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Phänomene der Natur

Wie Waldeidechsen mit der Hitze umgehen

Waldeidechsen lieben die Sonne und fühlen sich ab 25 Grad richtig wohl. Foto: Paulin

Waldeidechsen lieben die Sonne und fühlen sich ab 25 Grad richtig wohl. Foto: Paulin

Dramatische Dürren gab es in vielen Jahren. Martin Luther beklagte 1540 eine unfassbare Trockenheit. Die Temperaturen im Jahr 2022 waren seit Beginn der Wetteraufzeichnungen so hoch wie nie zuvor. Wie kommen unsere Tiere mit solchen Extremen zurecht?

Samstag, 24.09.2022, 09:30 Uhr

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Eidechsen zum Beispiel können gut in der Hitze leben. Sie besitzen einen harten Panzer. Der ermöglicht es ihnen, Temperatur-Extreme auszuhalten. Die Entwicklung der Echsen begann in der Permzeit (300 bis 250 Millionen Jahre vor heute), in der fast katastrophale Hitze und Trockenheit herrschten.

Nachkommen dieser Urzeit-Echsen sind auch unsere Waldeidechsen. Sie lieben die Sonne. Erst ab 25 Grad sind sie so richtig aktiv und fühlen sich wohl. Dann laufen sie am Tag zwischen 50 und 90 Metern umher und suchen Nahrung. Biologen fanden aber heraus: Ab etwa 35 Grad schaffen sie es nicht mehr, so weit umherzuwandern und auf die Pirsch zu gehen. Doch 2022 lagen die Temperaturen an manchen Tagen weitaus höher. Da kamen sogar Waldeidechsen an ihre Grenzen. Ein weiteres Problem: Auch Waldeidechsen brauchen Wasser zum Trinken, und das stand nicht immer zur Verfügung. Wahrscheinlich hatten die Waldeidechsen in diesem Jahr nicht immer genug zu fressen. Denn auch die Nahrungssuche stellte die Tiere vor Schwierigkeiten. Waldeidechsen fressen gern Raupen, Asseln, Spinnen, Heuschrecken oder Fliegen. Aber bei hohen Temperaturen mindern auch manche Beutetiere ihre Aktivität deutlich und bleiben in Verstecken. Kurzum: Diese Schuppentiere hatten im Hitzejahr 2022 Probleme.

Lebensraum wird knapp

Neben ihrer Toleranz gegenüber der Hitze sind Waldeidechsen aus einem weiteren Grund eine Besonderheit: Wie Kreuzottern oder Blindschleichen legen sie Eier, in denen sich die bereits fast fertig entwickelten Jungen befinden. Sie schlüpfen nach wenigen Stunden aus dem Ei.

Den früher sehr häufig vorkommenden Eidechsen geht es ohnehin allmählich an den Kragen, denn vielfältige Waldränder oder naturnahe Wiesen fehlen mehr und mehr. Welches Kind kann heute die sich sonnenden Tiere beobachten?

Die Serie

Was kreucht und fleucht denn da in der Region? Wolfgang Kurtze, Vorsitzender der Lions-Naturschutz-Stiftung, schreibt über Phänomene und Kuriositäten in der Natur. Das TAGEBLATT veröffentlicht die Artikel des promovierten Biologen in loser Reihenfolge.

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