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Zweite Liga

Zwei brisante HSV-Termine stehen an

Hamburgs Mario Vuskovic spielt den Ball. Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburgs Mario Vuskovic spielt den Ball. Foto: Christian Charisius/dpa

Der HSV steckt im Zweitliga-Aufstiegskampf. In dieser Woche tritt das Sportliche in den Hintergrund. Am Donnerstag steht die AG-Versammlung an, am Freitag geht es um die Zukunft eines HSV-Talents.

Donnerstag, 02.02.2023, 09:00 Uhr

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Claas Hennig, dpa

Es stehen zwei Termine bevor, die richtungsweisend für den Fußball-Zweitligisten Hamburger SV werden können - und sie haben ausnahmsweise nichts mit der alles überlagernden Frage "Aufstieg oder erneutes Scheitern?" zu tun. Am Donnerstag treffen sich die Anteilseigner der Fußball AG des HSV zu ihrer Hauptversammlung. Die Tagesordnung und die Besetzung der Veranstaltung versprechen Brisanz. Einen Tag später findet in Frankfurt/Main vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bunds der erste Teil der Verhandlung im Dopingfall des HSV-Profis Mario Vuskovic statt. 

AG-Hauptversammlung in Hamburg

Im Mittelpunkt der AG-Hauptversammlung steht mal wieder Marcell Jansen. Der 37-Jährige hatte vor anderthalb Wochen bei der Mitgliederversammlung des HSV e.V. zwei Abwahlanträge als Clubpräsident überstanden. Dabei stand der Ex-Nationalspieler weniger wegen seiner Arbeit als Chef des mehr als 90 000 Mitglieder starken Vereins in der Kritik, vielmehr wegen seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender der AG.  

Unter anderem war Jansen ein wohlwollender Umgang mit dem umstrittenen Thomas Wüstefeld vorgeworfen worden. Der 54 Jahre alte Unternehmer hatte erst Anteile an der AG übernommen, war dann in den Aufsichtsrat gerückt, und kümmerte sich wenig später im Vorstand übergangsweise um die Finanzen. Ende September trat Wüstefeld nach zehn Monaten zurück und räumte auch seinen Platz im Aufsichtsrat. Nun wird er am Donnerstag erstmals wieder im Volksparkstadion erwartet. 

Detlef Dinsel in der Kritik

Jansen war Ende vergangenen Jahres von den kleineren Anteilseignern das Vertrauen entzogen worden. Auch Investor Klaus-Michael Kühne (86) - größter AG-Anteileigner (15,21 Prozent) hinter dem HSV e.V. (75,10) - gilt als Kritiker von Jansen.

Nach der Mitgliederversammlung hatte der frühere Bundesliga-Profi Jansen offen gelassen, ob er als Aufsichtsratschef weiter mache. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich nicht nach dem einen oder anderen Amt gesprungen bin", hatte er gesagt. Es werde nach der Hauptversammlung mit dem neuen Aufsichtsrat geschaut, was die Schwerpunkte der Arbeit seien. "Danach werden wir uns natürlich auch ausrichten. Da ist noch gar nichts gesetzt."     

Bei der Hauptversammlung ist Jansen in einer anderen Personalie gefordert. Laut "Hamburger Abendblatt" und "Bild" haben die Anteilseigner - bis auf Wüstefeld - ihn und seine Präsidiumskollegen aufgerufen, Detlef Dinsel aus dem Aufsichtsrat abzuberufen. Dieser Forderung schloss sich die Leitung des Supporters Club - der mit Abstand größten Abteilung im Verein - an. Dinsel sitzt seit Juli in dem Kontrollgremium. Von 2012 bis 2019 war er bereits Gesellschafter beim Bundesligisten FC Augsburg. Anteile an der HSV-AG hat er nicht.   

Schon bei der Mitgliederversammlung war ihm zu wenig Bezug zu Hamburg und zum HSV und zu wenig Sachkompetenz vorgeworfen worden. Als sicher gilt, dass Stephan von Bülow und Henrik Köncke am Donnerstag in den Aufsichtsrat rücken. Sie ersetzen Andreas Peters und die derzeit einzige Frau, Lena Schrum.  

Vuskovic vor Sportgericht in Frankfurt

Mit Spannung werden die Club-Verantwortlichen am Freitag nach Frankfurt schauen. Vor dem DFB-Sportgericht geht es für Mario Vuskovic nicht nur um eine lange Sperre, sondern möglicherweise um seine Zukunft als Fußball-Profi. Der 21-Jährige steht unter Dopingverdacht. Bei einer am 16. September 2022 vorgenommenen Dopingkontrolle des HSV-Spielers war bei dem Abwehrspieler körperfremdes Erythropoetin (EPO) nachgewiesen worden. Die B-Probe im Dezember hatte das positive Ergebnis bestätigt. 

Das DFB-Sportgericht sperrte Vuskovic vom 15. November an im Rahmen einer einstweiligen Verfügung bis auf Weiteres. Er muss sich alleine fit halten. Im schlimmsten Fall muss er mit einer Sperre von vier Jahren rechnen. 

Vuskovic, der im Sommer 2021 von Hajduk Split zum HSV gewechselt war und sich in dieser Saison einen Stammplatz in der Innenverteidigung erobert hatte, beteuert seine Unschuld. Der Kroate erhält volle Rückendeckung von seinem Verein. Gemeinsam haben er und der HSV eine mehr als 60 Seiten umfassende Stellungnahme geschrieben.

"Der Schriftsatz wirft schon viele Fragen auf", hatte Sportvorstand Jonas Boldt am Sonntag vor dem Spiel des HSV gegen Eintracht Braunschweig dem Sender Sky gesagt. "Es erklärt sich mir nicht, wo und wie das passiert sein soll und warum auch? Mario beteuert seine Unschuld. Wir haben viel versucht aufzuarbeiten und wollen volle Transparenz." Boldt wird laut Medienberichten bei der mündlichen Verhandlung dabei sein. Ein Urteilsspruch wird aber erst nach dem zweiten Verhandlungstag am 9. Februar erwartet.

Nordduell bei Hansa Rostock 

Davor gibt es auch noch einen sportlichen Termin: Am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) tritt die Mannschaft von Trainer Tim Walter zum Nordduell bei Hansa Rostock an. Ein viel wichtigerer Termin für die Beantwortung der Frage: "Aufstieg oder erneutes Scheitern?"

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