Wie Günter Andreas in Hüll 30 Jahre die Politik gestaltete

Stets ein Kämpfer für Hüll: Günter Andreas . Foto: Knappe
Mit Politik hatte Günter Andreas früher eigentlich gar nichts am Hut – und doch gestaltete er seit 1991 die Ortspolitik in der Drochterser Ortschaft Hüll tatkräftig mit. Jetzt scheidet er aus dem Gemeinderat aus – in den er einst „reingeschliddert“ war.
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Aus Altersgründen stellte der 73-Jährige Zimmermann sich nicht erneut zur Wahl. In Hüll ist Günter Andreas zur Welt gekommen – „eine Hausgeburt“ – und wuchs hier auf. Der gelernte Zimmermann heiratete 1968 sein Mariechen und arbeitete fortan in seiner „Freizeit“ auf dem familiären landwirtschaftlichen Betrieb in Hüll mit. Auch im Schützenverein war er aktiv, wurde 1989 zweiter Vorsitzender und knapp zehn Jahre später Vorsitzender.
Deshalb kandidierte er auch für den Gemeinderat: „Das war hier von jeher so, dass der Schützenvereinsvorsitzende auch im Gemeinderat war. So bin ich da reingeschliddert“, feixt Günter Andreas. Weil sein Vater in der Gewerkschaft war, „war die SPD meine Partei“. Eher ungewöhnlich für einen Landwirt – „aber die Landwirte hier haben mich akzeptiert, wenn auch die Ortschaft Hüll ziemlich schwarz ist. Aber hier werden immer die Leute selbst gewählt, weniger die Parteien“, sagt Andreas.
Er initiierte die Kanalisation in Hüll
Gemeinsam mit seinem Parteigenossen Heinz Treudler und später auch Jens Schütt (CDU) initiierte er über eine örtliche Bauherrengemeinschaft den Bau der Kanalisation in Hüll, die 1996 startete. Vorher gab es hier nur einfache Klärgruben ohne Nachklärung. 145 Anschlüsse gebe es heute. „Über zwei Millionen D-Mark haben wir hier verbaut, gut 70 Prozent davon mussten als Eigenmittel aufgebracht werden“, erinnert sich Günter Andreas, der damals mit seinen Mitinitiatoren die Haushalte abklapperte und stundenlange Gespräche mit den Bürgern führte. „Da sind sogar Freundschaften entstanden“, sagt Andreas.
Auch für die Dorferneuerung und die entsprechenden Fördermittel für Hüll engagierte sich Andreas. So entstand durch Erweiterung und Umbau der alten Gastwirtschaft das neue Dorfgemeinschaftshaus, das 2009 eingeweiht wurde. Gut 9000 Stunden Eigenleistungen hätten die Hüller hier eingebracht, erinnert sich Günter Andreas, der das Dorfgemeinschaftshaus in seiner Freizeit betreut. Auch der Kindergarten wurde im Zuge der Dorferneuerung saniert. Günter Andreas und seine Mitstreiter ermöglichten den kostengünstigen Bau des Verbindungsweges von der Siedlung Alte Sägerei zum Birkenweg – „statt 70 000 Euro kostete das nur noch 15 000 Euro. Die Bushaltestelle haben wir selber gebaut“.
Jetzt sind junge Leute dran
Immer hat Günter Andreas für seinen Ort mitangepackt – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. „Es hat immer Spaß gemacht. Aber jetzt müssen da jüngere Leute ran“. Im Gemeinderat habe er des Öfteren den Satz gehört: „Was willst du schon wieder – willst du schon wieder Geld haben?“ Aber er habe eben immer nachhaken müssen – „damit Hüll nicht vergessen wird“, bekräftigt Andreas. Und er hofft, dass das auch die neuen Ratsherren aus Hüll – Stefan Knütel und Torsten Schlieker – es so handhaben werden.
Der dreifache Vater und siebenfache Großvater will jetzt seinen Ruhestand genießen. Das heißt bei ihm natürlich nicht: ruhen. „Ich möchte viel Fahrrad fahren und ein bisschen am Haus werkeln“.