Andreas Ellermann: „Es wird Zeit, dass Werder Bremen wieder ins Volksparkstadion kommt“

Entertainer und Unternehmer Andreas Ellermann will weiterhin medial aktiv bleiben. Foto: Guido Behsen
An ihm scheiden sich die Geister. Die einen erfreuen sich an seiner guten Laune und schätzen seine zupackende und direkte Art. Den anderen ist sein stets bunter und bisweilen polternder Auftritt des Guten zu viel. Aber klar ist: Wo Andreas Ellermann auftaucht, da steigt die Stimmung.
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Als Moderator, Veranstalter und Entertainer hat sich der heute 57-Jährige einen Namen gemacht, mit Immobilien sehr viel Geld. Einen Schub erlangte seine Popularität zuletzt durch die Beziehung mit Patricia Blanco, Tochter der Schlager-Ikone Roberto Blanco. Ist es die Aufmerksamkeit, die Andreas Ellermann antreibt? Der Treffpunkt für das Interview mit TAGEBLATT-Mitarbeiter Guido Behsen deutet zumindest nicht daraufhin.
TAGEBLATT: Käsebrötchen und Kaffee in einer Bäckerei-Filiale im Baumarkt, nicht gerade ein Jetset-Frühstück...
Andreas Ellermann: Das brauche ich nicht. Es gibt hier den besten Kaffee im Hamburger Osten. Und ich kann vor der Tür parken.
So spricht nicht gerade ein Millionär, als der Sie gern bezeichnet werden.
Ich bin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Mein Vater arbeitete auf dem Ohlsdorfer Friedhof, er wurde öfters vom Bestatter mit dem Leichenwagen nach Hause gefahren. Da habe ich als Kind jedes Mal einen Schrecken bekommen.
Ihr Vater war also Friedhofsgärtner?
Er war unter anderem für die Beerdigungen von Prominenten zuständig. Damals bin ich also schon mit Promis in Berührung gekommen, nur waren die eben schon tot (lacht).
Wollten Sie selbst schon immer prominent werden?
In der Schule habe ich mein erstes Stück geschrieben, natürlich mit mir in der Hauptrolle: „Ein Hamburger im Süden.“ Bei einem Vorspielen war ich einer von fünf, die aus einer Gruppe von 400 Bewerbern zum Schauspielunterricht zugelassen wurden. Friedrich Schütter saß in der Jury und meinte: „Aus Schiller machen sie ein Boulevardstück, aber sie haben Talent.“
Wurde dieses Talent gefördert?
Bei Hedi Höpfner bekam ich fünf Semester lang Schauspielunterricht, dazu Sprechunterricht bei Edith Hamann, der Mutter von Evelyn Hamann.
Was sagte Ihr Vater dazu?
Dass ich eine „richtige“ Ausbildung machen muss. Also habe ich bei der Firma Glunz in Bergedorf Einzelhandelskaufmann gelernt. Einmal wurde ich auf eine Messe geschickt und habe direkt 16 Hollywood-Schaukeln verkauft. Die Ausbildung habe ich trotzdem nur gerade so hinbekommen.
Und dann?
24 Monate Zivildienst in Aumühle in einem Heim für Pastoren, da habe ich morgens um 5 Uhr Kerzen aufgestellt. Danach bin ich über Stadtfeste getingelt. Später habe ich dann ja selbst viele Feste organisiert.
Dazwischen lagen vier Jahre NDR und ihre Anfänge als Immobilienunternehmer.
Das hängt auf geradezu wundersame Weise zusammen. 2000 habe ich bei NDR 90,3 die „Country-Hitparade“ moderiert. Einmal erkannte mich im U-Bahnhof Hallerstraße ein älterer Herr und sagte: „In meinem Alter werden Sie arm sein.“ Er gab mir seine Nummer, aber ich habe mich nie gemeldet. Da rief er im Sender an. Schließlich habe ich ihn aus Neugierde besucht. In seinem Haus an der Elbchaussee hat mich ein Butler empfangen...
Was wollte dieser Mann?
Er wollte mir ein Haus verkaufen, direkt neben dem Schauspielhaus. Ich sei ihm im Traum erschienen, kein Witz. Ich habe das Angebot abgelehnt und auch ein weiteres, weil ich mich nicht verschulden wollte. Schließlich habe ich doch ein 16-Parteien-Haus in Hamburg-Borgfelde gekauft. Zwölf Jahre später hatte sich der Wert mehr als verdoppelt.
Heute gehört Ihnen ein kleines Immobilien-Imperium.
Es stimmt, dass später die Hälfte eines Einkaufszentrums in Schwarzenbek und mehrere Häuser dazukamen. In der Spitze waren es rund 30 Objekte mit 600 Mietern.
Und alles wegen des Traums eines reichen Hamburgers...
Dass ich an diesen Mann geraten bin, war Gottes Fügung. Es gibt Sachen im Leben, die sollen eben so sein.
Auch Rückschläge?
Natürlich. Nach dem Aus beim NDR 2004 wusste ich erstmal nicht weiter. Dann kam über das Wochenblatt der Kontakt zu Hamburg 1 zustande, wo ich die Möglichkeit bekam, „Ellermanns Hitparade“ zu produzieren. Die Sendung wurde ein großer Erfolg. Heute ist so etwas gar nicht mehr denkbar.
Warum nicht?
Weil sich heutzutage jeder, der ein Handy halten kann, bei Instagram, YouTube und TikTok darstellt, solang er dafür drei Kaugummis umsonst kriegt. Eine Bekannte von mir schreibt täglich 60 Firmen an, damit sie irgendwo eine Schokolade hochhalten kann.
Trauern Sie der guten, alten Unterhaltungszeit nach?
Das vielleicht nicht, aber es war doch etwas anderes. Ich hatte eine Agentur mit meinem 2017 verstorbenen Bruder, da haben wir Günter Willumeit betreut. Der hat einmal zu uns gesagt, als die Halle nicht voll war und wir Panik hatten: „Alles gut, lass die Kohle mal stecken.“ Das erlebst du heute nicht mehr.
Ihr 2020 verstorbener Freund Werner Böhm alias Gottlieb Wendehals war auch so ein Original.
Werner hat mich ins Fernsehen gebracht - und wie! Als ich mit ihm bei einem Produzenten vorstellig wurde, guckte der gerade Fußball, ausgerechnet Werder Bremen, und hat nur gesagt: „Die Sendungen sind voll.“ Da hat Werner sich ein paar Drehbücher genommen, einige Namen durchgestrichen und meinen reingeschrieben. Maffay raus, Ellermann rein (lacht).
Und dann ist da ja noch die Episode mit Heidi Kabel...
Ich habe mit ihr erst einen Titel, dann ein ganzes Album aufgenommen. Und plötzlich musste ich beim Bäcker Autogramme schreiben und landete in einer Liste der bekanntesten Norddeutschen.
Das Schlagergeschäft war damals wie heute schnelllebig. Wie ist Ihre Erfahrung?
Ich habe genügend Leute kennengelernt, die am Tag 5000 Euro ausgegeben haben, bis sie irgendwann nichts mehr hatten.
Werner Böhm ist da ja ein tragisches Beispiel.
Werner hatte eine harte Kindheit, mit vielen Schlägen und wenig Geld. Als er nach Hamburg kam und sich der Erfolg einstellte, wurde sich uferlos betrunken. Da ging es auch ums Verdrängen. Er nannte mich „Min Jung“, aber wir lagen auch 15 Jahre lang im Streit.
Wie hat er das geschafft?
2004 ging er in den Dschungel, das verschaffte ihm noch einmal Popularität. Er stand bei mir im Wort für eine Show bei Hamburg 1, doch seine damalige Frau Susanne meinte nur: „Werner ist jetzt ein Weltstar, der kommt nicht mehr in deine Show.“ Das habe ich Werner lange nicht verziehen. Wir haben uns kurz vor seinem Tod versöhnt, zum Glück.
So viel zur Vergangenheit. Die Gegenwart heißt Patricia Blanco. Wie haben Sie sich kennengelernt?
2019 suchte ich einen Stargast für eine Veranstaltung meiner Stiftung. Als mich Patricias Managerin anrief und ich sagte, dass ich gerade in Nizza bin und mich später melden würde, klingelte eine halbe Stunde später mein Handy, Patricia war dran. Sie wohnte ja in Monaco, und so haben wir uns noch am selben Tag getroffen. Wir haben uns beim Wein bis morgens um 4 Uhr unterhalten. Als wir uns zwei Wochen später bei der Gala in Reinbek wiedergesehen haben, war sie erst ein bisschen sauer, weil ich mich zwischendurch nicht gemeldet hatte. Aber an diesem Tag habe ich im Waldhaus Reinbek übernachtet.
So romantisch scheint es nicht immer zuzugehen, wenn man dem Promi-TV oder auch Instagram Glauben schenken darf.
Klar kriselt es bei uns auch, und wir fetzen uns. Patricia ist ein sehr ehrlicher Mensch, aber manchmal ist zu ehrlich vielleicht einer zu viel. Da wäre es manchmal besser, die Contenance zu wahren. Aber inzwischen haben sich die Wogen geglättet.
Das ist dann auch besser für die Gesundheit...
Stimmt. Ich hatte eine Herzattacke, war fünf Tage im Krankenhaus. Im Prinzip war es ein Burnout, ein heftiger Warnschuss. Ich muss zum Glück nicht mehr so viel arbeiten. Ich habe meine Einnahmen und bin dabei, meinen Immobilienbestand weiter abzubauen.
Das hört sich ja beinah nach Ruhestand mit 57 an?
Den hätte ich auch mit 40 schon haben können. Aber ich bin wie ein Zirkuspferd, schnell zu begeistern. Und sicher auch ein Stück weit getrieben.
Also doch noch keine Entertainer-Rente?
Ich möchte schon medial aktiv bleiben, aber vor allem will ich meine Stiftung weiter voranbringen.
Und was ist mit Ihrem Herzensverein, dem HSV?
Ich habe gesagt, wenn der HSV dieses Jahr nicht aufsteigt, werde ich meine Loge abstoßen. Das geht aber gar nicht, ich habe vor der Saison einen Zweijahresvertrag unterschrieben (lacht). Aber es wäre eine Schande, wenn es wieder nicht klappt. Es wird Zeit, dass Werder Bremen wieder ins Volksparkstadion kommt und nicht Sandhausen.
Bitte ergänzen Sie...
Mein Lieblingsplatz in Hamburg ist... ein Fensterplatz im Fischereihafenrestaurant von Dirk Kowalke.
Auf eine einsame Insel würde ich mitnehmen... Zahnpasta und Zahnbürste, ich putze mir drei bis vier Mal am Tag die Zähne und Sonnencreme.
Der HSV ist für mich... ein Verein, der einfach in die Bundesliga gehört.
Ich werde schwach bei... gekühltem Jever vom Fass.
Für die Zukunft wünsche ich mir... nette Menschen um mich herum und eine weniger rohe Welt.
Zur Person
Andreas Ellermann wurde 1965 in Reinbek geboren. Neben einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolvierte er erste Auftritte als Moderator und Schauspieler, als Vorbild nennt er Harald Juhnke. Einem breiteren Publikum wurde Ellermann als Duett-Partner von Heidi Kabel und Moderator beim NDR, später auch bei Hamburg 1 bekannt. Er hat eine erwachsene Tochter und lebt zusammen mit der Reality-TV-Darstellerin Patricia Blanco in Wentorf bei Hamburg. Der Immobilien-Unternehmer ist HSV-Fan und begrüßt in seiner Loge im Volksparkstadion regelmäßig prominente Gäste. Seine Stiftung unterstützt Menschen in Altersarmut.