„Der kalte Blick“ in der Gedenkstätte Lager Sandbostel

Impression aus der Gedenkstätte des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Sandbostel. An jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat finden öffentliche Rundgänge statt. Foto: Arnd Hartmann
Rudolf Dodenhoff aus Worpswede hat 1942 jüdische Kinder, Männer und Frauen fotografiert. Nur wenige überlebten den Holocaust. Geblieben sind Bilder und Kurzbiografien. Zu sehen sind sie ab März in Sandbostel.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
In der Gedenkstätte Sandbostel wird von März bis Mai die große Sonderausstellung „Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów“ gezeigt. Diese wurde von den Berliner Stiftungen „Topographie des Terrors“ und „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ sowie dem Naturhistorischen Museum Wien erarbeitet. Bei der Eröffnungsveranstaltung am Mittwoch, 1. März, wird Kuratorin Dr. Margit Berner einen Einführungsvortrag zur Ausstellung halten und am Donnerstag, 2. März, eine Kuratorinnenführung anbieten.
Hintergrund der Ausstellung: Ende 1941 entwickelten zwei Wiener Wissenschaftlerinnen ein Projekt zur „Erforschung typischer Ostjuden“. Mit „kaltem Blick“ fotografierten sie im März 1942 in der deutsch besetzten polnischen Stadt Tarnów mehr als 100 jüdische Familien, insgesamt 565 Männer, Frauen und Kinder. Von ihnen überlebten nur 26 den Holocaust und konnten später davon berichten. Erhalten geblieben sind die Bilder und Kurzbiografien der Ermordeten.
Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto
Einer der maßgeblich beteiligten Fotografen war Rudolf Dodenhoff (1917-1992) aus Worpswede. Die Ausstellung dokumentiert zum einen das ehrgeizige Vorgehen der beiden Wissenschaftlerinnen. Zum anderen erzählt sie vom Leben der Juden in Tarnów vor 1939 und von deren Ermordung unter deutscher Herrschaft - exemplarisch für die Verfolgung und Vernichtung Hunderter jüdischer Gemeinden in dem von deutschen beherrschten und terrorisierten Polen.
Die Sonderausstellung in Sandbostel ist eine Kooperation mit der Arbeitsgruppe „Aufarbeitung der NS-Zeit in Worpswede“ im Heimatverein Worpswede und bietet zugleich mehrere thematische Vorträge in Sandbostel und in Worpswede an. Den Anfang des Begleitprogramms macht am Mittwoch, 15. März, in Worpswede der Vortrag zu Rudolf Dodenhoff, „Ein Worpsweder Fotograf in Tarnów 1942“. Anfragen zu den Veranstaltungen per Mail an: veranstaltungen@stiftung-lager-sandbostel.de. (sus)

Impression aus der Gedenkstätte des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Sandbostel. An jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat finden öffentliche Rundgänge statt. Foto: Arnd Hartmann