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Deswegen schließt das TAGEBLATT seine Druckerei in Stade

Unter der Hallendecke des Stader Druckzentrums hängen die frisch gedruckten Zeitungen und werden für den Abtransport fertiggemacht.

Unter der Hallendecke des Stader Druckzentrums hängen die frisch gedruckten Zeitungen und werden für den Abtransport fertiggemacht. Foto: Bisping

Für das TAGEBATT ist es eine Zäsur: Der Zeitungsverlag Krause schließt zum Ende des Monats sein Druckzentrum in Stade. Die Verlagsleitung nennt die Gründe.

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Von Lars Strüning
Samstag, 21.06.2025, 10:45 Uhr

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Stade. Das Pressehaus an der Glückstädter Straße in Stade wandelt sich immer mehr zum Medienhaus für digitale Produkte. Das Ende der eigenen Druckerei steht sinnbildlich für den Strukturwandel, für die Transformation in der Branche. Das heißt aber nicht, dass Zeitungsleser ab Juli auf ihr gedrucktes TAGEBLATT verzichten müssen.

Stade und Bremerhaven in fester Partnerschaft

Das Stader Unternehmen verlagert den Druck nach Bremerhaven zur Nordsee-Zeitung. Mit den Kolleginnen und Kollegen von der Weser verbindet das TAGEBLATT seit Jahrzehnten eine feste Partnerschaft. So wird der Mantelteil, also die überregionalen Seiten, täglich aus Bremerhaven zum Druck nach Stade geliefert. Hier fließen dann die lokalen Seiten mit dem Geschehen aus dem Landkreis Stade in die Produktion ein. Ab Juli geht es andersherum, dann schickt Stade die lokalen Seiten nach Bremerhaven zum Drucken.

Zur Redaktionsgemeinschaft Nordsee hatten sich einst die kleineren und mittleren Zeitungsverlage zwischen Elbe und Weser zusammengeschlossen, um Synergieeffekte zu nutzen. Mit dabei sind neben Stade die Standorte Otterndorf, Cuxhaven, Bremervörde, Zeven, Nordenham und Bremerhaven selbst.

Ein Mitarbeiter in der Weiterverarbeitung der frisch gedruckten Zeitung kontrolliert die Arbeitsabläufe.

Ein Mitarbeiter in der Weiterverarbeitung der frisch gedruckten Zeitung kontrolliert die Arbeitsabläufe. Foto: Richter

Für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stader Druckerei und der Weiterverarbeitung heißt es Ende Juni Abschied nehmen von ihrem bisherigen Arbeitsplatz. 34 Menschen, davon 15 sozialversicherungspflichtig Angestellte sowie Minijobber, sind betroffen. Für sie wurde ein Sozialplan aufgestellt. „In intensiven Verhandlungen haben wir da gemeinsam mit dem Betriebsrat eine für alle Seiten gute Lösung gefunden“, sagt Geschäftsführer Claas Schmedtje.

Aufgrund des hohen Alters und der damit verbundenen Anfälligkeit der Drucktechnik ist das TAGEBLATT im vergangenen Jahr an einem Tag nicht erscheinen. Allein um für die Zukunft wieder eine angemessene Produktionssicherheit herzustellen, wäre nun eine Millioneninvestition notwendig geworden, so Schmedtje.

Diese Entscheidung ist den Chefs schwergefallen

„Diese historische Entscheidung ist uns extrem schwer gefallen“, sagt Gesellschafter Dr. Christoph Gillen. Der Zeitungsverlag Krause ist ein familiär geführtes Unternehmen, die Gesellschafter hätten lange mit sich gerungen. Schließlich wird am Standort Stade seit 153 Jahren eine Zeitung produziert. Angesichts des erwartbar hohen Investitionsbedarfs in die alte Druckmaschine sei der Schritt aus betriebswirtschaftlichen Gründen unumgänglich gewesen.

Der Verlag könne sich dadurch auf Investitionen in die digitale Transformation konzentrieren. Der digitalen Informationsvermittlung gehört die Zukunft. Gillen ist überzeugt, dass durch die Entscheidung der Standort Stade gestärkt wird und zukunftsfähig aufgestellt ist.

Was ändert sich für die Leserinnen und Leser? Sie werden ab Juli eine Zeitung in der Hand halten, die durchgehend farbig gedruckt wird. Das kann die betagte Rotation in Stade nicht bieten. „Das ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Gillen.

Wermutstropfen: Zumindest bis Ende des Jahres wird das TAGEBLATT wegen des früheren Drucktermins in Bremerhaven an der einen oder anderen Ecke nicht so aktuell sein können wie bisher, zum Beispiel bei Fußballspielen, die spät am Abend enden. Das soll sich aber zum neuen Jahr wieder wenden. An den Zeiten der Zustellung soll sich dadurch nichts ändern.

Die Gesamtauflage der drei Titel Stader, Buxtehuder und Altländer TAGEBLATT beträgt knapp 25.000 - gedruckt, als E-Paper und in der reinen Online-Variante TAGEBLATT+ - die beiden digitalen Produkte dabei in den vergangenen Jahren mit deutlich steigender Tendenz.

Bei Fragen erreichen Sie den TAGEBLATT-Leserservice unter der E-Mail-Adresse abo@tageblatt.de.

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U
Ulla Bowe
22.06.202516:39 Uhr

Wir empfinden das Lesen der Papierausgaben als deutlich schöner, schon alleine wegen der Haptik; auf dem Sofa, am Küchentisch oder im Außenbereich zu sitzen, eine Zeitung in den Händen zu halten und Seite für Seite zu durchstöbern, ohne daß(-besonders im Außenbereich) ein schwach kontrastierender Bildschirm die Augen überanstrengt, ist für unsere Familie deutlich angenehmer als mit einem kleineren digitalen Endgerät Artikel nach einem schlecht zu überschauenden, oberflächlichen Inhaltsverzeichnis zu durchforsten.
Wir haben gemerkt, daß beim Zeitungslesen in Papierform auch kleinere Meldungen eher zur Kenntnis genommen werden, als in digitaler Darstellung.
Und das e- Paper ist ohne permanente Vergrößerung der digital dargestellten Printseite sowieso viel zu umständlich.
Unsere Zeit als Kunde der digitalen Zeitung läuft in diesem Jahr sicher aus!
Diese Form hat allenfalls Komplementärfunktion, ist aber keinesfalls Ersatz für die gedruckte Zeitung; noch gibt's sie ja!

J
Jochen Mextorf
21.06.202514:02 Uhr

Papierausgaben einer Zeitung sind obligatorisch, nicht ersetzbar.

W
Wolfgang Ciminski antwortete am
21.06.202522:31 Uhr

Doch. Reine Gewohnheitssache.

S
Stefan Klein
21.06.202509:35 Uhr

Vielleicht sollte man bei der Gelegenheit mal darüber diskutieren, ob gedruckte Tageszeitungen überhaupt noch zeitgemäß sind. Allein schon wegen des immensen Papier- und Energiebedarfs, der damit einhergeht. Außerdem, ein digitales Endgerät hat heute fast jeder. Wie positioniert sich das Tageblatt dazu, das würde mich interessieren?

J
Jochen Mextorf
21.06.202507:28 Uhr

Dann hoffe ich auf einen guten Erfolg bei Umstellung der Sachzwänge und dass ich weiterhin um 3 Uhr zum Frühstück das BT lesen kann. Möglichst mit weniger dpa-Beiträgen.

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