Beim Neujahrsball hat es einst gefunkt

Glücklich verheiratet seit 65 Jahren : Tine und Hans Brandt aus Reith. Foto: Fehlbus
Sie sind glücklich verheiratet, und das seit 65 Jahren. Hans und Tine Brandt aus Reith feiern am heutigen Montag ihre Eiserne Hochzeit. Viel ruhiger als die anderen Feste zuvor, aber zufrieden zurückblickend.
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„Wir haben vier Mal gefeiert, das reicht“, sagt Tine Brandt bestimmt. Die 89-Jährige ist gebürtige Reitherin, geborene Heins. Hans, wie ihr Mann von allen genannt wird, stammt aus Odisheim im Kreis Cuxhaven. Dass sich beide kennenlernen konnten, lag am Arbeitgeber des heute 91-Jährigen. Hans Brandt arbeitete als Tiefbauer in der Region, unter anderem in Farven. Dort, kurz hinter der Kreisgrenze und wenige Kilometer von Reith entfernt, lernten sie sich kennen.
„Das war beim Neujahrsball“, sagt Hans Brandt. „Dann waren wir ein Jahr zusammen, ein Jahr verlobt und dann haben wir geheiratet“, sagt Tine Brandt, „wie man das damals so gemacht hat.“ Sie seien ganz vernünftig gewesen, unterstreicht ihr Mann und lacht schelmisch. Das Lachen haben sie beide nicht verlernt.
Lange Zeit Selbstversorger
Nachdem sie sich am 11. Oktober 1956 beim Standesamt das Ja-Wort gegeben hatten, heirateten sie einen Tag später kirchlich. 1960 bauten sie gemeinsam das Haus, in dem sie bis heute zusammen leben. Im hinteren Teil des großen Grundstücks war ein riesiger Gemüsegarten. Rund 750 Quadratmeter waren es einmal, schätzen die beiden. Er wurde in den letzten Jahren kleiner und ist jetzt verschwunden. Lange Zeit jedoch waren Tine und Hans Brandt Selbstversorger. Erbsen, Bohnen, diverse Obstsorten wurden eingekocht. So blieb die Ernte auch für den Winter frisch.
Gearbeitet haben beide viel. Tine Brandt half in der Gastronomie in der alten Bahnhofsgaststätte in Harsefeld, außerdem hielt sie 17 Jahre lang die Dorfschule in Reith sauber – bis diese geschlossen wurde. Hans Brandt war Helfer bei der Kartoffelernte und Mitarbeiter beim Tiefbauunternehmen Schmidt in Harsefeld. Dieses Berufsfeld bedeutete damals vor allem Spateneinsatz. „Wir hatten einen Bagger, der Rest war Handarbeit“, sagt der 91-Jährige. Er erinnert sich, wie sie in einem Sommer in Harsefeld die Kanalisation vom Sande bis zur Kreuzung verlegten.
Klönschnack mit dem Postboten
Für Urlaubsreisen haben sie sich nie Zeit genommen. „Das war irgendwie nicht unser Ding“, sagt Tine Brandt. Aber in Reith war es auch schön, meinen beide. Früher sei mehr Zeit gewesen, die Nachbarn nicht so viel tagsüber unterwegs. Da trafen sie sich alle häufig zum kleinen Klönschnack. Selbst der Postbote hatte da die Zeit, um mal eine Tasse Kaffee mitzutrinken. „Wir hatten immer viel Besuch“, sagt Tine Brandt, „eine schöne Zeit war`s.“
Von der einst großen Verwandtschaft lebt kaum noch jemand. „Alle sind sie weg“, sagt Tine Brandt traurig. Aber die Kinder ihrer Schwester werden heute kommen und gemeinsam mit ihnen essen. Darauf freuen sich die Jubilare, die ihre Hochzeit 1956 auf der Diele des Bauernhauses feierten, auf der später Hannoveraner-Züchter Gerhard Meyer seine Pferde hatte. Holzboden wurde extra ausgelegt, und es wurde Tango und Swing getanzt, bis die Sonne wieder über dem Brester Ortsteil Reith aufging.

Glücklich verheiratet seit 65 Jahren : Tine und Hans Brandt aus Reith. Foto: Fehlbus

Das junge Paar 1956 bei der Hochzeit . Kennengelernt haben sie sich bei einem Ball im Nachbarort.