Der Mittelpunkt von Mittelnkirchen feiert 100. Geburtstag

Pastor Olaf Prigge und die langjährigen Kunden Karin Lühders und Hinrich Stechmann überraschten Heinrich „Heino“ Somfleth (hinten) mit dem Bürgermeister Joachim Streckwaldt und nahmen ihn zum Jubiläum in die Mitte; der Kaufmannsladen in Mit
Dieser Kaufmannsladen ist der Mittelpunkt von Mittelnkirchen, betonte der Bürgermeister Joachim Streckwaldt. Gemeinsam mit Pastor Olaf Prigge gratulierte Streckwaldt am Freitagmorgen dem Kaufmann Heino Somfleth (78) zu dem 100. Geburtstag seines Geschäfts.
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„Ich kaufe bei Heino Somfleth bereits seit 65 Jahren ein, schon als kleiner Junge habe ich bei ihm Süßes gekauft – abgezählt“, sagte Streckwaldt (CDU) am Freitag und betonte mit Verweis auf das Einzelhandelskonzept der Samtgemeinde Lühe: „Unser Kaufmann ist unverzichtbar. Wir hoffen alle, dass Heino Somfleth niemals in Rente geht.“ Der Kaufmannsladen sei nicht nur ein Ort des Einkaufens, der Edeka sei sozialer Treffpunkt. Und das nicht nur für viele Ältere im Dorf, sagte Pastor Olaf Prigge. Hinrich Stechmann brachte Obst vorbei, „damit du noch lange im Laden stehst“.
Seit 1965/1966 ist Heinrich „Heino“ Somfleth der Chef, lange Zeit stand ihm seine Schwester Hanna Fölser in dem rund 135 Quadratmeter großen Laden an der Dorfstraße 127 an der Kirche zur Seite. Heino Somfleth übernahm das Geschäft von seinem Vater. Seine Lehre als Einzelhandelskaufmann hat Somfleth bei Kück in Hollenstedt gemacht. Weitere Erfahrungen sammelte der Altländer unter anderem an der Fachschule des Lebensmittelhandels in Neuwied am Rhein und bei Karstadt in der Mönckebergstraße.
Somfleth: „Das Geschäft ist mein Leben“
„1966 stellten wir in Mittelnkirchen auf die Selbstbedienung um.“ Kleiner Laden, kleines Dorf, schöne große Kirche, so beschreibt der Kaufmann seinen Geburtsort Mittelnkirchen. Urlaub kennt er im Grunde seit Jahrzehnten nicht: „Das Geschäft ist mein Leben.“

Blick auf Somfleth‘s Gasthaus im Jahr 1908 an der Dorfstraße in Mittelnkirchen, vorne rechts ist der Krämer zu sehen, links die kleine Kegelbahn.
1901 hatte Großvater Johannes eine Gaststätte auf dem Deich (heute Op’n Diek) und das kleine Gasthaus mit dem Laden und der Kegelbahn erworben. Sein Vater gründete am 1. Oktober 1921 in dem Haus gegenüber dem Lühe-Deich einen Gemischtwarenladen, neben den Lebensmitteln gab es Textilien, Haushaltswaren und Spielzeug zu kaufen. 1935 traten Somfleths der Edeka bei. Auf 135 Quadratmetern gibt es ein breites Sortiment und eine Lotto-Annahmestelle. In den 1920er Jahren und in den folgenden Jahrzehnten gab es im Ort mehrere Schlachter und Schneider, mehrere Gastwirtschaften, eine Tankstelle – und unter anderem einen weiteren Kaufmann: Der hieß Theuerkauf. Bei Spar gab es auch eine Poststelle und eine Sparkasse – alles verkehrsgünstig an der Stader-Francoper-Chaussee gelegen.
Somfleth hält die Stellung. Damals wie heute habe der Obstbau das Dorf geprägt: „Es gab 36 Vollerwerbshöfe.“ Andere Dörfer mögen vielleicht noch einen Tante-Emma-Laden haben, doch einen Onkel-Heino-Laden gibt es nur einmal – in Mittelnkirchen.