30 Millionen Euro teure Kanalschleuse in Otterndorf im Juni fertig

Andreas Kosch, Projektleiter, steht in der Hadelner Kanalschleuse. Der Neubau der Schleuse steht nach rund vier Jahren vor dem Abschluss. Es ist eines der größten Küstenschutzprojekte in Niedersachsen. Foto: Sina Schuldt/dpa
Seit drei Jahren wird an der neuen Hadelner Kanalschleuse bei Otterndorf gebaut. Nun sind die Bauarbeiten an Niedersachsens größtem Küstenschutzprojekt auf der Zielgeraden. Vor allem für Sportbootfahrer und Freizeitkapitäne ist das eine gute Nachricht.
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Das derzeit größte Küstenschutzprojekt Niedersachsens, der Neubau der Hadelner Kanalschleuse bei Otterndorf, steht nach mehr als drei Jahren Bauzeit vor der Fertigstellung. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) peilt eine Inbetriebnahme der Schleuse für Mai oder Juni an – und damit fast wie zu Baubeginn Ende 2018 geplant.
Damals war April 2022 als Start anvisiert worden. Mit der Freigabe können dann auch Freizeitkapitäne und Sportbootfahrer den Schifffahrtsweg über die Schleuse wieder nutzen. Der Hadelner Kanal ist Teil des Schifffahrtsweges Elbe-Weser und verbindet die beiden Flüsse durch das niederelbische Marschland zwischen Otterndorf und Bremerhaven.
Hadelner Kanal ist Teil des Schifffahrtsweges Elbe-Weser und verbindet beide Flüsse
Der Neubau war notwendig, da die alte Schleusenanlage von 1854 in die Jahre gekommen war. Um den modernen Anforderungen im Küstenschutz zu entsprechen war das Bauwerk rund 90 Zentimeter zu niedrig. Eine Deicherhöhung neben der alten Schleuse war nicht mehr möglich. Daher wurde die Anlage samt Anschlussdeichen neu konzipiert und erhöht.
Die Arbeiten an dem neuen Küstenschutzbauwerk sind laut NLWKN nun auf der Zielgeraden: Anfang Januar wurden die beiden elbseitigen Stahlhubtore, jeweils 50 Tonnen schwer und rund 10 Meter hoch, sowie das etwas kleinere, 30 Tonnen schwere Hubtor zur Kanalseite mit einem Schwertransport an die Baustelle gebracht und mit einem Kran in die Schleuse eingesetzt.
Nun stehen noch Restarbeiten wie der Anschluss der Elektrotechnik und der Rückbau alter Schleusenteile an.
Tödlicher Unfall: Arbeiter stürzt an Otterndorfer Schleuse 15 Meter in die Tiefe
Überschattet wurden die Arbeiten Anfang Januar von einem tödlichen Unfall. Ein 53 Jahre alter, tschechischer Arbeiter stürzte an der Schleuse 15 Meter in die Tiefe und starb.
Im Juli 2019 war in der vierjährigen Bauzeit zudem ein schwerer Kran im Rahmen von Rammarbeiten umgestürzt und sorgte für einen Sachschaden von mehreren Hunderttausend Euro. Ein Bauarbeiter kam damals mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus.
Die veranschlagte Bausumme von rund 30 Millionen Euro, die von Land und Bund im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Küstenschutz getragen werden, wird laut Landesbetrieb voraussichtlich eingehalten.

An der Hadelner Kanalschleuse wird seit vier Jahren gebaut (Luftaufnahme mit einer Drohne). Foto: Sina Schuldt/dp
Hadelner Kanal: Wichtig auch für Entwässerung und Schutz vor Sturmfluten
Neben der Freizeitschifffahrt dient der Hadelner Kanal auch der Entwässerung und schützt zudem das Hinterland im Kreis Cuxhaven vor Sturmfluten. Die neue 70 Meter lange Kanalschleuse sei daher ein „Multifunktionsbauwerk“, teilte der NLWKN mit.
Zur Entwässerung des Binnenlandes öffnen sich künftig bei Niedrigwasser in der Elbe die Tore der Kanalschleuse, sodass das Wasser mit Gefälle in die Elbe läuft. Bei Flut schließen die Tore wieder. Bei Extremwetterlagen mit hohen Wasserständen in der Elbe, etwa durch Westwind oder Sturmfluten bleiben die Schleusentore geschlossen und schützen so das Sietland vor Überschwemmungen.
Während der Bauarbeiten mit insgesamt sieben Bauphasen übernahm ein nebenstehendes Schöpfwerk die Entwässerung – dieses soll laut der Küstenschutzbehörde auch nach Fertigstellung der Schleuse als Notschöpfwerk weiterbetrieben werden. (dpa)

An der Hadelner Kanalschleuse werden alte Spundwände aus dem Boden gezogen. Foto: Sina Schuldt/dpa/Archivbild