Warum Freizeitparks derzeit den Aufstand proben

Der „RitterRost Magic Park“ in Verden punktet bei Familien vor allem durch sein vielfältiges Angebot, welches nicht nur aus Achterbahnen besteht. Foto: RitterRost Magic Park
Deutschlands Vergnügungsparks fühlen sich massiv benachteiligt und fürchten um ihre Zukunft. Auch ein beliebter Familienpark aus der Region protestiert. Darum geht es.
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Unter dem Motto "Die faire Sieben" fordert der Verband der Freizeitwirtschaft (VDFU) eine steuerliche Gleichbehandlung aller Vergnügungsparks. Ansonsten sei nicht mehr überall die Standortsicherheit gewährleistet. Der "RitterRost Magic Park" in Verden unterstützt den Aufruf und sieht sich benachteiligt.
Zum Hintergrund: Die Europäische Union gewährt Mitgliedsstaaten die Möglichkeit zur Anwendung ermäßigter Umsatzsteuersätze auf Eintrittsgelder in Freizeiteinrichtungen. Während alle in der betreffenden EU-Richtlinie aufgeführten Freizeitangebote in Deutschland davon profitieren, haben einzig Vergnügungsparks das Nachsehen. Es resultierten folgenschwere Wettbewerbsnachteile im Inland sowie Standortnachteile gegenüber Vergnügungsparks im benachbarten Ausland, heißt es von der VDFU.
Der Branchenverband macht sich nun für die Gleichberechtigung der heimischen Freizeitwirtschaft stark.
Vergnügungsparks werden in Deutschland mit 19 Prozent besteuert
Ob Jahrmarkt, Bergbahnen, Museum, Tierpark, Kino, Festival, Schwimmbad oder Zirkus - Deutschland schöpft die steuerrechtlichen Möglichkeiten der EU bei Eintrittsberechtigungen für Freizeitangebote aus. Während auf die Eintrittsentgelte aller genannten Einrichtungen ein ermäßigter Umsatzsteuersatz erhoben wird oder sie gänzlich davon befreit sind, werden einzig Vergnügungsparks mit dem Regelsatz von 19 Prozent besteuert.
Für den VDFU ist die uneinheitliche Regelung nicht nachvollziehbar. "Verschiedene Arten von Freizeiteinrichtungen stehen in direktem Wettbewerb um Besucher*innen zueinander und sind nicht immer eindeutig voneinander abgrenzbar. Zielgruppen wie auch die Angebote überschneiden sich. Dennoch gelten für die Marktteilnehmer unterschiedliche Regeln. Dabei steht der Gesetzgeber in der Pflicht, Rahmenbedingungen nicht zulasten einzelner Wettbewerber zu verschlechtern", heißt es.
Steuersenkung in Vergnügungsparks könnte Familien bei Eintritten entlasen
Laut Bericht des Bundesfamilienministeriums seien gerade Familien mit Kindern von sinkenden Reallöhnen, zunehmenden Kostendruck und steigender Inflation im besonderen Maße betroffen. Für die Hauptzielgruppe von Freizeiteinrichtungen wäre eine reduzierte Umsatzsteuer eine spürbare Entlastung. "Soziale Teilhabe an Freizeitangeboten darf nicht zur wirtschaftlichen Frage werden." Zudem böten gemeinsame Erlebnisse und Erholung eine echte Alternative zum kostspieligen und emissionsstarken Kurzurlaub im Ausland, heißt es weiter.
Auch im internationalen Wettbewerb würden deutsche Vergnügungsparks und Freizeitunternehmen derzeit steuerlich benachteiligt. Nachbarländer gewähren ihren Vergnügungsparks ermäßigte Umsatzsteuersätze auf Eintrittskarten. Dieser Standortnachteil bremse nicht nur Besucherentwicklung und Zukunftsperspektiven.
Der VDFU befürchtet aufgrund der höheren Steuerlast in Deutschland, dass Investoren lieber in Freizeitparks im Ausland investieren. Somit drohten Vergnügungsparks in Deutschland, bei Innovationskraft, Produktneuerungen und Angebotsvielfalt den Anschluss zu verlieren.
„RitterRost Magic Park“ fordert Senkung der Umsatzsteuer
Mit der Kampagne „Die faiere Sieben“ fordert der "RitterRost Magic Park" Verden zusammen mit dem VDFU, die steuerliche Ungleichbehandlung aufzulösen. Die Anwendung des reduzierten Umsatzsteuersatzes auf Eintritte aller touristischen Freizeitangebote stelle internationale Konkurrenzfähigkeit und fairen inländischen Wettbewerb sicher. Sie entlaste niedrige und mittlere Einkommensschichten und senke den bürokratischen Aufwand.
Anschnallen, bitte! Die Freizeitpark-Saison in Deutschland
Achterbahnfans und abenteuerlustige Familien aufgepasst, die Freizeitparks sind in die Sommersaison gestartet - mit Neuheiten, aber oft auch höheren Preisen als im Vorjahr. Ein Überblick zu einigen der größten Parks:
Europa-Park: Der größte deutsche Freizeitpark erweitert seine (ganzjährig geöffnete) Wasserwelt Rulantica um die - nach eigenen Angaben - größte Rennrutsche Europas. Auf acht Röhren können Besucher ab zehn Jahren auf Matten um die Wette rutschen. Zudem können Erwachsene in einem neuen Ruhebereich entspannen.
Auch das Programm im Park wurde ausgeweitet: Es gibt unter anderem zwei weitere Filme in den Kinos, die neue Eisshow „Surpr’Ice presents GalaXia“ und eine neue VR-Experience „Amber Blake: Operation Dragonfly“.
Der Europa-Park liegt in Rust zwischen Freiburg und Offenburg, nahe der Autobahn A5.
Hansa-Park: In Deutschlands einzigem Erlebnispark am Meer gibt’s für kleine Besucher etwas Neues: Das Karussell Carrousel Baltique steht im Themenbereich Hanse in Europa, der laut den Betreibern in den kommenden Jahren noch weiter ausgebaut werden soll.
Der Hansa-Park liegt nördlich von Lübeck zwischen der Autobahn A1 und der Ostsee.
Heide Park: Bei Achterbahn-Liebhabern gilt der Heide Park in Deutschland als erste Anlaufstelle. Worauf sie erstmal verzichten müssen, sind aber Fahrten in der Hänge-Loopingbahn Limit. Sie bekommt laut Betreibern eine Streckenkorrektur, heißt zukünftig Toxic Garden und wird thematisch an den Themenbereich Transsilvanien angepasst. Wann genau die Bahn wieder fährt, steht noch nicht fest.
Das Programm im Heide Park wird durch zwei neue Shows erweitert: Bei „Time“ geht es um eine Reise durch die Zeit und bei „Smile - It’s magic“ wird mit Witz gezaubert.
Der Heide Park Soltau liegt zwischen Hamburg, Hannover und Bremen und ist über die Autobahn A7 erreichbar.
Holiday Park: In dem Park in der Pfalz wartet ein neuer Wasserspielplatz mit Rutschen und interaktiven Spielelementen - thematisiert nach der Kinderserie „Super Wings“.
Der Park liegt bei Mannheim und Ludwigshafen und ist über die Autobahn A65 und die Bundesstraße B9 zu erreichen.
Legoland: Im Legoland öffnet die Themenwelt Lego Mythica mit einer Achterbahn und einen Spielplatz mit Fantasiewesen aus Legosteinen. Die neue Themenwelt ist laut den Betreibern die bisher größte Erweiterung des Legoland-Parks.
Mit dieser Erweiterung und der Inflation begründen sie die Preiserhöhung um zehn Euro im Vergleich zum vergangenen Jahr: Vor Ort gekaufte Tagestickets kosten in der neuen Saison für Erwachsene 64 und für Kinder 58 Euro. Wer sparen will, kauft die Tickets vorher online - dann kosten sie ab 39 Euro pro Person.
Mit der Erhöhung ist das Legoland nicht allein: Die Eintrittspreise wurden in allen aufgelisteten Freizeitparks angehoben.
Legoland Deutschland liegt bei Günzburg in Bayern an der Autobahn A8.
Movie Park: Wer auf Hollywood-Filme steht, ist hier richtig - und kann sich auf eine Erweiterung des Show-Programms freuen. So kündigt der Movie Park etwa die neue Stunt-Show „Operation Red Carpet“ an. Auf den Straßen des Parks ist außerdem eine neue Figur unterwegs: eine laufende Filmklappe. Na dann: Klappe und Action!
Der Movie Park liegt bei Bottrop an der Autobahn A31.
Phantasialand: In der Themenwelt Afrika gibt es eine neue Erlebnistour mit wackligen Hängebrücken, Felsen und Schluchten.
Das Phantasialand liegt in Brühl bei Köln direkt an der Autobahn A553. (dpa/tmn/bt)