Politik soll sich für Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Stade und Bremervörde einsetzen
Auch am Bahnhof Mulsum-Essel könnte mehr Betrieb herrschen, wenn die Strecke reaktiviert wird. Foto: Felsch
Die Bahnstrecke zwischen Stade und Bremervörde ist ein Fall für die Politik. Das findet der Förderverein Moorexpress und hat jetzt alle für den Landtag Kandidierenden mit einem ausführlichen Grundsatzpapier zur Streckenreaktivierung ausgestattet.
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Die Bahnstrecke zwischen Stade und Bremervörde wird täglich befahren. Allerdings nicht von Zügen zur Personenbeförderung. Nach Ansicht der Mitglieder des Fördervereins Moorexpress sollte sich das schnell ändern. Der Auftrag geht an die Politik. Alle für den Landtag Kandidierenden aus den angrenzenden Landkreisen wurden jetzt vom Verein mit einem ausführlichen Grundsatzpapier zur Streckenreaktivierung ausgestattet.
„Unser Ziel ist es, das Thema Reaktivierung endlich in den Landtag zu bekommen, damit dort die entsprechend notwendigen Entscheidungen getroffen werden und Geld vom Bund abgerufen wird“, sagt die Vorsitzende Elke Weh aus Fredenbeck. Es sei höchste Zeit für die Reaktivierung der Moorexpressstrecke zum vollwertigen Schienen-Personen-Nahverkehr (SPNV).
Ob diese Reaktivierung in einem Zug oder in Abschnitten am sinnvollsten ist, sei nicht der entscheidende Punkt. Wichtig aus Sicht des Vereins aber ist: „Es muss jetzt losgehen“, so Weh.
Strecke in EVB-Eigentum
Um diese Strecke , die bis Bremen führt, geht es: Zwischen Stade und Bremervörde fahren bereits täglich Züge. Grafik: Förderverein Moorexpress
„Die Moorexpressstrecke ist schon jetzt zu befahren und alle Kommunen und Landkreise an der Strecke haben sich über Resolutionen und finanzielle Verpflichtungen schon lange für diese Strecke starkgemacht“, sagt die Vorsitzende Weh. Die Region bedarf nach Ansicht des Fördervereins eines verlässlichen, zeitgemäßen und ökologisch sinnvollen Verkehrsmittels, das die Region mit den Mittelzentren Stade, Bremervörde und Osterholz-Scharmbeck verbindet und an die Metropolregionen Hamburg und Bremen anschließt. Die Strecke stelle eine bedeutende Entwicklungsachse dar. Die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB) als Eigentümer der Strecke unterstützen den Prozess seit Jahren mit Eigenmitteln.
Fördergelder sollen endlich in die Region fließen
Die Strecke wurde von der EVB instandgehalten, Signalanlagen wurden an Bahnübergängen installiert und modernisiert. Auf dem Werksgelände in Bremervörde zudem ist eine Wasserstofftankstelle in Betrieb. Der Betrieb mit klimaneutralem Treibstoff sei gesichert, unterstreichen die Vereinsmitglieder, die das Grundsatzpapier für alle einsehbar auf moorexpress.info online gestellt haben. Der Text stammt maßgeblich von Ralf Handelsmann, Fredenbecks Samtgemeindebürgermeister im Ruhestand.
Kernauftrag für die zukünftigen Landtagsabgeordneten, die am 9. Oktober dieses Jahres gewählt werden: Sie sollen die Reaktivierung zu ihrem Thema machen, um den ländlichen Raum nachhaltig zu stärken. Vor allem die bereitgestellten Gelder müssten aus Sicht des Fördervereins endlich auch in Niedersachsen und in der Region ankommen.
„Bund, Land und auch die EU bieten Fördermittel für den Schienen-Personen-Nahverkehr. „Diese dürfen nicht wie in den vergangenen fünf Jahren nur in andere Bundesländer fließen“, so Weh. Sollte die Chance ungenutzt bleiben, könnte am Ende eine „schleichende Entvölkerung“ der Region stehen. Klimaziele würden zudem nicht erreicht.
Machbarkeitsstudie in Arbeit
In vielen Kreis- und Rathäusern entlang der Strecke ist die Reaktivierung allerdings schon ein Thema. Nahezu einstimmig haben sich die Kreistage in Rotenburg, Stade und Osterholz für eine Reaktivierung der „Moorexpress-Strecke“ von Stade über Bremervörde bis Osterholz-Scharmbeck für den Personenverkehr ausgesprochen. Mit Unterstützung der beteiligten Landkreise hat die EVB eine Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung in Auftrag gegeben. Mit Ergebnissen wird im Frühsommer gerechnet.
Für den Förderverein, der sein Grundsatzpapier mit dem Titel „Reaktivierung Jetzt!“ überschrieben hat, geht es zudem um die Schülerbeförderung und den Personennahverkehr für Berufspendler. Eine über die touristische hinausgehende Nutzung könnten die ländlichen Kommunen an der Strecke fördern und zukunftsfähig machen. Viele Autofahrten etwa aus der Samtgemeinde Fredenbeck und der Region um Bremervörde ließen sich verhindern, wenn auf der Strecke bis zum Stader Bahnhof regelmäßig ein Zug fahren würde.
Wer die Strecke schon mal fahren möchte, hat ab dem 1. Mai bis voraussichtlich Oktober wieder Gelegenheit dazu. Dann fährt der namensgebende Moorexpress am Wochenende und an Feiertagen zwischen Stade und Bremen.
Moorexpress
Der Moorexpress wird in diesem Jahr ab Sonntag, 1. Mai, wieder sonnabends, sonntags und an Feiertagen bis voraussichtlich zum 3. Oktober auf der Schiene durch das Teufelsmoor rollen und die Hansestädte Stade und Bremen in einer landschaftlich reizvollen Reise miteinander verbinden. Es gelten die aktuellen Hygienemaßnahmen. Die Fahrpreise im Moorexpress für Erwachsene liegen je nach Streckenlänge zwischen vier und 15 Euro. Für Familien und Kinder gibt es Sonderpreise. Die Fahrradmitnahme ist möglich, ebenso wie eine Sitzplatzreservierung.