Der Kiekeberg wird digital: Per App in die Nachkriegszeit eintauchen

Persönliche Vermittlung durch Führungen bleibt ein wichtiger Baustein der Museumsdidaktik: Museumschef Stefan Zimmermann erklärt Besuchern die 50er-Jahre-Tankstelle in der Königsberger Straße. Foto: FLMK
Das Kiekeberg-Museum startet mit einer neuen Form der Vermittlung der regionalen Historie und startet ein Digitalisierungsprojekt: Über eine App sollen die Besucher künftig per Smartphone in die Geschichte der Nachkriegszeit eintauchen.
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Geschichte erleben die Besucher im Freilichtmuseum am Kiekeberg schon jetzt auf verschiedenen Wegen, unter anderem durch die Gelebte Geschichte, bei der Darsteller in historischen Gewändern das bäuerliche Leben vergangener Jahrhunderte nachspielen. Künftig sollen die Besucher auch mit dem Smartphone per App in die regionale Historie eintauchen können. Dazu hat das Museum in diesem Jahr ein Digitalisierungsprojekt gestartet, für das der Kreistag jetzt 50 000 Euro bewilligt hat. Dabei geht es zunächst um die digitale Geschichtsvermittlung im Rahmen des Projekts Königsberger Straße, das den Besuchern in einer Baugruppe mit fünf zeittypischen Gebäuden das Leben in der Nachkriegszeit nahe bringen wird.
Königsberger Straße virtuell besuchen
Landrat Rainer Rempe begrüßt das Vorhaben, das die Museumsmacher in den vergangenen Monaten nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie entwickelt haben: „Durch die neue digitale Initiative können Besucher in der ‚Königsberger Straße‘ demnächst noch umfassender in die Vergangenheit eintauchen“, sagt Rempe. So wird es zum Beispiel eine App geben, in der Bilder, Filme oder Interviews mit Zeitzeugen eingebunden sind. Ehemalige Bewohner des Quelle-Fertighauses könnten dann virtuell besucht werden und berichten, wie sie das Wirtschaftswunder nach dem Krieg erlebt haben. Und es werde eigene digitale Schulprogramme geben, mit denen Klassen den Museumsbesuch vorbereiten können, erläutert Rempe das Projekt.
Auch die Sparkasse Harburg-Buxtehude und der Museums-Förderverein unterstützen das Zukunftsprojekt. Insgesamt investiert das Museum 77 000 Euro in Infrastruktur, Online-Anwendungen und ein Programm speziell für Schulklassen. Nach der Tankstelle und dem Quelle-Fertighaus sollen später weitere Häuser der Königsberger Straße in das Projekt aufgenommen werden. Die digitale Vermittlung im Museum, aber auch für Interessierte, die zu Hause in ein Thema eintauchen möchten, werde am Kiekeberg kontinuierlich ausgebaut, freut sich Rempe. So könnten mehr Menschen die Inhalte des Museums wahrnehmen und das Museum könne größere Teile seiner Sammlung zeigen.
Mit Tourismuspreis ausgezeichnet
Dass die Geschichtsvermittlung am Kiekeberg weithin Anerkennung findet, zeigt den Museumsmachern auch die jüngste Auszeichnung mit dem Deutschen Tourismuspreis. Dabei landete das Museum auf den ersten fünf Plätzen von 72. Kriterien waren Innovationsgrad, Qualität und Kundenorientierung. „Unser Vermittlungsansatz ist als innovativer Vorreiter anerkannt worden. Seit Jahren setzen wir stark darauf, unsere Themen auf verschiedenen Ebenen zu vermitteln“, erläutert Museumschef Stefan Zimmermann. In der „Königsberger Straße“ wird erstmals die Kulturgeschichte der Nachkriegszeit bis 1979 in der ländlichen Region erforscht und in einer umfassenden Ausstellung gezeigt. Der Bund fördert das auf sechs Millionen Euro veranschlagte Projekt mit 3,84 Millionen Euro.