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Ex-D/A-Trainer

„Bin natürlich enttäuscht“: Maaßen in Augsburg entlassen

Ist nicht mehr Trainer beim FC Augsburg: Enrico Maaßen.

Ist nicht mehr Trainer beim FC Augsburg: Enrico Maaßen. Foto: Tom Weller/dpa

Der steile Aufstieg des ehemaligen Drochterser ist jäh gestoppt. Beim FC Augsburg erhielt der Bundesliga-Novize seine große Chance, nutzen kann er sie nun nicht mehr. Die Reaktionen zur Entlassung.

Von Redaktion Dienstag, 10.10.2023, 07:15 Uhr

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Der FC Augsburg hat sich von Chefcoach Enrico Maaßen getrennt und für die erste Trainerablösung in der 61. Saison der Fußball-Bundesliga gesorgt. Das Maaßen-Aus hatte sich angedeutet, nachdem Sportdirektor Marinko Jurendic schon am Wochenende ein Bekenntnis zum ehemaligen D/A-Spieler und -Coach vermissen ließ.

Zwei Tage nach dem 7. Spieltag mit der ernüchternden 1:2-Heimniederlage gegen Aufsteiger SV Darmstadt 98 wurde Maaßen von seinen Aufgaben entbunden. Er stand beim FCA noch bis 2025 unter Vertrag. Der Club reagierte auf den schwachen Start in seine 13. Bundesliga-Saison seit dem Aufstieg 2011.

„Nach offenen Gesprächen mit Enrico Maaßen sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass wir eine Änderung auf der Position des Cheftrainers vornehmen müssen. Leider ist es Enno und der Mannschaft trotz großem Einsatz und intensiver Arbeit nicht gelungen, den Trend zu brechen und die angestrebte Entwicklung erfolgreich auf den Platz zu bringen“, begründete Sportdirektor Marinko Jurendic in einer Vereinsmitteilung den Schritt.

Wie Enrico Maaßen auf seine Entlassung in Augsburg reagiert

Bis zur Verpflichtung eines neuen Cheftrainers wird die Mannschaft interimsweise von Fußball-Lehrer und U23-Trainer Tobias Strobl betreut, hieß es in der Mitteilung weiter.

„Ich bin natürlich enttäuscht über diese Entscheidung, weil ich überzeugt davon bin, dass wir gemeinsam den Umschwung geschafft hätten“, wurde Maaßen zitiert. „Ich bin dem FCA und den Verantwortlichen dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, in der Bundesliga arbeiten zu können und wünsche dem FCA für die Zukunft nur das Beste, vor allem, dass der Grundstein, den wir gemeinsam gelegt haben, zum Erfolg führt.“

Augsburg reagiert auf anhaltenden Abwärtstrend

Die Augsburger reagierten auf anhaltende Fehlentwicklungen und einen Abwärtstrend, der bereits im ersten Jahr unter Maaßen eingesetzt hatte. Nur mit viel Glück und Schützenhilfe hatten die Fuggerstädter am letzten Spieltag der Vorsaison im Abstiegskampf die direkte Rettung geschafft. „Der Trend zeigt nach unten. Wir sind im Minus“, hatte Sportdirektor Marinko Jurendic nach der Niederlage gegen Darmstadt gesagt.

Laut wurde es um Enrico Maaßen nie. Das ruhige Augsburger Umwelt passte zum 39-Jährigen.

Laut wurde es um Enrico Maaßen nie. Das ruhige Augsburger Umwelt passte zum 39-Jährigen. Foto: Daniel Löb/dpa

Diese Spielzeit hatte bereits mit dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal durch eine Niederlage in der ersten Runde beim Drittliga-Aufsteiger SpVgg Unterhaching schlecht begonnen. Das im Sommer erneut großflächig umgebaute und verjüngte Team zeigte an den ersten Spieltagen zunächst offensive Fortschritte. Aber die Defensive agierte unter Maaßen nicht bundesligareif. Fünf Punkte waren als Ausbeute schließlich zu wenig.

Wie geht es für Maaßen jetzt weiter?

Maaßen hatte in Augsburg im Sommer 2022 die Nachfolge von Markus Weinzierl angetreten. Er sollte dem Verein wieder ein klares Fußball-Profil verleihen, nachdem er sich zuvor in der 3. Liga bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund einen Namen als Entwickler und Förderer junger Spieler gemacht hatte. Er kam in Augsburg aber nicht über Ansätze und vereinzelte Höhepunkte wie einen Heimsieg gegen den FC Bayern München in der vergangenen Spielzeit hinaus. Der FCA war Maaßens erste Bundesliga-Station.

Michael Ströll, Geschäftsführer des FCA, bedankt sich in der Stellungnahme bei Maaßen: „Enno hat sich zu jeder Zeit mit dem FCA identifiziert, Engagement und Herzblut an den Tag gelegt. Wir sind jedoch zum Ergebnis gekommen, dass eine Veränderung auf der Trainerposition notwendig ist, um nach den Entwicklungen der vergangenen Wochen eine Trendwende herbeizuführen.“

Wer wird Nachfolger von Enrico Maaßen beim FC Augsburg?

Nach Informationen der „Augsburger Allgemeinen“ präsentiert Sportdirektor Marinko Jurendic womöglich schon bald einen Nachfolger. Kandidaten für die Aufgabe in Augsburg könnten sein:

André Breitenreiter

Mit dem 50-Jährigen als Cheftrainer und Jurendic im Management wurde der FC Zürich im vergangenen Jahr Meister in der Schweiz. Danach wechselte Breitenreiter zur TSG Hoffenheim, wurde dort aber Anfang Februar freigestellt.

Ralph Hasenhüttl

Der frühere Leipzig-Trainer aus Österreicher wäre auch frei, war zuletzt vier Jahre Trainer in England beim FC Southampton. „Ob den 56-Jährigen ein Engagement beim FCA tatsächlich reizt, ist schwer zu sagen. Locken könnte ihn die Nähe zur Heimat, beim Gehalt müsste er aber Abstriche machen“, schrieb die „Augsburger Allgemeine“.

Stefan Kuntz

Der ehemalige U21-Nationaltrainer ist seit seiner Freistellung als Coach der türkischen Auswahl ebenfalls frei. Der 60-Jährige hat durch die Erfolge mit Deutschlands U21 bereits bewiesen, dass er mit Jungprofis Erfolge feiern kann. Mit Finn Dahmen, Niklas Dorsch und Arne Maier wurde Kuntz 2021 umjubelter U21-Europameister, das Trio gehört nun zum Augsburg-Kader. Eine direkte Beziehung gibt es auch zu FCA-Berater Stefan Reuter, mit dem Kuntz 1996 in England den EM-Titel holte.

Frank Kramer

Auch der 51-Jährige weiß, wie man mit einer jungen Mannschaft arbeitet. Kramer trainierte U-Nationalmannschaften beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) und leitete das Nachwuchsleistungszentrum von RB Salzburg. Der ehemalige Bielefeld- und Schalke-Trainer bringt als gebürtiger Memminger sogar ein gewisses Maß an lokaler Erfahrung mit. (dpa)

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