Lob und Kritik: Was gefällt den Harsefeldern an ihrem Ort - und was nicht?
Viele der Befragten fordern Überwachung an Altpapier- und Altglascontainern. Foto: P. Meyer
Lebensqualität top, ärztliche Versorgung Flop: Das sind nur zwei Ergebnisse einer Umfrage der Grünen in Harsefeld. Auch andere lassen aufhorchen.
Harsefeld. Die Menschen leben gerne in der Samtgemeinde Harsefeld: Das ergab eine Befragung des Ortsverbandes Bündnis 90/Die Grünen. Diese zeigte jedoch auch, wo den Bürgern der sprichwörtliche Schuh drückt: „Vor allem in den Bereichen Verkehr, Sauberkeit, Wohnraum und Gesundheitsversorgung sehen die Menschen Handlungsbedarf“, heißt es in einer Mitteilung des Ortsverbandes.
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Mit 303 Personen, die teilgenommen haben, sei die Umfrage zwar nicht repräsentativ, liefere aber ein aussagekräftiges Stimmungsbild, erklärt Bernd Winkelmann, Sprecher des Harsefelder Ortsverbands der Grünen. „Die Ergebnisse geben wertvolle Hinweise darauf, was die Menschen in unserer Gemeinde bewegt und wo Politik und Verwaltung ansetzen sollten.“
Hohe Lebensqualität - trotz Hundekotbeuteln und Chaos am Altglascontainer
Durchschnittlich schnitt die Sauberkeit ab. Viele Befragten bemängelten überfüllte Altglas- und Papiercontainer, ungepflegte Grünanlagen oder fehlende Mülleimer. „Die Mülleimer an den Wegen sind oft überfüllt mit Hundekottüten“, so ein Befragter. Andere bemängelten die Sauberkeit an den Altglascontainern: „Eine Katastrophe. Die Plätze sollten überwacht werden.“

Harsefeld von oben: Die Befragten wünschen sich zu großen Teilen eine Verkehrsberuhigung in der Marktstraße. Foto: Martin Elsen
Besonders positives Feedback gab es hingegen bei der Lebensqualität und der Familienfreundlichkeit. In Schulnoten gab es in diesen beiden Kategorien im Schnitt eine Bewertung von 1,82 bis 2,36.
Auch der Einzelhandel und das Freizeitangebot schnitten gut ab. Wenngleich sich viele Befragte mehr Angebote für Senioren und Jugendliche, Einkaufsmöglichkeiten im Neubaugebiet Redder sowie eine bessere personelle Ausstattung im Freibad wünschen würden. Dieses musste zuletzt seine Öffnungszeiten verkürzen.

Das Freizeitangebot im Harsefeld kommt gut an. Im Freibad wünschen sich die Befragten mehr Personal für längere Öffnungszeiten. Foto: Martin Elsen
Im Themenfeld Freizeit und Daseinsvorsorge zeigt sich deutlich: Besonders der Mangel an bezahlbarem Wohnraum besorgt viele Menschen - insbesondere Familien, junge Menschen und Alleinstehende. „Wir als junge Familie mit zwei Kindern haben keine Möglichkeit, Wohnraum zu erhalten. Aus dem Grund müssen wir vielleicht wegziehen“, schreibt einer der anonym Befragten.
Befragte wünschen sich Verkehrsberuhigung
Zudem gab es Kritik an der ärztlichen Versorgung. Es fehlten vor allem Fachärztinnen und -ärzte, etwa in der Kinder- oder Augenheilkunde. Und denen, die es gibt, fehle es an Kapazitäten: „Viele nehmen gar keine neuen Patienten mehr auf.“
Das Thema Sicherheit spaltet die Gemüter. Gerade bei den jüngeren Menschen gingen die Meinungen stärker auseinander. Durchschnittlich bewerteten sie das Sicherheitsgefühl mit einer Schulnote 3,03, bei den älteren Menschen war das besser: Sie vergaben durchschnittlich Schulnote 2,75. Drastisch formulierte es einer der Befragten: „Die Polizeipräsenz ist absolut unbefriedigend, vor allem am Wochenende. Wir fühlen uns hier nicht mehr sicher.“
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Unsicher fühlen sich viele Befragte vor allem im Straßenverkehr. Als Gründe wurden zu hohes Tempo, fehlende Radwege, unübersichtliche Querungen und mangelnde Rücksichtnahme genannt. Der Wunsch nach Tempo-30-Zonen, sicheren Schul- und Radwegen sowie einer verkehrsberuhigten Marktstraße zieht sich durch zahlreiche Antworten. Ein deutlicher Schwachpunkt sei laut Umfrageergebnis der ÖPNV. Vor allem am Abend und am Wochenende ließen Zuverlässigkeit, Anbindung und Taktung zu wünschen übrig.
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Im Themenbereich Umwelt, Verkehr und Verwaltung werden die Fortschritte beim Klimaschutz insgesamt als durchschnittlich eingeschätzt. Gewünscht werden mehr Begrünung, energieeffiziente Straßenbeleuchtung, der Ausbau von E-Ladesäulen und eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energien. Auch die Gemeindeverwaltung wurde häufig angesprochen. Viele wünschen sich bessere Erreichbarkeit, digitale Angebote und mehr Transparenz über laufende Projekte und Entscheidungen.
Grüne wollen Ergebnisse in politische Arbeit einfließen lassen
„Wir wollten mit der Umfrage eine einfache, niedrigschwellige Möglichkeit schaffen, sich einzubringen“, erklärt Bernd Winkelmann. „Kommunalpolitik lebt davon, dass sich Menschen vor Ort beteiligen.“ Viele der genannten Themen seien dem Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen nicht neu und finden hier Anklang. „Das Feedback nehmen wir sehr ernst. Wir werden es in unsere politische Arbeit einfließen lassen und, wo immer möglich, auch konkret umsetzen.“ Für mögliche Anträge wird es im Januar dann erste Gespräche mit den anderen Fraktionen geben.
Die versprochenen Sonnenblumen, die der Ortsverband für jeden ausgefüllten Fragebogen pflanzen wollte, sollen übrigens im Frühjahr ausgesät und im Sommer gepflanzt werden. Somit ist Harsefeld nicht nur um zahlreiche Anregungen, sondern bald auch um 303 Sonnenblumen reicher.
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