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Prozess

Vermeintlich „Kopfgeld“ ausgesetzt: Schlägerei am Schafmarktplatz

Der Bundesgerichtshof muss nun entscheiden, ob das Urteil der Stader Richter angefechtet werden kann. Foto: dpa

Der Bundesgerichtshof muss nun entscheiden, ob das Urteil der Stader Richter angefechtet werden kann. Foto: dpa

Vor dem Landgericht Stade müssen sich derzeit zwei junge Männer wegen mehrerer schwerer Fälle von Raub und räuberischer Erpressung in Buxtehude verantworten. Am Donnerstag war ein Vorfall auf dem Schafmarktplatz Thema. Dabei blieb manches Detail im Dunkeln.

Von Ina Frank Freitag, 05.11.2021, 18:00 Uhr

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Der erste geladene Zeuge erschien nicht – ein Umstand, mit dem schon mehrere Verhandlungstage begannen. So einige Zeugen hatten sich im Laufe des Prozesses nicht blicken lassen. Der nächste Zeuge, ein 25-Jähriger, war auskunftsfreudiger – wobei in seinen Schilderungen einiges unklar blieb, was das etwas seltsam anmutende Treffen am 26. Dezember vergangenen Jahres auf dem Schafmarktplatz anging. Er habe an dem Abend einen Freund besucht, berichtete der 25-Jährige. Jener sagte plötzlich, er müsse noch einmal rausgehen, um „Unstimmigkeiten zu klären“. Obwohl der Zeuge nicht wusste, worum es ging, begleitete er ihn. Am Schafmarktplatz angekommen, habe ein Auto angehalten und einer der beiden Angeklagten sei ausgestiegen. Dieser habe sich mit dem Freund des Zeugen von der kleinen Gruppe, die sich inzwischen auf dem Platz versammelt hatte – angeblich geschah das weitgehend zufällig –, entfernt. Er habe dann von Weitem gesehen, „dass es eskalierte“, sagte der 25-Jährige. Es kam zu einer Schlägerei und dem Einsatz von Pfefferspray. Er wollte dazwischen gehen, wurde aber mit einer Pistole bedroht – sie sei ihm direkt vor das Gesicht gehalten worden.

Damit war die Sache aber noch nicht erledigt. Einige aus der Gruppe zogen weiter in die nahegelegene Wohnung, in der der Freund des Zeugen mit seiner Mutter lebt. Dort habe der Angeklagte so etwas gesagt wie „Ich weiß, dass du das gemacht hast“ und nach etwas gesucht. Was genau, ist unklar. Der Zeuge schien sich auf die ganze Situation keinen Reim machen zu können – er fragte aber auch anschließend nicht genauer nach. Sein Freund habe nicht erzählen wollen, worum es ging. Mit dieser Antwort gab er sich zufrieden. Und dass, obwohl der Vorfall nach seiner Schilderung relativ dramatisch weiterging: Sein Freund, der geschlagen worden war, sei „völlig benebelt“ gewesen, habe sich an nichts erinnern können. Neben der Polizei musste ein Rettungswagen verständigt werden. Der Zeuge selbst sei danach noch zwei Stunden bei der völlig aufgelösten Mutter gewesen, um sie zu beruhigen.

Zeugen haben Angst vor der Familie des Angeklagten

Anschließend berichteten eine Polizistin und ein Ermittlungsrichter, was verschiedene Zeugen des Vorfalls bei ihnen ausgesagt hatten – wenn es denn zur Aussage kam. Einige Zeugen hätten sich gar nicht, andere nur teilweise äußern wollen, berichtete die Polizistin. Sie hätten Angst vor der Familie des Angeklagten.

Einige Fragen zu dem Vorfall blieben offen. Der Freund des Zeugen soll in der Vergangenheit schon mit dem Angeklagten aneinandergeraten sein. Hatte er den Zeugen zu sich gebeten, um nicht allein zu dem Treffen gehen zu müssen? Es wurde schließlich behauptet, er solle einmal ein „Kopfgeld“ auf den Angeklagten ausgesetzt haben. Diese Behauptung konnte allerdings noch nicht niemand verifizieren. Hinzu kommt, dass bei dem Treffen weitere Personen dabei waren, von denen offenbar nur die Vornamen bekannt sind. Genauer kennen die Zeugen sie nicht – oder sie behaupten es zumindest.

Die Verhandlung wird voraussichtlich Mitte November fortgesetzt.

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