00 Uhr

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Wacken. Ihre Auftritte auf dem Festival sind Kult. Tausende Metalfans feiern vor ihrer Bühne zu Klassikern wie „Rosamunde“. „Wenn Du rufst „Wacken, Wacken“ und der ganze Platz brüllt zurück „Feuerwehr“. Das ist ein irres Gefühl“, sagt Stefan Bumann. Er ist musikalischer Leiter der Wacken Firefighters. Sein Musikzug tritt dreimal beim Heavy-Metal-Festival Wacken Open Air (30. Juli bis 2. August) auf.

Mehr als zwei Dutzend Auftritte absolviert die Kapelle im Jahr. Doch bei keinem hat sie so viele Fans wie „zu Hause“. „Die Leute sehen zwar immer so ein bisschen rough aus“, sagt Bumann. „Aber das sind wirklich herzensgute Menschen und die Stimmung dort hat man auf keinem anderen Festival.“ Seit 2012 ist Bumann dabei. Zunächst spielte er Trompete, seit 2014 ist er musikalischer Leiter.

Wie Bumann hat auch Bente Christin Rave bislang keine negativen Erfahrungen auf dem Festival gemacht. Die 24-Jährige spielt seit acht Jahren Tenorhorn bei den Firefighters. Einmal habe ihr ein Zuschauer gesagt: „Für mich seid ihr eigentlich die wahren Headliner. Das war echt schon ziemlich cool.“ Sie sei eher in Vorfreude statt aufgeregt. Sie spiele ja in einem Kollektiv. „Deswegen bin ich im Orchester, wenn ich kein Solo habe, bin ich nicht so aufgeregt.“

125 Jahre Blasmusik in Wacken

Jubiläum: Die Firefighters bestehen seit 125 Jahren. Sie proben einmal die Woche unweit des Festivalgeländes in der Grundschule. Wer meint, aufgrund der regelmäßigen Auftritte auf dem Open Air gebe es genug potenzielle Mitglieder, der irrt. „Das ist nicht so, wir könnten durchaus Nachwuchs oder auch weitere Spieler gebrauchen“, sagt Bumann. Posaunen, Trompeten, Flügelhörner, Klarinetten - es werde alles gebraucht. Derzeit gehören dem Musikzug 53 Musiker an, bei Auftritten sind meist 25 bis 30 dabei.

Ihr Dirigent legt im Vorhinein zwar das Programm fest. „Aber ehrlich gesagt weiß ich fünf Minuten vor dem Auftritt nicht, was ich sage. Das ist alles improvisiert auf der Bühne.“ Viele erwarteten, dass es richtig abgehe bei den Firefighters. Deswegen stehe die Kapelle in der Pflicht. Rave sagt, „mal irgendwie etwas Konzertantes anzubieten ist schwierig.“ Es gehe darum, richtig Stimmung zu machen. Auf der Bühne gebe die Kapelle Vollgas.

Blasmusik kommt gut bei den Metal-Fans an

Auf der Hauptbühne: „Dass der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr eines kleinen Ortes im Norden, eine klassische Blaskapelle, ein riesiges Metal-Festival eröffnet und dabei regelmäßig bejubelt wird - das mag Ungeweihte vielleicht verwundern“, sagt Festival-Gründer Thomas Jensen. „Für uns ist das normal.“ Seit jeher sei das Open Air eng verbunden mit den Menschen und der Region. „Deshalb ist es für uns nur folgerichtig, dass dieser Teil des Dorflebens sich auf dem Festival wiederfindet.“

„Denn es passt: Die Firefighters sind Kult bei den Metalheads, gehören als liebgewonnene Tradition zur Festivaleröffnung wie die Erstürmung des Infields“, sagt Jensen. „Und natürlich finden wir es grundsätzlich cool und charmant, dass die Firefighters mit ihren Pauken und Trompeten beim W:O:A abgefeiert werden - ob sie nun traditionelles Liedgut spielen oder Metal-Klassiker!“

Keine Berührungsängste bei den Firefighters

Guns N‘Roses: Headliner des Festivals sind 2025 Guns N‘ Roses. Ob sich die Firefighters zutrauen, mit Metalgrößen wie Iron Maiden oder Judas Priest auf der Bühne zu stehen? „Wenn die Anfragen kommen, werden wir nicht Nein sagen“, betont Bumann. Das sieht Rave ähnlich: „Wir würden uns opfern dann.“

Bumann ist von Beruf Gerichtsvollzieher. Er träumt davon, einmal auf der Hauptbühne zu spielen. „Das wäre geil.“ Er fürchte jedoch, selbst wenn dann 30.000 Fans kämen, sähe das angesichts des riesigen Infields nach nur minimalem Interesse an der Kapelle aus.

Immerhin auf einer der kleineren Bühnen hat Bumann bereits musiziert - als Trompeter der russischen Band Koma, die 2021 beim Metal Battle spielte. Deren Trompeter sei ausgefallen. „Das war schon sehr skurril.“ Nach kurzer Spielprobe sei es zur Sache gegangen. „Eine Mischung aus Death Metal und Ska, das war schon sehr interessant.“

Welche Songs die Kapelle dieses Jahr in Wacken spielen wird, wollen beide nicht verraten. Ihr Lieblingsstück sei ein Michael-Jackson-Medley, sagt Rave. Bumann mag besonders Bohemian Tequila. Einmal habe die Kapelle „Er hat ein knallrotes Gummiboot“ gespielt. „Weiß der Teufel, wie das zustande gekommen ist. Aber auf einmal hatte irgendeiner ein Gummiboot“, erinnert sich Bumann. Das sei dann durch die Menge getragen worden. (dpa/dly)

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