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Interview

Steffen Hensslers neue TV-Show: Mit „erschwinglichen Zutaten gut kochen“

Steffen Henssler, fernseherfahrener Koch, steht in der Studiokulisse der Sendung "Familien-Kochduell". Foto: Marcus Brandt/dpa

Steffen Henssler, fernseherfahrener Koch, steht in der Studiokulisse der Sendung "Familien-Kochduell". Foto: Marcus Brandt/dpa

Steffen Henssler ist der Showman unter den Fernsehköchen. Umso interessanter, dass sich der 49-Jährige aus Hamburg nun einem eher unglamourösen Konzept unterordnet.

Sonntag, 20.02.2022, 15:46 Uhr

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Von Eric Leimann

In der ARD-Nachmittagsshow „Familien-Kochduell“ (ab Montag, 21. Februar, 16.10 Uhr) brutzeln an jedem Wochentag „Normalos“ mit kleinem Budget um die Wette. 

Dass Sie im Ersten kochen und das auch noch am Nachmittag, ist ungewöhnlich. Hatte man bei Ihrem Haussender VOX keine Lust auf das Format?

Ich habe ja sogar mal beim NDR angefangen mit dem Kochen im Fernsehen. 2006 war das mit „Hensslers Küche“. Das Format lief aber nur im Dritten, insofern ist das jetzt schon meine Premiere im Ersten. Aber, wissen Sie, das mit dem Programm-Namen ist heute nicht mehr so wichtig. Exklusiv arbeitet kaum noch jemand für einen Sender. Warum auch? Man hat eine Idee und schaut, mit welchen Partnern man sie umsetzen kann. So geht es doch allen Beteiligten am besten.

„Familien-Kochduell“ erinnert trotzdem schon aufgrund des Namens ans „Kochduell“, das bei VOX von 1997 bis 2005 lief. Auch da kochten zwei Teams mit einem Einkaufsbudget um die Wette ...

Ach, das „Kochduell“ mit Britta von Lojewski, jetzt erinnere ich mich wieder daran. Die haben sogar damals im Restaurant meines Vaters einen Pressetermin gemacht. Das ist wirklich schon lange her. Ich erinnere mich aber daran, dass die Show sehr Profikoch-orientiert war und auch der Wettkampfgedanke im Vordergrund stand. Wir machen da schon etwas anderes.

Inwiefern – was wollen sie zeigen?

Wir wollen so ein bisschen „back to the basics“ in Sachen Kochen im TV. Die Familien haben 100 Euro Budget pro Woche. Das entspricht dem, was eine Durchschnittsfamilie statistisch für diese fünf Tage tatsächlich aufwendet. Wir wollen zeigen, wie preiswert oder teuer bestimmte Zutaten sind – und was man kreativ damit anfangen kann.

Spielt nicht die Qualität der Lebensmittel und natürlich auch die Einkaufsstätte eine große Rolle bei der Frage, was und wie viel man für 100 Euro bekommt?

Na klar, aber die 100 Euro sind schon eine Summe, in der diese Kriterien einfließen. Die meisten Leute, zumal der statistische Durchschnitt, kauft sozusagen divers ein. Da werden Sonderangebote und Waren aus dem Discounter oft mit teureren Lebensmitteln gemixt. Wichtig ist es mir, zu zeigen, dass man mit normalen und erschwinglichen Zutaten gut kochen kann. In Kochshows gibt es die Tendenz, besonders feine, für manche Leute unerschwingliche Dinge zuzubereiten. Das „Familien-Kochduell“ ist eine Show aus der Lebenswirklichkeit.

Möchten Sie beweisen, dass man mit wenig Geld gut kochen kann?

Es ist möglich, mit wenig Geld gut zu kochen – aber das zu zeigen, ist nicht Ziel der Show. Eher schon, dass man ein Gefühl für den Wert verschiedener Lebensmittel bekommt. Gute Küche kann man auf unterschiedlichste Weise produzieren. Mal kommt man über die Qualität des Produktes, dann wieder über die Zeit, die man reinsteckt, manchmal auch über Raffinesse und kreative Ideen. Man kann definitiv mit einfachsten Mitteln sehr leckere Dinge produzieren. Ich habe gerade eben eine Sendung aufgezeichnet, in der es einen Broccoli-Apfelsalat mit einer gerollten Sesamstange gab. Das Gericht hatte einen Wert von 2,30 Euro pro Teller und war extrem lecker. Man muss nicht immer zum Rinderfilet greifen.

Sie haben in anderen Shows viel mit Prominenten zu tun. Hier sind all Ihre Gäste normale Leute. Wo liegt der Unterschied, wenn wir über den Unterhaltungsaspekt reden?

Sie werden es nicht glauben, aber Prominente sind auch oft ganz normale Leute. Aber ich weiß natürlich, was Sie meinen. Ich finde es sogar angenehmer, mit „ganz normalen Leuten“ zu arbeiten, denn die haben nichts zu vermarkten. Sie haben auch kein Image, das sie verkaufen müssen. Gerade die Familien-Idee funktioniert super, finde ich, denn Familien sind eingespielte Teams mit eigener Dynamik. Dadurch, dass man sich extrem gut kennt, spielt man sich locker die Bälle zu oder zeigt zumindest viel von sich selbst.

Kochen Sie überhaupt noch privat und wenn ja: aufwendig oder einfach?

Na klar, ich koche zu Hause sehr regelmäßig, allerdings auch sehr simpel. Mein Youtube-Kanal „Hensslers schnelle Nummer“ ist aus dieser Art Küche entstanden. Kochen daheim, das heißt für mich: links, rechts, vorne, hinten – und dann ist fertig.

Haben Sie Angst vor einem Koch-Burnout?

Nein, so etwas hatte ich noch nie. Ich glaube, es liegt daran, dass ich mir immer wieder neue Sachen suche und grundsätzlich nur das tue, auf das ich Lust habe. Ich denke, vor allem das hilft enorm dabei, so etwas wie Burnout zu vermeiden. Was ich im Internet alleine mit „Hensslers schnelle Nummer“ tue, hat für mich die Karten neu gemischt – auch weil es sehr erfolgreich ist. Durch YouTube und Co. kann man heute sein Ding unabhängig von Partnern machen. (tsch)

 

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