Zwangsversteigerung: Sietas-Werft ist verkauft
Im Amtsgericht Hamburg-Harburg wurde heute das Gelände der Sietas-Werft versteigert. Foto: Vasel
Mit der heutigen Versteigerung endet die jahrhundertelange Schiffsbaugeschichte der Hamburger Traditionswerft Pella Sietas. Wer den Zuschlag erhalten hat.
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Neuenfelde. Das Gelände der insolventen Pella Sietas-Werft in Neuenfelde wurde am heutigen im Amtsgericht Hamburg-Harburg zwangsversteigert.
Was wird versteigert?
Unter den Hammer kam heute das rund 14 Hektar große, direkt an der Elbe gelegene Werftgrundstück. Der Verkehrswert des Grundstücks beträgt 25,8 Millionen Euro.
Insgesamt war das Gelände der ehemaligen Sietas-Werft so groß wie 20 Fußballfelder. Docks, Maschinen, Werkzeuge, Mobiliar und Kräne ließ die Insolvenz- und Sanierungskanzlei hww - hermann wienberg wilhelm - seit 2022 versteigern. Der Portalkran Jucho und die Gebäude blieben übrig.
Der unter Denkmalschutz stehende Portalkran ist nicht Teil der heutigen Versteigerung. Wie nach dem Verkauf mit dem Kran verfahren wird, muss der neue Eigentümer des Grundstücks mit dem zuständigen Denkmalamt und dem Eigentümer des Krans klären.
Wer sind die Interessenten?
Zu den Kaufinteressenten gehört unter anderem die Freie und Hansestadt Hamburg. Die Stadt will die Hallen und Umschlagflächen über Erbpacht an Unternehmen, wie zum Beispiel Airbus, weitergeben. Seitens des Flugzeugbauers bestehe durchaus Interesse an Nutzungsmöglichkeiten von Grundstücken rund um den Standort Hamburg, wie ein Airbus-Sprecher dem TAGEBLATT im September mitteilte.
Erstes Angebot: 13,2 Millionen Euro
Der erste Bieter im Amtsgericht Hamburg-Harburg war um 10.55 Uhr die Stadt Hamburg mit 13,2 Millionen Euro.

Der Portalkran Jucho steht unter Denkmalschutz. Foto: Vasel
Nach insgesamt 44 weiteren Geboten erhielt die Hansestadt von Rechtspfleger Kai Siegfried zuletzt den Zuschlag für 20.010.000 Euro. Ebenfalls mitgeboten hatte eine Gesellschaft aus Österreich, der Verbindungen zur russischen Sberbank, einem der größten Gläubiger der Werft, nachgesagt werden.
Gutachten wird in Zweifel gezogen
Ob der Zuschlag gültig ist, war jedoch zunächst nicht klar: Ein dritter Interessent, der jedoch kein Gebot abgegeben hatte, äußerte Zweifel an der Richtigkeit der vor der Versteigerung vorgestellten Gutachten. Das Umweltgutachten weist unter anderem auf eine hohe Schadstoffbelastung des Werftgrundstückes hin. Eine Bodensanierung würde mindestens 30 Millionen Euro kosten, heißt es dort.
Hamburg erhält den Zuschlag
Nach einer kurzen Beratungspause gab Rechtspfleger Kai Siegfried um 12.38 Uhr offiziell bekannt: Die Hansestadt Hamburg hat das Gelände der ehemaligen Sietas-Werft gekauft.
Von der Weltspitze zur Insolvenz
Die Sietas-Werft ist im Alten Land seit 1635 nachgewiesen und war neun Generationen lang in Familienbesitz.
Beim Bau von Küstenmotorschiffen, Containerschiffen und Offshore-Windkraft-Errichterschiffen gehörte die Sietas-Werft weltweit zu den Pionieren. Zur besten Zeit arbeiteten bei Sietas und den dazugehörigen Tochterfirmen 4000 Menschen.
2011 geriet das Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten. Der russische Betreiber Pella-Sietas übernahm, doch auch diese Firma meldete 2021 Insolvenz an.
So hoch sind die Forderungen der 500 Gläubiger
Die mehr als 500 Gläubiger hatten Forderungen von 300 Millionen Euro – auch für nicht gebaute Schiffe – angemeldet, nachdem die 2014 von Pella Shipyard aus Russland übernommene Werft im Jahr 2021 untergegangen war
Der Saugbagger Osteriff für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes war das letzte Sietas-Projekt. (set/bv)