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Feuerwerk

Das sind die neuesten Trends bei Silvester-Raketen

Feuerwerk so viele Tage vor Silvester? Der Nachthimmel über Bremerhaven ist am Donnerstag hell erleuchtet worden. Foto: Scheschonka

Feuerwerk so viele Tage vor Silvester? Der Nachthimmel über Bremerhaven ist am Donnerstag hell erleuchtet worden. Foto: Scheschonka

Beim Bremerhavener Feuerwerkshersteller Comet wurden die neuesten Trends präsentiert. Kritiker der Silvestersause sollen verstummen: Es geht auch mit weniger Plastik.

Freitag, 16.12.2022, 08:30 Uhr

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Das Feuerwerksunternehmen Comet setzt künftig auf Pyrotechnik mit weniger Plastikanteil. Ziel sei es, Kunststoffe bei Feuerwerkskörpern und Verpackungen vollständig zu vermeiden, teilte das Unternehmen aus Bremerhaven am Donnerstag mit. Zuletzt hätten Feuerwerkskörper bereits aus mehr als 90 Prozent aus Altpapier und Holz bestanden. Sukzessive sollen ab 2023 auch Raketenspitzkappen, Zündschnurabdeckungen oder Fontänen-Füße statt aus Plastik aus kompostierbarem Material oder Pappe bestehen. Batterien sollen nicht mehr in PVC-Hüllen, sondern in Pappschachteln angeboten werden.

Auch eine neue „Silence Line“ werde angeboten, die leiser sei als das übliche Feuerwerk. Der Schwerpunkt werde dabei statt auf Knall- auf Leuchteffekte gesetzt.

Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bezeichnet die Verbesserungsbestrebungen der Pyrotechnik-Industrie als „substanzlos“. „Für mich ist es eine besonders dreiste Form des Greenwashings“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Auch als nachhaltig deklarierte Feuerwerkskörper beinhalteten umwelt- und gesundheitsschädigende Schadstoffe wie Schwarzpulver und Chemikalien, die bei der Verbrennung entstünden oder austräten.

Feuerwerkshersteller machen 90 Prozent ihrer Umsätze an drei Tagen

Nach zwei Jahren Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper zu Silvester seien die Lager immer noch mit alten Artikeln gefüllt. Daher würden die plastikreduzierten Produkte später als geplant auf dem Markt angeboten. Die Feuerwerksbranche generiere 90 Prozent des Jahresumsatzes an den drei Verkaufstagen vor Silvester.

Durch das Abgabeverbot 2020 und 2021 seien die Umsätze fast komplett eingebrochen. Comet zählt nach eigenen Angaben zu den führenden Unternehmen im Bereich Feuerwerk in Deutschland. Produziert wird ausschließlich in Asien.

Das Lager bei Comet in Bremerhaven ist prall gefüllt. Foto: dpa

Das Lager bei Comet in Bremerhaven ist prall gefüllt. Foto: dpa

Feuerwerk-Industrie hofft auf gute Umsätze - Gegner fordern Verbot

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat bereits gemeinsam mit Umwelt-, Ärzte- und Tierschutzverbänden ein erneutes Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk gefordert. „Auch wir wünschen uns rauschende Silvesterfeste“, sagte DHU-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch - aber ohne Luftverschmutzung, Krach und Abfall. Die Debatte um ein Verbot ist nicht neu. Immer wieder betonen Feuerwerksgegner die Gefahren für Menschen, Tiere und Umwelt.

Rund 2050 Tonnen Feinstaub werden nach Angaben des Umweltbundesamts jährlich durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt - der größte Teil davon in der Silvesternacht. Das Einatmen von Feinstaub gefährde die Gesundheit und beeinträchtige beispielsweise die Atemwege, warnt das Amt.

Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK) wehrt sich. Ihm zufolge zielen die Verbotsforderungen vorrangig darauf ab, eine Kulturpraktik abzuschaffen. Die erhöhte Feinstaubkonzentration in Folge von Feuerwerken würde nur räumlich begrenzt und für wenige Stunden auftreten, erklärte der BVPK-Vorsitzende Ingo Schubert in einer Mitteilung. Die Vorwürfe lenkten vom Versagen in wichtigen Bereichen des Klimaschutzes ab.

Schubert betonte, dass Umwelt- und Klimaschutz ein Anliegen der Branche seien. Es müsse dringend daran gearbeitet werden, die Produkte nachhaltiger zu gestalten. „Feuerwerksreste sind bereits jetzt zu 90 Prozent biologisch abbaubar ist - wir wollen, dass es 100 Prozent werden“, versicherte Schubert. Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) teilte kürzlich mit, in Zukunft vollständig auf Kunststoff verzichten zu wollen. Neben dem Verpackungsmaterial werde auch daran gearbeitet, die Menge an Feinstaub, die beim Abbrennen freigesetzt werde, zur reduzieren.

Umfrage: Breite Mehrheit für Böllerverbotszonen an Silvester

Die Importe von Feuerwerkskörpern lagen zuletzt deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Von Januar bis September 2022 wurden rund 81 Prozent weniger Feuerwerkskörper nach Deutschland importiert als im gleichen Zeitraum des Vor-Corona-Jahres 2019, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Die Exporte hingegen nahmen deutlich zu.

Gut 70 Prozent der Erwachsenen in Deutschland befürworten im Allgemeinen, an Silvester Böllerverbotszonen einzurichten. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor. Dabei geht es darum, das Zünden von Krachern und Raketen in Städten, beispielsweise an bestimmten Plätzen oder in Altstädten, zu verbieten. 22 Prozent der Befragten lehnen einen solchen Eingriff in den Silvesterspaß ab; der Rest machte keine Angabe. (dpa)

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