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Stadtgeflüster

Sie fahren im Schneckentempo durch Hamburg

Ein Schwerlasttransport mit einem 350 Tonnen wiegenden Trafo fährt in der Nacht durch den Stadtteil Bergedorf unter einer Eisenbahnbrücke entlang. Der rund 75 Meter lange und knapp fünf Meter breite Transport soll am Morgen mit mehreren Tagen Verspätung sein Ziel, das Umspannwerk in Oststeinbek, erreichen. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa/Daniel Bockwoldt

Ein Schwerlasttransport mit einem 350 Tonnen wiegenden Trafo fährt in der Nacht durch den Stadtteil Bergedorf unter einer Eisenbahnbrücke entlang. Der rund 75 Meter lange und knapp fünf Meter breite Transport soll am Morgen mit mehreren Tagen Verspätung sein Ziel, das Umspannwerk in Oststeinbek, erreichen. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa/Daniel Bockwoldt

Die TAGEBLATT Kolumnistin beschäftigt sich in dieser Woche mit einem Schwerlasttransport, der mit zwei bis drei Stundenkilometern durch Teile von Hamburg geschlichen ist, einer vom Abriss bedrohten Traditionsgaststätte und dem Glück.

Von Nadine Wenzlick Sonntag, 21.11.2021, 10:00 Uhr

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Sich durch Hamburgs Straßen zu manövrieren, ist schon mit dem Pkw nicht immer leicht. Mein Respekt gebührt deshalb dem Team des Schwerlasttransports, der diese Woche von Geesthacht via Bergedorf ins gut 45 Kilometer entfernte Umspannwerk in Oststeinbek unterwegs war. Damit der 70 Tonnen schwere und 75 Meter lange Koloss, der einen Trafo geladen hatte, durch die Straßen passte, mussten Äste abgesägt, Verkehrsschilder mit Flex- und Rohrschneiden abgetrennt, und Stahlplatten auf Gehwege gelegt werden. Für die letzte Kurve wurden zwölf der insgesamt 48 Achsen abgebaut. Vier Fahrer, bis zu 18 Begleitpersonen sowie bis zu fünf Streifenwagen waren im Einsatz. Geplant und berechnet wurde die Fahrt vorab per Computer-Simulation, doch statt der geplanten zwei Nächte dauerte sie drei, denn viel schneller als zwei bis drei Stundenkilometer war der Schwertransport nicht unterwegs. Wie heißt es so schön? Geduld ist die Mutter aller Tugenden. Zumal noch drei weitere Trafos in Geesthacht warten …

Fischgaststätte droht der Abriss

Wer gerne Backfisch isst, der kennt sicherlich die Veddeler Fischgaststätte. Seit 1932 ist das Lokal, das vom „Bund für Heimat und Umwelt in Deutschland“ als historisches Wirtshaus ausgezeichnet wurde, an der Tunnelstraße zu Hause. Doch weil der Bereich rund um die Elbbrücken umgebaut wird, soll die Fischgaststätte abgerissen werden. Dagegen will Inhaber Christian Butzke sich wehren und hat deshalb eine Petition gestartet, die bereits 4500 Unterstützer fand, darunter die ehemaligen Bürgerschaftsabgeordneten Burkhard Müller-Sönksen, Peter Kämmerer, Ingo Egloff und der ehemalige Bezirksabgeordnete Klaus Lübke, die sich in der Fischgaststätte regelmäßig zum Stammtisch treffen. Bei einem Umzug wäre nicht nur das urige Interieur bedroht, sondern auch der Ofen: Er stammt aus den Zwanzigerjahren und hat Bestandsschutz, das heißt, er ist nur an diesem Standort legal. Er kann besonders hohe Temperaturen erzeugen, was die Panade so knusprig macht. Und wem schmeckt schon labbriger Backfisch?

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Leben? Diese Frage stellt die Deutsche Post jährlich im Rahmen des Glücksatlas. Im zweiten Corona-Jahr ist die Lebenszufriedenheit, wen wundert‘s, auch in Hamburg zurückgegangen: Auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht zufrieden) bis 10 (völlig zufrieden) pendelten die Hanseaten sich bei 6,58 ein – und damit 0,5 Punkte niedriger als im Vorjahr. Am zufriedensten sind die Hamburger mit ihrem Berufsleben (7,3 Punkte), gefolgt von dem Haushaltseinkommen und dem Familienleben (je 6,77). Die Zufriedenheit mit der Freizeitgestaltung allerdings sackte auf 4,72 Punkte ab. Kein Wunder, es war ja auch alles zu. Wer sich in Erinnerung rufen möchte, wie schön Hamburgs Sehenswürdigkeiten sind, dem empfehle ich einen Blick auf den Fotowettbewerb des Online-Versicherers Helden.de. Gleich drei Drohnen-Motive aus der Hansestadt schafften es dort unter die Top 50: der Michel im Sonnenuntergang, die Speicherstadt sowie die Elbphilharmonie im dichten Nebel. Da steigt der Glückspegel quasi sofort.

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