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Aktiv in Museen

Was die Jugendbauhütte im Landkreis Stade leistet

Frederike Holz aus Werther, Ansgar Warner aus Nottensdorf, Mailynn Flöh aus Lübeck und Vincent Dierick aus Berlin (von links) bringen das Magazin des Küstenschifffahrtsmuseums auf Vordermann. Foto: Helfferich

Frederike Holz aus Werther, Ansgar Warner aus Nottensdorf, Mailynn Flöh aus Lübeck und Vincent Dierick aus Berlin (von links) bringen das Magazin des Küstenschifffahrtsmuseums auf Vordermann. Foto: Helfferich

Seit 2009 werkeln junge Erwachsene als FSJler bei der Jugendbauhütte Niedersachsen. Gegründet wurde sie im Landkreis Stade. Jetzt sind wieder engagierte junge Erwachsene im Kreis unterwegs.

Von Susanne Helfferich Montag, 19.12.2022, 08:30 Uhr

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Sie heißen Ansgar, Vincent, Maylinn und Frederike. Eine Woche lang haben sie den Rumpf der Iris-Jörg, das Museumsschiff in Wischhafen, von innen entrostet und neu gestrichen. Danach ging es ins am Hafen gelegene Küstenschifffahrtsmuseum, um das Magazin neu zu ordnen. Regale mussten gebaut und schwere Bücher geschleppt werden. Der nächste Einsatz in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) wird im Januar das Schulmuseum in Himmelpforten sein.

Sie packen für das kulturelle Erbe an

Die Jugendbauhütte setzt sich für den Erhalt des kulturellen Erbes ein und ist bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz angesiedelt. Rund 35 Museen und museumsähnliche Einrichtungen gibt es alleine im Landkreis Stade. Die Jugendbauhütte unterstützt diese Initiativen durch aktive Mithilfe bei Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen.

Das „Kehdinger Küstenschiffahrts-Museum“ ist einer der Profiteure der Jugendbauhütte. „Die waren seit 2009 bestimmt schon fünf oder sechs Mal hier“, sagt Museumsleiter Lars Lichtenberg über die Mobile Einsatztruppe (Mobi) im Landkreis Stade. Jedes Mal ging es um Arbeiten auf der Iris-Jörg.

Einzigartiges Museum

Das kleine, aber in Deutschland einzigartige Museum wurde vor fast 30 Jahren von Ehrenamtlichen gegründet, die die Geschichte der Küstenschifffahrt als ehemals wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Region aufrechterhalten wollten.

Die Ehrenamtlichen sind froh über die Unterstützung durch die jungen Menschen, sind aber auch selbst unverzichtbar für den Erfolg der Einsätze. „Ohne fachgerechte Anleitung funktioniert das nicht“, sagt Eva Pfennig, Leiterin der Mobilen Einsatzgruppe. In Wischhafen macht das Hans-Wilhelm Möller, wenn die Jugendlichen auf der Iris-Jörg arbeiten.

Es sei ein freiwilliges Helferjahr, in dem die jungen Menschen möglichst viel erleben und kennenlernen sollen, sagt Eva Pfennig. Die gelernte Möbelrestauratorin hat die Jugendbauhütte vor 13 Jahren aus der Taufe gehoben. Damit die FSJler der Jugendbauhütte möglichst viel kennenlernen, wechseln die Einsatzorte ständig. Wenigstens zwei Tage und höchsten vier Wochen dauern die Einsätze. In Wischhafen waren die vier Freiwilligen nur zwei Tage. Im Januar geht es nach Himmelpforten, um Wände zu restaurieren.

460 Euro erhalten die Freiwilligendienstler pro Monat, plus Verpflegung, Unterbringung und Fahrtkosten. Im Idealfall sei die Jugendbauhütte mit sechs Jugendlichen besetzt, die für das Freiwillige Soziale Jahr gemeinsam in einem Haus in Stade leben, sagt Eva Pfennig. „Paritätische Besetzung, wäre mir das Liebste: drei Frauen, drei Männer und drei Deutsche und drei Ausländer.“ Nicht immer kommt es zu diesem Dream-Team.

Altes Handwerk lockt junge Menschen

Der 20-jährige Vincent Dierick aus Berlin überlegt, Tischler zu werden. Als er sich entschied, sich bei der Jugendbauhütte zu bewerben, lockte ihn die Vielseitigkeit der Einsätze. „Ich habe zum Beispiel noch nie auf einem Schiff gearbeitet“, erzählt er. Für ihn stand nach der Schule fest, etwas Praktisches machen zu wollen. „Ich versuche herauszufinden, was ich danach machen möchte“, sagt er.

Ziemlich gezielt kam Maylinn Flöh zur Jugendbauhütte. „Ich interessiere mich für Denkmäler“, erzählt die 19-Jährige aus Lübeck, „und es ist schön, hier altes Handwerk zu erleben.“ Sie überlege, etwas zu studieren, mit dem sie später im Bereich Denkmalpflege oder Baukultur arbeiten kann. Ansgar Warner aus Nottensdorf bekam den Tipp von seiner Mutter, die schon einige Berichte über die Jugendbauhütte gelesen hatte. „Ich konnte mich noch nicht entscheiden, ob ich studieren oder eine handwerkliche Ausbildung machen will“, erzählt der 20-Jährige. Falls es ein Studium werden soll, denkt er an die ökologische Forstwirtschaft.

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