St. Pauli träumt weiter und freut sich auf „coole Spiele“ im Endspurt

St.Paulis David Otto jubelt nach dem 3:0. Foto: Thomas Frey/dpa
Der FC St. Pauli siegt beim Spitzenreiter Darmstadt 98 und verkürzt den Rückstand auf den HSV und Rang drei. Der Krimi um den Relegationsplatz geht weiter - und St. Pauli spielt eine Hauptrolle.
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Von Stefan Flomm
Düsseldorf, Kiel und Karlsruhe - das sind für den FC St. Pauli die letzten drei Stationen auf der Reise durch die Zweitliga-Saison 2022/23, die vielleicht doch noch mit dem Sprung auf den Relegationsplatz endet. Mit dem imposanten 3:0 beim Spitzenreiter Darmstadt 98, mit dem die Kiezkicker den Hessen den vorzeitigen Aufstieg in die Fußball-Bundesliga vermasselten, haben sie am Samstagabend eindrucksvoll gezeigt, wozu sie in der Lage sind.
„Dass du den Tabellenführer so besiegst, spricht für eine Mannschaft, die ganz oben mitspielen möchte und sich das auch verdient“, sagte Flügelspieler Leart Paqarada nach der Partie. „Wir schauen nun, was die nächsten Wochen noch bringen. Es werden noch coole Spiele.“
Eigentor bringt St. Pauli in Führung
Vor den 17 650 Zuschauern im ausverkauften Stadion am Böllenfalltor hatte der Darmstädter Phillip Tietz die Gäste per Eigentor (45. Minute) in Führung gebracht. Elias Saad (57.) und David Otto (84.) erwiesen sich mit ihren Treffern dann als absolute Spielverderber. Der vermeintliche Anschlusstreffer von Tietz (59.) zählte nicht, da Vorbereiter Mathias Honsak im Abseits stand.
Zwischen Abstiegsangst und Aufstiegstraum liegen bei den Hamburgern ein Trainerwechsel und 14 Spiele. Unter dem neuen Coach Fabian Hürzeler katapultierte sich das Team vom Millerntor mit zwölf Siegen von Platz 15 nach der Hinrunde und nur einem Punkt Vorsprung auf den Tabellenletzten auf Rang vier. Der Stadtrivale Hamburger SV auf dem Relegationsplatz ist nur noch vier Zähler entfernt.
Der 30 Jahre alte Hürzeler hat ein Gespür für das Team und für seine Spieler. Das zeigt sich auch an Elias Saad. Der Winterzugang vom Regionalligisten SC Norderstedt stand in den ersten acht Spielen der zweiten Saisonhälfte nicht im Kader, saß dann zweimal auf der Bank. In seinen ersten vier Zweitligaspielen zahlte er das in ihn gesetzte Vertrauen gleich mit zwei Treffern zurück - unter anderem dem 2:0 in Darmstadt.
Auch der Offensivmann hat den Blick nach oben gerichtet. „Jetzt haben wir noch drei Spiele und die wollen wir gewinnen. Wir gucken weiter von Spiel zu Spiel und schauen dann, wofür es reicht“, sagte der 23-Jährige. Saad konnte die Entwicklung der vergangenen Wochen und Monate noch immer nicht so recht glauben: „Ich habe davon geträumt, hier zu spielen“, meinte er.
Hürzeler und Daschner halten kritisch Rückschau
Trainer Hürzeler schlug nach dem verdienten Sieg seines Teams einmal mehr zurückhaltende Töne an. So wie es seine Art ist, richtete er seinen Blick nicht auf die Tabelle, sondern auf die 90 Minuten seines Teams gegen die Darmstädter. „Der Sieg ist zu hoch ausgefallen. Wir hatten das Momentum in der ersten Halbzeit auf unserer Seite. Das gehört auch zur Wahrheit dazu“, sagte er.
Angreifer Lukas Daschner, der die Tore zum 2:0 und 3:0 vorbereitet hatte, pflichtete seinem Trainer bei. Am Sky-Mikrofon gab der 24-Jährige zu, „dass wir schon etwas Spielglück hatten“. Momentum und Glück sind aber zwei Faktoren, die eine Mannschaft braucht, wenn sie über eine gesamte Saison hinweg erfolgreich sein wird.
Am nächsten Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport1) erwarten die Kiezkicker nun die Fortuna aus Düsseldorf, die punktgleich, aber wegen der um einen Treffer schlechteren Tordifferenz auf Platz fünf hinter dem FC St. Pauli liegt. Ein Sieg würde den Druck auf den HSV, der dann erst am Sonntag bei Jahn Regensburg spielt, verstärken. Und die Aussicht, dass die Reise des FC St. Pauli bis in die Relegation führt, verbessern.