Zu wenig Schutz für Risikogruppen - Spahn ruft zur Grippeimpfung auf

Jens Spahn hat sich in einer Berliner Arztpraxis gegen Grippe impfen lassen. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Weil es in Deutschland im vergangenen Jahr infolge des teilweisen Lockdowns so gut wie keine Grippe gegeben hatte, ist das Risiko einer Grippewelle in diesem Jahr umso höher. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ruft daher zur Impfung auf.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, hat in der Pandemie vor zu wenig Grippeschutz bei Risikogruppen in Deutschland gewarnt. Bislang lägen die Grippe-Impfquoten auch gemessen an internationalen Empfehlungen zu niedrig, sagte Mertens am Mittwoch. Obwohl es in der vergangenen Grippesaison Verbesserungen gegeben habe, lägen die Influenza-Impfquoten bei Menschen über 60 leider nur bei 30 bis 40 Prozent. "Das ist wirklich zu wenig", sagte Mertens. Denn es könnte nach dem Ausbleiben in der vergangenen Saison nun eine stärkere Grippewelle geben.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat daher die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, sich in diesem Herbst besonders zahlreich gegen Grippe impfen zu lassen. 27 Millionen Impfstoffdosen stünden zur Verfügung - "mehr als genug", sagte Spahn. Wegen früheren Bestellungen und einer früheren Behördenfreigabe seien die Impfstoffe in diesem Jahr auch früh verfügbar. So sei es möglich, "viel Leid und Tod" zu vermeiden.
22 Millionen Grippeimpfungen im vergangenen Jahr
Erreicht werden solle erneut mindestens eine Größenordnung wie im vergangenen Jahr, als es 22 Millionen Grippeimpfungen gegeben habe. Üblicherweise seien es zwischen 15 und 18 Millionen Impfungen, so Spahn. Gerade im öffentlichen Personenverkehr seien auch weiter die Abstands- und Hygieneregeln anzuwenden - wie das Tragen von Masken. Spahn selbst hatte sich am Morgen gegen Grippe impfen lassen, wie er mitteilte.
Grippeimpfungen werden neben Älteren unter anderem auch chronisch Kranken, Schwangeren, medizinischem Personal, pflegenden Angehörigen und Menschen empfohlen, die beruflich mit viel Publikumsverkehr zu tun haben. Es gebe dabei Hühnerei-basierte und Zellkultur-basierte Impfstoffe sowie einen Lebendimpfstoff, erläuterte Mertens. Das sei eine breite Palette. Bei Totimpfstoffen könne der Grippeschutz auch zeitgleich mit einer Corona-Impfung gegeben werden - dann in den linken und rechten Oberarm. Wie bei Covid-19 gehe es dabei um das Vermeiden von Klinikeinweisungen und Todesfällen.
Grippeimpfstoffe mit Immunverstärkern
Für ältere Menschen gebe es zudem Grippeimpfstoffe mit Immunverstärkern und auch einen Hochdosis-Impfstoff, der 60 statt 15 Mikrogramm von jedem Influenzastamm enthalte. "Ältere Menschen reagieren nicht nur schlechter auf Covid-19-Impfungen, sondern auch auf die Influenzaimpfungen", sagte Mertens.
"Beim Impfen geht es nicht nur um Covid 19", betonte er. Auch alle anderen Impfungen müssten gemacht werden, neben dem Grippeschutz etwa auch die Kinderimpfungen. "Impfungen sind eine geniale und sehr bedeutende Errungenschaft der Medizin", sagte Mertens. "Um viele Infektionsprobleme zu lösen, hilft uns am Ende nur eine gute Impfung."
Mit dem kostenlosen TAGEBLATT-Web-Push-Service immer auf dem Laufenden bleiben.