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Nachhaltigkeit

Weniger Alu-Müll im Knast: Justizbehörde setzt auf Mehrweggeschirr

Blick in einen Zellentrakt im C-Flügel der Hamburger Untersuchungshaftanstalt. Bei der Essensversorgung der Strafgefangenen setzt die Hamburger Justizbehörde jetzt stärker auf Mehrweggeschirr.  Foto: Christian Charisius/dpa

Blick in einen Zellentrakt im C-Flügel der Hamburger Untersuchungshaftanstalt. Bei der Essensversorgung der Strafgefangenen setzt die Hamburger Justizbehörde jetzt stärker auf Mehrweggeschirr.  Foto: Christian Charisius/dpa

In Hamburg bekommen Strafgefangene ihr Essen häufig noch in umweltschädlichen Einwegschalen. Das Klischee aus den Knast-Filmen, in denen ein schmieriger Kalfaktor die Kelle schwingt, hatte wenig mit der Realität zu tun - bislang.

Samstag, 22.07.2023, 08:00 Uhr

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Bei der Essensversorgung der Strafgefangenen setzt die Hamburger Justizbehörde jetzt stärker auf Mehrweggeschirr. Bisher seien überwiegend Einweg-Alu-Menüschalen verwendet worden, sagte Behördensprecher Dennis Sulzmann der Deutschen Presse-Agentur. "Nach und nach wird nun auf die sogenannte Verkellung umgestellt." Dabei werde das Essen auf den Stationen aus Sammelbehältern in Mehrweggeschirr ausgegeben.

Die Verwendung umweltschädlicher Alu-Menüschalen in den vier Justizvollzugsanstalten, der sozialtherapeutischen Anstalt und im Untersuchungsgefängnis werde somit deutlich reduziert. "Bis zum Spätsommer soll ein Großteil umgestellt sein", sagte er.

Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden nach Angaben der Behörde an die Gefangenen in Hamburg 249 900 Alu-Menüschalen ausgegeben. Davon mit 101 000 die meisten in der Untersuchungshaftanstalt am Holstenglacis.

Bei der Personalverpflegung würden bereits seit längerem in allen Hamburger Gefängnissen Mehrwegverpackungen und -geschirre eingesetzt, sagte Sulzmann. Auch in der JVA Hahnöfersand sei dies so, nur gelegentlich würden dort noch Nachspeisen in Einwegverpackungen gereicht.

"In der gesamten JVA Billwerder inklusive der Teilanstalt für Frauen wird seit April die Kost durch Verkellung an die Gefangenen ausgegeben - bis auf einige Sonderkostformen", sagte Sulzmann. In der JVA Fuhlsbüttel werde dies seit Frühjahr sukzessive auf elf Stationen eingeführt. "Die restlichen drei Stationen folgen in den nächsten Wochen." In der JVA Glasmoor soll Mitte August damit begonnen werden. "In der Sozialtherapeutischen Anstalt soll die Verkellung nach baulicher Vorbereitung im Spätsommer eingeführt werden." Auch im Untersuchungsgefängnis liefen die Vorbereitungen, um noch in diesem Jahr in größeren Teilbereichen damit zu starten.

Die CDU in der Hamburgischen Bürgerschaft fordert seit langem, den Einsatz von Mehrweggeschirr in den Haftanstalten - zuletzt in einem Antrag 2019. Damals wurden nach Auskunft des Senats im gesamten Vorjahr noch 556 000 Alu-Schalen verbraucht, hinzu kamen 2,2 Millionen kleinere Plastikbehälter.

Mit dem Projekt, die Alu-Menüschalen zu ersetzen, sei bereits in der letzten Legislaturperiode begonnen worden, sagte Sulzmann. "Es gab allerdings Verzögerungen aufgrund der besonderen Bedingungen der Corona-Pandemie im Justizvollzug und bei den Lieferketten." Auch sei zunächst geplant gewesen, kompostierbare Schalen einzusetzen. "Hier wurde aber kein für den Justizvollzug geeignetes Produkt gefunden." (dpa)

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