So soll das Himmelpfortener Einkaufszentrum aussehen
Das Areal für das geplante Einkaufszentrum in Himmelpforten: Die große Dachfläche oben rechts gehört zum jetzigen Aldi-Markt. Links der Kirche steht das Amtshaus, direkt daneben soll die Zufahrt zum Einkaufszentrum zwischen B73 (unten) und
Mit großer Mehrheit beschließt der Gemeinderat Himmelpforten einen weiteren Schritt zum Einkaufszentrum und hofft auf einen zügigen Baubeginn. Aber: Rechtsanwalt Udo Paschedag will gegen das Einkaufszentrum klagen. Der Standort sei „eine Schande“.
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Rund 600 Seiten sind es inzwischen: So dick ist das Unterlagenpaket aus Lageplänen, Gutachten und Stellungnahmen zum Bebauungsplan, der regelt, wo und wie das Einkaufszentrum in Himmelpforten gebaut wird. Der Gemeinderat beschloss am Mittwochabend wieder einen nächsten Schritt.
Der Bebauungsplan wird ausgelegt. Ein drittes Mal. Die komplizierte Planung im sensiblen Bereich von Steinmetzpark und historischem Umfeld zieht sich hin. Zuletzt musste die Gemeinde noch einmal nachbessern, damit sich der Komplex besser in das Umfeld des Denkmals Steinmetzhaus einpasst (das TAGEBLATT berichtete). Die Konsequenz: Jetzt wird noch einmal im eingeschränkten Verfahren öffentlich ausgelegt – nur zu diesen Änderungen kann noch einmal Stellung genommen werden.
„Ein Projekt, das mittlerweile seit neun Jahren in Arbeit ist – und uns ist es wichtig, dass wir dieses Einkaufszentrum bauen können“, unterstrich Bürgermeister Bernd Reimers während der Ratssitzung. Ein Vertreter der Bünting-Gruppe als Investor, Architekt Bernd Mügge und der Planer waren ebenfalls zur Sitzung geladen. Das öffentliche Interesse hielt sich, anders als im Fachausschuss in der vergangenen Woche, in Grenzen.
Fassaden-Entwürfe vorgestellt
Auf Nachfrage aus der Zuhörerschaft erklärte Matthias Adler (Bünting), dass angedacht sei, neben der geplanten Begrünung auch Photovoltaik auf den Dachflächen zu installieren. Planer Falco Richter stellte aktuelle Entwürfe der Fassaden vor, die fehlende Visualisierung hatte Ursula Männich-Polenz (Grüne) im Ausschuss bemängelt. Auch im Gemeinderat übte sie grundsätzlich Kritik am Projekt, das weder die Belange der Bahnhofstraße und des Einzelhandels beachte noch Natur- und Denkmalschutz. „Der Eingriff an diesem historischen Kern Himmelpfortens ist ein fataler Fehler“, sagte sie.
<p>Oben: Der Combi-Markt der Bünting-Gruppe: Die Südansicht ist dem Kirchenumfeld zugewandt. Entwürfe: Bernd Mügge Architekt BDA<strong>Unten: Der geplante Aldi-Markt von Süden aus gesehen: Fassadengrün soll die Wirkung des wuchtigen Gebäudes abmildern.</strong><br></p>
Lothar Wille (SPD) hielt dagegen. Viele Geschäfte seien im Laufe der Jahre bereits verschwunden, nun gehe es darum, „das Niveau wieder für Himmelpforten zu heben. Wir hoffen, den Einkaufsstandort zu verbessern“. In der breiten Bevölkerung werde das Einkaufszentrum befürwortet. Das Fällen der Bäume sei „sicherlich bedauerlich, aber es gibt Ersatzmaßnahmen“. Frank Wassermann (CDU) sah im neuen Entwurf nun auch die wesentlichen Kritikpunkte der Denkmalschutzbehörde abgearbeitet, Rolf Wieters (CDU) warb für Zustimmung zum Bebauungsplan: „Wir sind es den Bürgern wirklich schuldig.“
Eingeschränktes Verfahren beschlossen
Der Gemeinderat beschloss die erneute Auslegung im eingeschränkten Verfahren. Nur Ursula Männich-Polenz stimmte dagegen. Auch bei den städtebaulichen Verträgen zwischen der Gemeinde und dem Vorhabenträger. Zwei Ladestationen für E-Autos soll es geben, die neue Straße zur B 73 soll der Investor bezahlen und ebenso die Kosten übernehmen, sollte eine Ampel gebaut werden müssen. Ein zweiter Vertrag regelt den Naturschutz-Ausgleich. In 200 Metern Entfernung soll zum Beispiel eine 3,5 Hektar große Fläche an der Horsterbeck mit Bäumen, Sträuchern, Hecken und einer Blühwiese bepflanzt werden. Soweit der Plan.
Ob es den von der Politik gewünschten zügigen Baubeginn geben wird, scheint fraglich. Gestern kündigte Rechtsanwalt Udo Paschedag aus Hammah an, er werde auf jeden Fall klagen, sobald der Bebauungsplan endgültig beschlossen sei. Der Standort verstoße gegen die geltende Raumordnung. Abgesehen davon, dass der Bau in diesem sensiblen Bereich der historischen Keimzelle Himmelpfortens „eine Schande“ sei, seien die jetzigen Nachbesserungen für den Denkmalschutz „nur Schminke“. Hinzu kämen die artenschutzrechtlichen Belange, sagt Paschedag. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Umweltplanung Niederelbe (AUN) und habe die Vollmacht, im Namen des Niedersächsischen Naturschutzverbands zu klagen.
Eine weitere Klage wird durch eine Düsseldorfer Kanzlei vorbereitet, die die Bricks-Immobiliengruppe vertritt. Die ist Eigentümerin des Rewe-Marktes in Himmelpforten. „Wir haben eine ganze Reihe rechtlicher Bedenken“, bestätigt Rechtsanwalt Dr. Michael Alberts, dass eine Klage wahrscheinlich ist.
Der Combi-Markt der Bünting-Gruppe: Die Südansicht ist dem Kirchenumfeld zugewandt. Entwürfe: Bernd Mügge Architekt BDA
Der geplante Aldi-Markt von Süden aus gesehen: Fassadengrün soll die Wirkung des wuchtigen Gebäudes abmildern.