Sturmtief „Nadia“: Feuerwehr im Dauereinsatz – Schaulustige am Lühe-Anleger

Viele Schaulustige warfen am Lüheanleger einen Blick auf das überflutete Vorland. Foto: Vasel
Das Sturmtief Nadia hat die Feuerwehren in Atem gehalten. 160 Einsätze zählten die Leitstellen innerhalb von 24 Stunden. Bäume kippten um, der Bahnverkehr musste eingestellt werden. Die Sturmflut zog viele Schaulustige an, viel los war am Lühe-Anleger.
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Glücklicherweise habe es keine Verletzten gegeben, sagte Kreisfeuerwehr-Sprecher Stefan Braun dem TAGEBLATT. In Dollern kippte am Sonnabend gegen 18.15 Uhr ein Baum auf die Oberleitung und die Gleise, der Zugführer konnte seine Bahn noch im Bahnhof stoppen, die Bahnstrecke zwischen Horneburg und Stade war für die Reparatur auch am Sonntagabend noch gesperrt. Bahnkunden mussten den Ersatz-Bus nehmen.
Vor dem Sägen mussten die Freiwilligen Feuerwehrleute auf das Abschalten warten und die Oberleitung erden. 15 000 Volt lagen auf einer Oberleitung, nach dem Abschalten noch mehrere 1000 Volt an Reststrom. Es bestand Lebensgefahr. Eigentlich sollte laut Bund und Deutscher Bahn AG kein Baum mehr auf die Gleise fallen, einige 1000 Bäume hatte die Bahn 2018 bis 2020 an der rund 100 Kilometer langen Bahnstrecke Hamburg-Cuxhaven gerodet.
Durch den Stromausfall kam eine S-Bahn vor Buxtehude am Grünen Weg zum Stehen, die Ortsfeuerwehr holte die Fahrgäste aus dem Zug.
Mehrere zehntausend Euro Sachschaden
Kreisweit mussten Dächer gesichert und Bäume von der Straße geräumt werden. Eine Autofahrerin konnte in Bargstedt nicht mehr rechtzeitig bremsen und stieß mit einem umgefallenen Baum auf der Landesstraße 124 zusammen, so Polizeisprecher Rainer Bohmbach. In Buxtehude wurde ein Trampolin aus einem Garten auf einen Parkplatz zwischen mehrere dort abgestellte Autos geweht und beschädigte diese dabei. Auf dem Parkplatz am Fähranleger Wischhafen musste die Feuerwehr mehrere dort abgestellte Autos aus dem Überflutungsbereich bergen. Und auch Gotteshäuser verschonte das Sturmtief Nadia nicht, in Mittelnkirchen und Steinkirchen flogen Ziegel vom Dach, in Assel lösten sich Hallenteile bei einem Gewerbebetrieb.
Verletzt wurden bei den Sturmeinsätzen bisher niemand, die Sachschäden dürften sich laut Schätzungen der Polizei auf mindestens mehrere zehntausend Euro belaufen.
Vorland am Lühe-Anleger überflutet
Während die Feuerwehrleute noch sägten, schauten unzählige Schaulustige auf die Elbe. Die Flut lief 2,50 Meter über dem mittleren Tide-Hochwasser auf, das Vorland war komplett überflutet, die Wellen schlugen oberhalb des Deichfußes gegen die zum Teil gepflasterte Außenböschung. „Es bestand keine Gefahr. Bis zur Deichkrone waren es noch rund sechs Meter“, unterstrich der Oberdeichrichter der I. Meile Altenlandes, Dierk König. Allerdings habe die leichte Sturmflut viel Treibsel angespült. „Die Entsorgung wird mehrere 10 000 Euro kosten“, sagte der Oberdeichrichter der II. Meile Alten Landes, Wilhelm Ulferts. Mitte dieser Woche werde die nächste Sturmflut erwartet.
Die Deichrichter waren entspannt. Auf dem Deich stehen sie mit der Feuerwehr erst ab 4,50 Meter über dem mittleren Tide-Hochwasser. Dann werden die Einsatzzentralen in Jork und in Steinkirchen besetzt, die Sandsack-Befüllmaschinen startklar gemacht. Allein 28 000 leere Sandsäcke lagern im Ostfeld, 500 sind vorgepackt. Ulferts: „Wir und unsere Deiche sind für schwere Sturmfluten gerüstet.“ (bv/mm)
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Bildergalerie

Das überschwemmte Vorland am Lüheanleger. Foto: Vasel

Weil Bäume von den Gleisen entfernt werden mussten, strandete diese S-Bahn auf Höhe Grüner Weg in Buxtehude. Ihr fehlte der Strom zum weiterfahren. Die Feuerwehr evakuierte den Zug. Foto: Timm Gerken