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Unterstützung durch KI: Rehkitz-Retter Nordkehdingen sind erfolgreich

94 Kitze konnten vor dem Mähtod gerettet werden.

94 Kitze konnten vor dem Mähtod gerettet werden. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Der gemeinnützige Verein Kitzrettung Nordkehdingen blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück. Die war durch Besonderheiten geprägt - und bei der Suche hilft eine besondere Software.

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Von Sabine Lohmann
Montag, 26.08.2024, 11:35 Uhr

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Freiburg. In diesem Jahr war die Vegetation eine Woche früher als üblich, aber ein Großteil der Ricken hat außergewöhnlich spät gesetzt, wie der Vorsitzende Walter Wolfkühler berichtet. „So sind wir zu Beginn der Saison annähernd 1000 Hektar abgeflogen, ohne ein einziges Kitz zu finden.“ Darüber hinaus gab es eine witterungsbedingte lange Unterbrechung, so dass teilweise der erste Schnitt erst zu einem Zeitpunkt ausgeführt werden konnte, als viele Kitze bereits so groß waren, dass sie ein eigenständiges Fluchtverhalten zeigten.

2558 Hektar wurden abgeflogen

In der Zeit vom 28. April bis 25. Juni wurden an 30 Einsatztagen 52 Team-Einsätze auf 295 Flächen gezählt, dabei wurden 2558 Hektar (Vorjahr: 1682) abgeflogen. 42 Vereinsmitglieder und durch Landwirte abgestellte Helfer erbrachten ehrenamtlich 279 Tagewerke (Vorjahr: 188) - und damit 1395 Stunden. 94 Kitze (Vorjahr: 80) konnten vor dem Mähtod gerettet werden.

Der Verein verfügt inzwischen über eine dritte Drohne vom Typ DJI Mavic 3T - dank der Förderung der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung und der Unterstützung durch die Volksbank Kehdingen, die Kreissparkasse Stade, die Gemeinnützige Stiftung Oederquart (Bürgerwindpark) und Schrot & Korn OHG sowie viele andere Spender.

Gudrun Göhring, die Rehkitz-Retterin des Jahres 2023, erhielt den von Jonas Kötz gestalteten Wanderpreis.

Gudrun Göhring, die Rehkitz-Retterin des Jahres 2023, erhielt den von Jonas Kötz gestalteten Wanderpreis. Foto: Kitzrettung Nordkehdingen

Fördergelder für vierte Drohne benötigt

Da im nächsten Jahr mit einem weiteren Anstieg der abzusuchenden Flächen gerechnet wird, hat der Verein die Anschaffung einer vierten Drohne vom Typ Mavic 3T oder Mavic 4T beschlossen; nun wird mit der Einwerbung von Fördergeldern begonnen.

Dennoch wäre das Absuchen von 2500 Hektar, im nächsten Jahr vielleicht sogar 3000 Hektar, innerhalb des begrenzten Zeitraums ohne die Hilfe einer Software kaum möglich. „In Abstimmung mit den Landwirten erstellen wir Flugpläne für die abzusuchenden Flächen, wovon wir annähernd 500 im Datenbestand haben“, schildert Wolfkühler.

Spezielle Software spart Zeit

Soll eine Fläche gemäht werden, wird ein Flugauftrag erstellt und auf die Steuerung der Drohne geladen. Die fliegt automatisch mit Vorgabe der Flughöhe, Bahnenbreite und Geschwindigkeit ab und erstellt alle zwei Sekunden eine Wärmebildaufnahme. Ist der Flugauftrag beendet, werden diese Fotos von der Drohne auf den Rechner geladen und mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ausgewertet. „Die eindeutigen oder stark verdächtigen Wärmequellen werden markiert. Wenn die Auswertung abgeschlossen ist, wird dieser Auftrag mit entsprechender Schlagbezeichnung in eine Cloud hochgeladen“, erläutert Wolfkühler.

Während die Drohne die nächste Fläche abfliegt, können die Suchenhelfer über eine App von Thermal Drones auf dem Handy die überflogene Fläche und die Markierungen aufrufen, ablaufen und metergenau finden. „Dadurch sparen wir enorm Zeit und können unter günstigen Voraussetzungen 250 bis 300 Hektar an einem Morgen absuchen“, so der Vorsitzende.

Ein wichtiger Nebeneffekt der Einsätze sei die Erfüllung gesetzlicher Auflagen der Landwirte durch das Tierschutzgesetz, die diese in der Form nicht erfüllen können, so Walter Wolfkühler. Die Akzeptanz der Landwirtschaft sei sehr hoch und spiegele sich in der Abstellung von Helfern bei der Suche wider. Die Mitgliederzahl sei mittlerweile auf knapp 200 angewachsen. „Diese Unterstützung hilft uns sehr für die kommende Saison, denn wir konnten in diesem Jahr erstmals nicht alle Anfragen zur Suche erfüllen.“

Gudrun Göhring erhält den Wanderpreis

Gudrun Göhring, die Rehkitz-Retterin des Jahres 2023, erhielt den von Jonas Kötz gestalteten Wanderpreis.Auch in diesem Jahr wurden die Mitglieder, die aktiv an der Kitzrettung beteiligt waren, zu einer Abschlussfeier eingeladen.

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