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Fußball-Nationalmannschaft

Warum der DFB-Auswahl in Hamburg ein Zauber „inne wohnt“

Bundestrainer Hansi Flick verfolgt das Training im Hamburger Volkspark. Foto: Marcus Brandt/dpa

Bundestrainer Hansi Flick verfolgt das Training im Hamburger Volkspark. Foto: Marcus Brandt/dpa

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – für Oliver Bierhoff ist dieses Zitat von Hermann Hesse eine Ursache für die gute Stimmung in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, die in Hamburg anhält und die sich am Freitagabend im Volkspark nicht verändern soll.

Von Wolfgang Stephan Mittwoch, 06.10.2021, 15:07 Uhr

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„Jede Lebensstufe, Tugend und Weisheit ist an sich zeitlich begrenzt und blüht zu ihrer jeweiligen Zeit.“ Was Hermann Hesse 1941 in seinem Gedicht „Stufen“ beschrieb, ist für Oliver Bierhoff charakteristisch für die aktuelle Lage der Nationalkicker, die sich in dem mit Industriecharme behafteten Hamburger Designhotels „Gastwerk“ abgeschottet auf die beiden anstehenden WM-Qualifikationsspiele vorbereiten.

„Ein Traum ist das schon“, bekannte Neuling Nico Schlotterbeck der hofft, am Freitagabend gegen Rumänien (20.45 Uhr/RTL) oder am Montag in Skopje gegen Nordmazedonien seine Premiere im Nationalteam feiern zu können. „Alles gute Typen hier“, fand auch David Raum, der von Hansi Flick immerhin gegen Armenien schon sieben Einsatzminuten bekam.

Neue Gesichter im Team

Für Nationalmannschaftsmanager Bierhoff stehen auch die „Frischlinge“ für die gewandelte Stimmung, der Wunsch, etwas Neues aufzubauen, sei bei allen Beteiligten zu spüren. Wobei Bierhoff das namentlich an Hansi Flick festmacht. „Neue Wege mit klaren Aufgaben und einer hohen Kommunikation mit Spielern und Vereinen“, dieser Stil des neuen Bundestrainers komme gut an. Er spüre, dass die Spieler wieder gerne zur Nationalmannschaft kommen. Entsprechend klar seine Zustandsbeschreibung: „Die Lage ist sehr gut und entspannt.“

Er spüre einen positiven Geist und „die Freude der Spieler, wieder bei der Nationalmannschaft zu sein“, sagte der 53-Jährige und gab die Marschroute für die anstehenden zwei Qualifikationsspiele vor: „Wir wollen wieder in die Weltspitze, da zählt jedes Ergebnis und jedes Spiel.“

Flick-Bilanz: Drei Siege, kein Gegentor

Die zuletzt in Hamburg aufgekommene Kritik an der fehlenden Fan-Nähe der Stars habe zu einer neuen Orientierung geführt: Die Spieler dürften sehr wohl auf die Fans zugehen, was bei der Anreise aus Verunsicherung wegen der Corona-Lage nicht passiert war.

Letztlich macht Bierhoff die veränderte Lage aber auch ganz pragmatisch an den Ergebnissen fest: Drei Siege und kein Gegentor in den Qualifikationsspielen gegen Lichtenstein, Armenien und Island hätten zwangsläufig zu einem positiven Trend geführt. Bierhoff warnte aber auch: „In der Vergangenheit gab es auch schon solche Situationen, denen dann oft ein Rückschlag folgte.“

Oliver Bierhoff, Direktor Nationalmannschaften und Akademie. Foto: Federico Gambarini/dpa

Oliver Bierhoff, Direktor Nationalmannschaften und Akademie. Foto: Federico Gambarini/dpa

Löw-Abschied im November

Apropos Vergangenheit: Weltmeister-Trainer Joachim Löw und sein Team mit Andreas Köpke, Thomas Schneider und Urs Siegenthaler sollen beim WM-Qualifikationsspiel am 11. November in Wolfsburg gegen Liechtenstein verabschiedet werden.

Abseits der aktuellen Befindlichkeiten sprach sich Bierhoff gegen die Zukunfts-Pläne der Fifa aus: „Es schwirrt der Gedanke herum, alle zwei Jahre eine WM zu spielen.“ Er habe noch keinen Trainer oder Spieler gefunden, der das für eine gute Idee halte. Bierhoff: „Wir müssen weniger den Gedanken an die Erlösmaximierung, sondern vielmehr die Qualitätssicherung in den Vordergrund stellen. Tolle und leidenschaftliche Spiele seien bei dem engen Terminkalender eigentlich nicht mehr möglich, „vom Körper und vom Kopf her“.

Alle 23 Spieler im Training

Mit welchem Personal Hansi Flick am Freitagabend gegen Rumänien spielen wird, ist noch nicht klar, der Bundestrainer wird am Donnerstagmittag Gast bei der DFB-Pressekonferenz sein. Alle 23 Spieler trainierten auf einem der Spielfelder am Volksparkstadion.

Mit dabei und gedanklich auf Wolke sieben schwebend, waren Freiburgs Schlotterbeck (21) und Hoffenheim-Neuzugang Raum (23), die in der Pressekonferenz immer wieder betonten, was für ein Traum für sie in Erfüllung gegangen sei: Einmal bei der Nationalmannschaft zu sein. Ein Ziel, für das er in frühester Jugend schon mit dem Bruder im Garten trainiert habe, sagte Nico Schlotterbeck. Wobei David Raum die Berufung von ihm und Kumpel Nico „ein Stückweit“ auch als verdient sieht, denn schließlich seien sie mit der U21 Europameister geworden. Was nichts daran ändert, dass Schlotterbeck befand: „Ein bisschen surreal ist das schon.“

Deutschlands Nico Schlotterbeck und Florian Neuhaus (rechts) im Training in Aktion. Foto: Marcus Brandt/dpa

Deutschlands Nico Schlotterbeck und Florian Neuhaus (rechts) im Training in Aktion. Foto: Marcus Brandt/dpa

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