Darum feiern Ukrainer im Alten Land das Osterfest später

Pastor Olaf Prigge schmückt mit den Ukrainerinnen Neonila Kutsepalo, Anastesia Kutsepalo, Nelly Holst (Übersetzerin), Iryna Schübkowa und Maria Kutsepalo (von links) in der Kirche den Osterstrauß.
Für die Flüchtlinge aus der Ukraine ist es das zweite Osterfest in Zeiten des Krieges: In Mittelnkirchen findet dazu am Sonntag eine ökumenische Andacht in der Kirche statt. Die orthodoxe Kirche feiert das Osterfest später als evangelische und katholische Christen. Warum ist das so?
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Pastor Olaf Prigge erinnert sich noch gut, wie die Pläne vergangenes Ostern ins Rollen kamen. Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 erreichten auch die ersten Flüchtlingswellen den Kreis Stade. Wie in anderen Kommunen auch fragten sich die Verantwortlichen in der Samtgemeinde Lühe, was man für die Flüchtlinge anbieten könnte.
„Unsere Absicht war es, sie im letzten Jahr zu Ostern zu einem Gemeindefest einzuladen. Doch das Interesse seitens der Flüchtlinge war eher gering“, erzählt Prigge. Stattdessen hätten einige Flüchtlinge gefragt, ob in der Samtgemeinde nicht etwas Kirchliches angeboten werden könnte. Und so kam es, dass die Kirche um Pastor Prigge zu einer ukrainischen Osterandacht eingeladen hat.
Gebete für den Frieden
Schon zuvor hatte der Pastor in Steinkirchen ein Friedensgebet etabliert. Regelmäßig kamen am Donnerstag Gläubige und Flüchtlinge zusammen, um für Frieden zu beten. Olaf Prigge sprach dem TAGEBLATT gegenüber von einer ganz besonderen Stimmung in dieser Art Andacht.
Zur Osterandacht vor einem Jahr kamen viele Ukrainer, brachten auch frisch gebackenes Osterbrot mit in die Kirche, um den Segen dafür zu erbitten. „Das hat uns gezeigt, wie wichtig ihnen ihre religiöse Herkunft ist und dass sie dem einen Ausdruck geben können“, sagt Prigge. „Zudem war es ja auch ihr Wunsch, für die Angehörigen und Opfer des Krieges beten zu können.“
Andacht auch zu Weihnachten
Auch zu Weihnachten hat Pastor Olaf Prigge eine Andacht in orthodoxer Form angeboten. Der Tag für das orthodoxe Weihnachtsfest fällt zusammen mit dem Tag der Heiligen Drei Könige (Epiphanias) auf den 6. Januar. „Da dieser Tag bei uns ohnehin kirchlich begangen wird, haben wir ihn genutzt, um die Ukrainer in unserer Gemeinde einzuladen“, sagt Prigge. Die Kirche in Steinkirchen sei wieder gut besucht gewesen. „Wir feierten einen unvergesslich schönen Gottesdienst. Höhepunkt war es, als die Heiligen Drei Könige einzogen und das Weihnachtslicht überbrachten.“
Diese Erfahrungen hätten gezeigt, dass es Sinn mache, das Angebot zu den großen Religionsfesten Weihnachten und Ostern fortzusetzen, so der Pastor. Vorstellbar wäre es aber, diese beiden Feste in Zukunft in „unsere“ Feiertage zu integrieren.
Aber warum gibt es für die Feiertage eigentlich unterschiedliche Termine? Orthodoxe Christen orientieren sich nicht am Gregorianischen Kalender, sondern am Julianischen, erklärt Prigge. Anders als in der katholischen oder evangelischen christlichen Konfession kommt es dadurch zu einer Verschiebung bei den Terminen der Glaubensfeste, wie beispielsweise beim orthodoxen Ostern, das in diesem Jahr am 16. April gefeiert wird. Beim Julianischen Kalender beginnt das Jahr später, damit sind auch die Feiertage später. (bat)
Gottesdienste
Eine ökumenische Andacht für das orthodoxe Osterfest findet am Sonntag, 16. April, 11 Uhr, in der St.-Bartholomäus-Kirche zu Mittelnkirchen mit Pastor Prigge statt. Auch andere Kirchengemeinden im Kreis Stade bieten einen Gottesdienst oder eine Andacht für Ukrainer zu Ostern, etwa die Kirchengemeinde Krummendeich. Der Gottesdienst am Sonntag, 9 Uhr, wird von Pastorin Johanna Flade vorbereitet und von einer Übersetzerin vorgetragen.