6000 neue Jobs bei Airbus - Betriebsräte überrascht

Im August gingen 52 Airbus-Maschinen an die Kunden. Foto: Horcajuelo/EPA/dpa
Diese Airbus-Nachricht hat sogar die deutschen Betriebsräte überrascht: Der Luft- und Raumfahrtkonzern will bis Ende Juni weltweit rund 6000 neue Arbeitskräfte einstellen. Dies kündigte Personalchef Thierry Baril am Mittwoch in Toulouse an.
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Eine Detailrechnung für die deutschen Standorte gibt es offiziell nicht, wenngleich intern von 2000 zu besetzenden Arbeitsplätzen in Finkenwerder gesprochen wird.
„Die Meldung hat mich überrascht“, sagte der Airbus-Konzernbetriebsratsvorsitzende Holger Junge am Mittwochabend. Gleichwohl sei es erfreulich, wenn Personal in dieser Größenordnung wieder aufgebaut werde. Personalchef Thierry Baril hatte am Nachmittag den Bedarf an zusätzlichen Stellen bekräftigt. „Airbus hat in der Corona-Krise Widerstandsfähigkeit gezeigt und die Grundlage für eine gute Zukunft der nachhaltigen Luftfahrt gelegt“, sagte Thierry Baril. Dazu werden zusätzlichen Kräfte benötigt. Deswegen will der Konzern schon bis Ende Juni rund 6000 neue Arbeitskräfte einstellen. Die neuen Beschäftigten sollen vor allem in den Bereichen digitale Transformation, Cyber-Technologie und Dekarbonisierung, also der Forschung nach neuen Antriebstechnologien (unter anderem Wasserstoff) eingesetzt werden.
Flugzeugbauer vollzieht Kehrtwende
Die Ankündigung des Personalchefs in der Konzernzentrale ist die Bestätigung für eine Kehrtwende bei Airbus: Nach dem weltweiten Einbruch der Luftfahrt hatte Airbus im Sommer 2020 den Abbau von 15 000 Stellen weltweit angekündigt, darunter 6 000 Stellen in den deutschen Standorten der Airbus Operation GmbH und der Tochtergesellschaft Premium Aerotec. Laut Baril sind weltweit rund 10 000 Beschäftigte ausgeschieden, ein Teil davon mit großzügigen Abfindungen und Vorruhestandsregelungen. In den deutschen Werken wurden nahezu alle Stellen der Leiharbeiter abgebaut, intern wird von über 2000 beendeten Leiharbeitsverträgen gesprochen
„Die Ankündigung der Neueinstellungen zeigt, dass viel zu viel Personal abgebaut wurde“, sagt Betriebsratschef Junge, der auch keine Details der Zahlen aus der Konzernzentrale kennt. Für die Betriebsräte komme es jetzt darauf an, so Junge, dass vor allem die Stammbelegschaften aufgestockt werden und nicht wieder eine Großzahl von Leiharbeitern eingestellt werde.
Zusätzliche Stellen in der Endmontage
Inwieweit der aktuelle Hochlauf in die Zahl der 6 000 Stellen eingerechnet ist, blieb am Mittwoch unklar. Detailrechnungen liegen noch nicht vor, sei ein Airbus-Sprecher in Toulouse.
Klar ist aber, dass in den Endmontage zusätzliche Kräfte gebraucht werden. Weil der Luftverkehr wieder im Aufwind ist, soll die monatliche Produktion von Kurzstreckenflugzeugen der A320/A321-Familie von derzeit 45 Maschinen bis zum Jahresende auf über 60 und bis 2025 auf 75 Flugzeuge erweitert werden, was ein enormer Kraftakt auch für die Zulieferer sein wird.
Hauptbetroffen ist das Werk in Finkenwerder, insbesondere wegen der Endmontage der neuen A321XLR, ein Flieger der A320-Familie, der auch für die Langstrecken eingesetzt werden kann. Der Erstflug soll in diesem Jahr in Finkenwerder starten. Die erste Kundenauslieferung ist für 2023 vorgesehen. Schon in den vergangenen Monaten wurden bei Airbus hunderte Stellen wieder besetzt. Für den Hochlauf sollen 2000 neue Beschäftigte gebraucht werden.
Neuorganisation nicht vom Tisch
Die Neueinstellungen stehen in keinem direkten Zusammenhang mit dem seit Monaten schwelenden Streit um eine Neuorganisation der Strukturmontage und der Zukunft der Teilefertigung in den Premium Aerotec-Werken in Varel und Augsburg, die ausgegliedert werden soll, was die Betriebsräte verhindern wollen.
Bei einem Verbleib im Konzern müssten viele Arbeitsplätzte abgebaut werden, argumentiert das Management. Die jetzt genannten Zahlen für Neueinstellungen könnte den Betriebsräten in die Karten spielen. Bis Ende des Monats soll eine Einigung erzielt werden – das ist das Ziel vom Management und den Betriebsräten gleichermaßen.
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Blick auf ein Werksgelände von Airbus. Foto: Marcus Brandt/dpa