„Alexander von Humboldt II“ Karambolage-Mast jetzt ohne Segel und Rahen

Die defekten Rahen der Alexander von Humboldt 2 werden an der Labradorkaje abgenommen. Foto: Scheschonka
Das Segelschiff „Alexander von Humboldt II“ ist außer Gefecht gesetzt. Es ist am Montag beim Auslaufen aus Bremerhaven havariert. Nach dem Crash mit dem Schwimmkran beim Auslaufen in Bremerhaven wird das Schiff nun für die Reparatur vorbereitet.
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Update: 12 Uhr
Von Peter Gassner, Levin Meis und Ursel Kikker
Am Mittwoch wurden bei dem stolzen Segelschiff die Rahen an dem Mast, der in die Kollision verwickelt war, abgenommen - also die Quermasten, mit denen die „Alex II“ an dem Kran hängen blieb. Nun wird geprüft, ob die repariert werden können.
Die Polizei teilte am Dienstag mit, dass sie wegen einer Ordnungswidrigkeit ermittelt - einem Verstoß gegen die Bremische Hafenordnung. Durch die BGV-Schiffssicherheit wurde ein Weiterfahrverbot für die „Alex II“ bis zur Bestätigung der Klasse und der Reparaturarbeiten erteilt. Gerade sind Experten an Bord, um den Schaden zu begutachten. Danach erst können die Rahen, also die beschädigten Quermasten, abgenommen werden.
Die Deutsche Stiftung Sail Training (DSST) will prüfen, ob sie sich reparieren lassen oder komplett erneuert werden müssen. Der Schaden kann bedrohlich hoch sein, so Jürgen Hinrichs von der DSST. Wenn die Bark mehrere Wochen ausfällt, hat sie auch keine Einnahmen durch Gästefahrten.
Das Schiff mit den grünen Segeln hatte beim Auslaufen im Kaiserhafen I den Ponton den Schwimmkrans „Hercules“ touchiert.
„Alex II“ havariert in Bremerhaven - Törns fallen aus
Nachdem die „Alex II“ gegen 11 Uhr die Klappbrücke am Yachthafen an der Schleusenstraße passiert hatte, kam sie nach links ab. Dort erwischte sie den Schwimmkran: Sie blieb mit den Rahen des Fockmastes an den Pfählen des Schwimmkrans hängen.
Zwei Rahen am Fockmast knickten deutlich um. Als das Schiff danach zurücksetzte, kollidierte es zudem mit dem Heck die Kaje.
Auch das Sail-Segel, mit dem die „Alex II“ für das Windjammertreffen 2025 in Bremerhaven werben sollte, wurde bei dem Zwischenfall zerrissen. Das 8000 Euro teure Segel war ganz neu: Es war bei den Maritimen Tagen gehisst und vorgestellt worden.
Der Unfall im Video von Nadine Kattau, Leserin der "Nordsee-Zeitung":
Die rund 100 Passagiere, die sich auf einen Tagesausflug freuten, mussten von Bord. Das Schiff liegt nun im Kaiserhafen in Höhe des alten Kraftwerks. Die Dimension des Schadens ist noch unbekannt.
Jürgen Hinrichs, Sprecher des Vorstandes der Deutsche Stiftung Sail Training (DSST), die die „Alex II“ in Fahrt hält und jungen Menschen auf der Bark traditionelle Seemannschaft beibringt, sprach von einer „gebrauchten Woche“. Zum Verlust des Sail-Segels sagte Hinrichs: "Darüber sind wir sehr traurig.“
Helgoland-Törn fällt aus, Dublin-Tour auf der Kippe
Die nächsten Tagestörns ab Bremerhaven werden ausfallen. Auch die Fahrt nach Helgoland wird es treffen. Ob die vom 28. August bis 10. September geplante Reise nach Dublin stattfinden kann, steht noch nicht fest.
Die Gäste bekommen entweder ihr Geld zurück oder werden zu einem neuen Termin eingeladen.
Die „Alexander von Humboldt II“ ist 65 Meter lang und zehn Meter breit und hat 24 Segel mit 1360 Quadratmetern Fläche. Die Bark wurde von 2010 bis 2011 in Bremen und Bremerhaven gebaut. Eigner und Betreiber ist die Deutsche Stiftung Sail Training.
Wie Passagiere der „Alexander Humboldt II“ die Havarie erlebten
Michael Lürßen aus Bremen hatte den Tagestörn mit der „Alexander von Humboldt II“ zum Geburtstag geschenkt bekommen. Mit zwei Freunden wollte er am Montag den Tagesausflug auf Bremerhavens berühmten Segelschiff erleben. Doch dann das Unglück: Zwei Rahen vorne am Fockmast knickten um. Das Herren-Trio stand in dem Moment gerade darunter. „Gott sei Dank: Alles ist oben geblieben“, berichtete Lürßen. Die Crew rief die Gäste sofort aus dem Gefahrenbereich. „Wir sind froh, dass niemandem etwas passiert ist“, meinten die drei, als sie gegen Mittag mit 104 weiteren Gästen das Schiff wieder verlassen mussten.
Die Crew hatte die „Alex II“ am Barbarossapier in Höhe des Alten Kraftwerks festgemacht, um den Schaden zu inspizieren. Die Gäste trugen das Aus ihres Schiffsausflugs mit Fassung. Sie sahen sich die umgeknickten Rahen noch mal von Landseite an, fotografierten die demolierte Segelanlage und wünschten der Besatzung alles Gute: „Wir versuchen es noch mal“, riefen sie ihr zu. Oder: „Nicht aufgeben.“ - „Nein. Das tun wir nicht, dafür lieben wir dieses Schiff zu sehr.“

Die Quermasten der „Alex II“ sind geknickt, die Segel herausgerissen. Foto: Ralf Masorat

Die „Alexander von Humboldt II“ liegt mit Mastschäden an der Kaje. Foto: Masorat