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Wolfsmanagement

Weidetierhalter: Töten ganzer Wolfsrudel muss möglich gemacht werden

In Niedersachsen leben rund 500 Wölfe, aufgeteilt in 44 Rudel, ein Paar und vier Einzelwölfe. Symbolfoto: Bernd Wüstneck/dpa

In Niedersachsen leben rund 500 Wölfe, aufgeteilt in 44 Rudel, ein Paar und vier Einzelwölfe. Symbolfoto: Bernd Wüstneck/dpa

Landnutzer und Weidetierhalter fordern von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) weitergehende Befugnisse. Sie wollen den Wolfsbestand nicht nur durch das Abschießen einzelner Wölfe dezimieren, sondern ganze Wolfsrudel töten dürfen.

Mittwoch, 31.05.2023, 15:30 Uhr

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 "Wir müssen nicht nur einzelne Problemwölfe, sondern auch ganze Rudel einfach entnehmen können", sagte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Berlin. "Da muss dringend nachgebessert werden." Mit Entnahme ist entweder das Töten oder das Fangen der Tiere gemeint.

Wolf ist besonders geschützt

In Deutschland sind die Bundesländer für das Wolfsmanagement verantwortlich, doch der Wolf ist durch internationale und nationale Gesetze streng geschützt und hat den höchstmöglichen Schutzstatus. Nach Angaben des Umweltministeriums ist eine Regulierung der Wolfsbestände daher nicht möglich. Am Donnerstag will Umweltministerin Lemke mit betroffenen Organisationen und Verbänden zu einem Dialog "Weidetierhaltung und Wolf" zusammenkommen.

Vorstandsmitglied des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Sabine Firnhaber, erhofft sich davon schnelle Maßnahmen. "Die Wölfe lernen ständig dazu und sorgen dafür, dass wir immer wieder Angriffe haben, obwohl wir unsere Tiere schützen. Wir erwarten im Umkehrschluss für unsere Mühen und Maßnahmen, dass wir Tiere auch schnell und unbürokratisch entnehmen können."

Offiziell 35 Risse im Kreis Stade in 2022/23

Erst vor wenigen Wochen wurden bei Wolfsangriffen mehrere Schafe am Oste-Deich in Großenwörden gerissen. Fünf Lämmer waren gleich tot, weitere vier sind verletzt.

56 Nutztiere bei 16 Übergriffen wurden laut Wolfsmonitoring der Landesjägerschaft seit 2016 im Landkreis Stade gerissen. Allein im vergangenen Jahr wurden 35 Tiere bei neun Übergriffen gezählt. Das sind nur die gemeldeten und nachgewiesenen Fälle. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein.

Hier hat der Wolf zugeschlagen

Bei der Landesjägerschaft im Wildtiermonitoring werden sämtliche gemeldete Nutztierrisse durch den Wolf bereits seit dem Jahr 2008 dokumentiert. Dies sind die Risse von Januar 2022 bis Februar 2023 im Kreis Cuxhaven und angrenzenden Gebieten:

28. Februar: Beverstedt, vier Schafe (nachgewiesene DNA des weiblichen Tieres GW685f).

12. März: Bad Bederkesa, 18 Schafe, GW2593m.

25. März: Hagen Im Bremischen, zwei Schafe, GW2403m.

30. März: Drochtersen (Kreis Stade), zwei Schafe, GW2618.

28. März: Cuxhaven, 13 Schafe GW2619f.

Die DNA des männlichen Wolfs GW2578m ist bei den folgenden Risse nachgewiesen worden:

11. April: Kranenburg (Landkreis Stade), ein Schaf.

20. April: Odisheim, fünf Schafe

18. April: Stinstedt, fünf Schafe.

29. April: Wingst, acht Schafe.

 Allein vom männlichen Wolf GW2403m gibt es folgende dokumentiere Risse:

22. Mai: Hagen im Bremischen, vier Schafe.

27. Mai: Schwanewede, vier Schafe.

29. Mai: Schwanewede (LK Osterholz), ein Rind.

3. Juni: Hagen, fünf Schafe.

12. Juni: Schwanewede, vier Schafe.

14. Juni: Schwanewede, elf Schafe.

14. Juni: Schwanewede, zwei Rinder.

22. Juni: Hagen, sieben Schafe.

23. Juni: Schwanewede, vier Tiere Gatterwild.

5. Juli: Hagen, eine Ziege.

17. Juli: Hagen, ein Schaf.

19. Juli: Hagen, 15 Tiere Gatterwild.

Und dies waren weitere Wolfsangriffe:

3. Mai: Osten, ein Schaf, GW1946m.

4. Juni, vier Schafe, Steinau und 15. Juni in Ihlienworth, ein Rind, beide Male war die Fähe GW2492f verantwortlich.

29. Juni:Schiffdorf, ein verletztes Rind.

18. Juli: Schiffdorf, zwei verletzte Rinder.

21. Juli: Hagen, sieben Schafe.

29. Juli: Beverstedt, zwei Schafe.

9. August: Schiffdorf, ein verletztes Rind , GW1340f.

11. August: Schiffdorf, ein verletztes Rind.

24. August: Armstorf, zwei Schafe, GW1859m.

29. August: Hagen, zwei Schafe GW985f.

22. September: Schiffdorf, ein Rind, GW1340f, GW1608m.

24. September: Schiffdorf, fünf verletzte Rinder.

28.. September: Wollingst, ein Rind GW2947m.

2. Oktober: Sellstedt, ein Rind.

17. Oktober: Wittstedt, ein Schafe.

24. Oktober: Bokel, ein Rind, GW1608m.

29. Oktober: Bülkau, zwei Rinder.

3. November: Hamelwördener Moor (LK Stade), zwei Schafe.

6. November: Bramstedter Moor, ein Rind.

11. November: Holte, ein Schaf.

12. November: Holte, ein Schaf.

12. November: Oederquart (LK Stade), 16 Schafe.

14. November, Cuxhaven-Arensch, ein Rind.

16. November: Uthlede, ein Rind.

17. November: Cuxhaven-Oxstedt, zwei Schafe,

5. Dezember, Großenwörden (LK Stade), ein Schaf.

26. Januar: Balje (LK Stade), sieben Schafe.

13. Februar: Herrschaftliches Moor, Köstersweg, ein Pferd.

Seit Ende Oktober sind keine Angaben mehr erfolgt, um welche Wölfe es sich laut DNA gehandelt hat.

Begegnung mit einem Wolf: So verhalten Sie sich richtig

Wer einem Wolf begegnet, sollte Ruhe bewahren und selbstbewusst auftreten. „Nicht davonlaufen, das könnte - wie beim Hund - den Jagdinstinkt wecken“, rät Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft.

Wichtig sei: Wölfe niemals füttern. Junge Wölfe sind häufig neugieriger als alte. Folgt einem das Tier, sollte man Lärm machen, Kleidung schwenken oder mit Gegenständen werfen. Der Wolf ist ein Raubtier. (vdb/pm/sh/dpa)

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