St. Pauli geht trotz Erfolgen bescheiden in die neue Saison

Trainer Fabian Hürzeler malt sich gute Chancen für die kommende Saison aus. Foto: Michael Schwartz/dpa
St. Pauli steht nach der erfolgreichen Rückrunde und makellosen Tests vor der nächsten Saison. Die Erlebnisse sollen beflügeln und nicht in Sicherheit wiegen. Trainer Hürzeler bremst die Euphorie.
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Von Felix Schröder
Dass Fabian Hürzeler bei Pressekonferenzen im Millerntor-Stadion nun noch höher über den Journalisten thront, wollte der Trainer nicht als Metapher für eine größere Anspruchshaltung des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli verstanden wissen. „Es wird hier nicht passieren, dass irgendjemand abhebt und sagt: Jetzt gewinnen wir jedes Spiel und es geht genauso weiter wie in der Rückrunde“, sagte der 30 Jahre alte Trainer des Kiez-Clubs vor dem Saison-Auftakt beim 1. FC Kaiserslautern.
Der eigentliche Hintergrund der erhöhten Sitzposition auf dem Presse-Podest: TV-Fernsehteams haben um eine bessere Sicht auf den jüngsten Trainer im deutschen Profifußball gebeten. Der Coach steht vor der nächsten Saison weiter im Fokus. Die Hamburger müssen sich nach einer sehr erfolgreichen Rückrunde mit zehn Siegen nacheinander und insgesamt 41 Punkten nicht verstecken. Als beste Mannschaft der zweiten Saison-Hälfte beendeten die Hanseaten die Spielzeit.
Experten haben St. Pauli auf dem Aufstiegszettel
Experten zählen den Kiez-Club zum erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten. Hürzeler drückt hingegen auf die Bremse. „Wir lassen uns nicht blenden von Ergebnissen aus der Vorbereitung und der Rückrunde“, sagte er. „Es gibt genug Schwachstellen bei uns noch, die ich intern ausgemacht habe“, fügte er hinzu. Welche das sind, wollte er für sich behalten. Zuletzt hatte er aber schon erklärt, dass in der Defensive und der Offensive die Präzision verbessert werden müsse. „Wir haben ein Fundament gebaut, wir haben ein gewisses Gerüst, was wir aus der Rückrunde mitnehmen. Aber wir haben keine 30 Punkte auf dem Kontostand, wir fangen bei null Punkten wieder an.“
Nach sieben Siegen in sieben Testspielen zeigte sich der Tabellenfünfte der vergangenen Saison schon früh in guter Verfassung. „Natürlich versuchen wir, an die Leistung der Rückrunde anzuknüpfen“, meinte Hürzeler. Der Trainer sagte aber auch, dass bei der Siegesserie neben harter Arbeit auch Spielglück dabei gewesen sei. Er hoffe darauf, dass wieder eine gewisse Dynamik entstehe. „Wir müssen in jedem Spiel an unsere Leistungsgrenze kommen. Wir sind nicht deutlich besser als der Gegner, aber auch nicht deutlich schlechter. Das wird immer ein 50/50-Spiel sein.“
Kaiserslautern hat gesunden Respekt vor dem Kiez-Club
Vor allem der Abgang von Ex-Kapitän Leart Paqarada zu Bundesligist Köln schmerzt. Nach der doppelt besetzten Position in der vergangenen Saison ist nun der Australier Jackson Irvine alleiniger Kapitän. Die Hamburger holten in der Verteidigung Hauke Wahl von Nordkonkurrent Holstein Kiel, Danel Sinani kam von Norwich City, Philipp Treu vom SC Freiburg II und Andreas Albers von Jahn Regensburg. Alle waren ablösefrei.
Zum Saison-Auftakt rechnet Hürzeler mit einer „großen Herausforderung“ in der Pfalz. „Wir spielen nicht nur gegen die Mannschaft auf dem Platz, sondern auch gegen die Mannschaft auf der Tribüne“, sagte er. Hürzeler erwarte „viele Zuschauer, die gegen uns sein werden“ am Betzenberg.
Gegner Kaiserslautern ist die starke Rückrunde bekannt. „Das wird zum Saisonbeginn ein dickes Brett für uns“, sagte FCK-Trainer Dirk Schuster. Der 55-Jährige setzte auf die von Hürzeler angesprochene Hilfe der Fans, um St. Pauli vor Aufgaben zu stellen. Für die Partie hat der FCK im Vorverkauf bereits 41.500 Karten abgesetzt. (dpa)