Ärger um Biomülltonnen wächst – Höhere Gebühren drohen

Plastikbeutel und Zigarettenkippen gehören nicht in den Biomüll, landen aber immer wieder in den braunen Tonnen. Foto: Landkreis Stade
Erneut bleiben bei Kontrollen auf der Stader Geest zahlreiche Biomülltonnen stehen. Einige Anwohner wollen das nicht akzeptieren und sorgen für Ärger. Nach mehr als einem Jahr der Kontrollen wird der Ton rauer, Konsequenzen drohen.
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Abfallberaterinnen des Landkreises Stade haben sich in den vergangenen Tagen erneut den Inhalt von Biotonnen in Fredenbeck und Apensen genauer angesehen. Die Bilanz ist laut Mitteilung ernüchternd: Einige Tonnen wurden nicht geleert, da sich allerhand Plastik darin befand.
Die Kontrollen der Biotonnen brachten in Fredenbeck sieben Prozent und in Apensen zehn Prozent falsch befüllte Biomülltonnen. Zuletzt hatte es bei Kontrollen in Freiburg und Wischhafen sogar Quoten von bis zu 18 Prozent gegeben.
Seit dem Sommer 2022 leert die Müllabfuhr falsch befüllte Tonnen im Kreis nicht mehr. Immer wieder finden kreisweit unangekündigte Großkontrollen statt. Eine Besserung ist trotz der begleitenden Infokampagne nicht in Sicht. Im Gegenteil: Zuletzt wurde es immer schlimmer. In einem Harsefelder Neubaugebiet wurden Anfang des Jahres 20 Prozent der falsch befüllten Behälter nicht geleert.
Biomüll nicht geleert: Bürger stellen Tonnen einfach zurück an Straße
Das Problem scheint immer schlimmer zu werden - das zeigen auch die jüngsten Kontrollen. Auch wenn Kartoffelnetze, Verpackungen und volle Plastikbeutel extra noch einmal in eine Papiertüte gegeben wurden, blieben die Biotonnen unentleert zurück. Dabei komme es im Zuge der Kontrollen auch zu Diskussionen mit uneinsichtigen Bürgern, heißt es vom Landkreis.

Plastik landet häufig auch gut versteckt in den Biomülltonnen. Foto: : Abfallberatung Landkreis Stade
„Leider gab es auch Fälle, bei denen die Markierung der extra zurückgestellten falsch befüllten Tonnen entnommen und die Tonne wieder an die Straße gestellt wurde. Dieser Verstoß fällt spätestens dann auf, wenn die Kontrolldaten mit denen Transponderdaten der Müllabfuhr abgeglichen werden“, sagt Abfallberaterin Sabine Kiehl. Ihre Kollegin Gabriele Mahr fügt kopfschüttelnd hinzu: „Was denn so schwierig daran sei, einfach nur biologische Abfälle in die Biotonne zu geben? Eigentlich müssten die Kontrollen doch gar nicht sein.“
Rechtlich gesehen verstößt die fehlerhafte Abfalltrennung gegen die Abfallbewirtschaftungssatzung. Das bedeutet: Es kann auch ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden, wovon die Abfallwirtschaft derzeit noch keinen Gebrauch macht.
Falsch befüllte Biomülltonnen: Abfallgebühren könnten steigen
Warum es so wichtig ist, dass kein Plastik und Co. in Biotonnen landet, hängt mit der weiteren Verwertung der Abfälle in Kompostieranlagen und der anschließenden Nutzung des Kompostes zusammen, erklärt der Landkreis. Denn kein Landwirt oder Landschaftsbauer wolle mit seinem Kompostboden Mikroplastik auf Felder oder in Gärten aufbringen. Dieser Naturkreislauf lebe davon, dass keine Fremdstoffe in den Bioabfall gelangen.
Wenn der Bioabfall auch weiterhin einen so hohen Anteil an Fremdstoffen enthalte, führe das langfristig zu höheren Gebühren, so der Landkreis eindringlich. Ab 2025 haben Kompostieranlagenbetreiber das Recht, auffällig verschmutzte Bioabfalllieferungen abzulehnen – und dann muss der Bioabfall als Beseitigungsabfall verbrannt werden. "Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch vielfach teurer als die Kompostierung. Damit gehe das Fehlverhalten Einzelner dann zu Lasten aller", sagt Daniel Beneke, Sprecher des Landkreises.
Dies versuche der Landkreis, mit seinen Kontrollen und der Öffentlichkeitsarbeit unbedingt zu vermeiden. Die Abfallberaterinnen appellieren an alle Biotonnennutzer, kein Plastik, Tierstreu, Hundekot und keine Asche und verpackte Lebensmittel sowie andere Fremdstoffe in die Biotonnen zu geben. „Eine gut funktionierende Abfalltrennung schon nicht nur das Portemonnaie, sondern auch unsere Umwelt und unser Klima“, sagen die Expertinnen.
Abfallberaterinnen im Kreis Stade: Kompostierbare Plastikbeutel werden verboten
Und noch eine Konsequenz erwarten die Abfallberaterinnen: Langfristig werde ein Verbot der kompostierbaren Beutel kommen, sagen die Fachfrauen. Biomüllbeutel aus Biokunststoffen, die mit dem Kompostierbarkeitszeichen „Keimling“ gekennzeichnet sind, sind nur unter bestimmten Bedingungen in geeigneten Kompostierungsanlagen innerhalb von drei Monaten zu 90 Prozent zersetzen. Der Biomüll selbst benötigt aber nur etwa vier bis fünf Wochen für eine vollständige Kompostierung. Das bedeutet, dass die Beutel von der eingesetzten Sortiertechnik wie konventionelle Kunststofftüten als Fremdstoff aussortiert werden und als Restabfall verbrannt werden. Zudem tragen Biobeutel nicht dazu bei, dass nährstoffreicher Kompost entsteht.
Deshalb sollten Biotonnennutzer ihre noch vorhandenen Bestände aufbrauchen und auf Papiertüten oder Zeitungspapier umsteigen. Wenn alle feuchten Küchenabfälle in Zeitungspapier, von dem die meisten ausreichend im Haushalt haben, eingewickelt werden, bleibt die Tonne sauer und frei von Fliegen.
Was alles in die Biomülltonne, aber auch in die anderen Mülltonnen gehört, steht auf der Homepage des Amtes „Abfall und Kreislaufwirtschaft“. Die Abfall-App liefert ebenfalls umfangreiche Informationen rund um die Abfallentsorgung. Die App steht zum kostenlosen Download im App-Store von Apple und im Google-Play-Store bereit. (st)
