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ÖPNV

Deutschlandticket startet am 1. Mai – Was man zum Kauf wissen muss

Ein "D-Ticket" im Chipkartenformat wird anlässlich des Verkaufsstarts des Deutschlandtickets im Frankfurter Hauptbahnhof auf einem Pressetermin gezeigt. Gut drei Millionen Menschen haben sich schon für den neuen Fahrschein entschieden - doch die Branche rechnet noch mit deutlich mehr Kundinnen und Kunden. Foto: Boris Roessler/dpa

Ein "D-Ticket" im Chipkartenformat wird anlässlich des Verkaufsstarts des Deutschlandtickets im Frankfurter Hauptbahnhof auf einem Pressetermin gezeigt. Gut drei Millionen Menschen haben sich schon für den neuen Fahrschein entschieden - doch die Branche rechnet noch mit deutlich mehr Kundinnen und Kunden. Foto: Boris Roessler/dpa

Ab dem 1. Mai können Fahrgäste mit dem 49-Euro-Abo bundesweit im Nah- und Regionalverkehr fahren. Gut drei Millionen Menschen haben sich schon für den neuen Fahrschein entschieden - doch die Branche rechnet noch mit deutlich mehr. Was es ab Mai bei HVV und KVG zu beachten gilt.

Samstag, 29.04.2023, 09:00 Uhr

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Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bewarb das Deutschlandticket kürzlich noch mal mit etwas Pathos: Es sei die große Reform des öffentlichen Personennahverkehrs, der Einstieg in dessen Digitalisierung. Der 1. Mai 2023 werde der Tag des ÖPNV, sagte Evelyn Palla, bei der Deutschen Bahn für den Regionalverkehr zuständig. Die Erwartungen an das Deutschlandticket sind groß - und die Branche betont seit Wochen ihre Vorfreude.

Ab Montag ist es dann also soweit: Deutschland lässt den Tarifdschungel im öffentlichen Personennahverkehr zumindest ein Stück weit hinter sich und führt ein 49 Euro teures, bundesweit gültiges Ticket ein. Ein bisschen Chaos mit Blick auf zum Beispiel Mitnahmeregeln ließ sich dabei nicht vermeiden, aber dazu später mehr. Im Kern ist das Ticket simpel gestaltet, leicht zu bekommen und durch lange ausgehandelte politische Beschlüsse zumindest vorerst auch gut abgesichert.

Was Verbraucherinnen und Verbraucher wenige Tage vor dem Start des Deutschlandticket wissen müssen:

Wo und wie kann ich das 49-Euro-Ticket kaufen?

Das Ticket wird von den allermeisten regionalen Verkehrsunternehmen ebenso vertrieben wie von der Deutsche Bahn. Außerdem bieten verschiedene Unternehmen Apps an, über die das Abo abgeschlossen werden kann, etwa die Verkehrsdienstleister Hansecom und Mobility Inside. Bei Kontrollen kann das Abo dann per Chipkarte oder per Handyticket vorgezeigt werden. Mit einer Übergangsfrist bis Jahresende werden auch noch Papiertickets mit QR-Code ausgegeben.

Wo der Fahrschein gekauft wird, ist aus Kundensicht egal. Vor allem die kleineren, privaten Verkehrsunternehmen warben aber zuletzt offensiv für den Kauf bei ihnen. Sie sorgen sich vor Liquiditätsengpässen, wenn ihnen Ticketeinnahmen zunächst verloren gehen und sie auf die Ausgleichszahlungen warten müssen.

Wie kann ich das 49-Euro-Ticket kaufen, wenn ich kein Smartphone besitze?

Wer kein Smartphone besitzt, kann das Abo prinzipiell auch persönlich an den stationären Verkaufsstellen der jeweiligen Verkehrsunternehmen abschließen. Dadurch könnten sich aber die Wartezeiten deutlich verlängern. An Fahrkartenautomaten wird der Kauf in der Regel nicht klappen, weil dort meist keine Abos angeboten werden. Wer zwar kein Smartphone, aber einen internetfähigen Computer hat, kann das Ticket über diesen Weg online erwerben.

Welche Verkehrsmittel kann ich mit dem Ticket nutzen?

Das Deutschlandticket gilt - wie schon das 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 - in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs. Ausgenommen sind also ICE-, IC- und EC-Züge sowie private Reisebusse. Auch auf Schiffen gilt das Ticket nicht - außer es handelt sich um Verbindungen, die zum öffentlichen Nahverkehr gehören, wie etwa die Fähren in Hamburg oder über den Berliner Wannsee.

Gilt das Ticket auch im Flix-Train?

Nein, im Flix-Train gilt das Ticket wie auch im DB-Fernverkehr nicht. Auch Fahrten im Flix-Bus sind vom Deutschlandticket nicht abgedeckt.

Für welchen Zeitraum gilt das 49-Euro-Ticket?

Das Deutschlandticket gilt immer für den aktuellen Kalendermonat. Wer sich also erst am 15. Mai für das Ticket entscheidet, muss für den Zeitraum bis 31. Mai die vollen 49 Euro zahlen.

Grundsätzlich ist das Deutschlandticket als Abo gedacht. Wer nicht kündigt, erhält das Ticket für den nächsten Monat also automatisch. Das Ticket kann aber stets zum Ende jeden Monats gekündigt werden.

Wie viele Deutschlandtickets wurden bisher verkauft?

Nach Angaben des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) haben sich mit Stand 25. April bereits mehr als drei Millionen Menschen für ein Deutschlandticket entschieden. Darunter sind dem VDV zufolge 750 000 Kundinnen und Kunden, die bisher kein Monatsabo für den ÖPNV besaßen. In der Branche wird damit gerechnet, dass die Zahl der Ticketbesitzer in den kommenden Monaten stetig ansteigen wird.

Zum Verkaufsstart hatte der VDV prognostiziert, dass rund 5,6 Millionen Abo-Neukunden beim Deutschlandticket einsteigen und rund 11 Millionen Menschen, die bereits ein Nahverkehrs-Abo besitzen, auf das 49-Euro-Ticket umsteigen werden.

Die hohen Verkaufszahlen vom 9-Euro-Ticket können also nicht wiederholt werden?

Nein, ein Vergleich mit diesen Zahlen ist aber auch kaum möglich. Der Aktionszeitraum für das 9-Euro-Ticket war im vergangenen Sommer vom Verkaufsbeginn an auf drei Monate begrenzt, der Preis deutlich geringer - entsprechend kam es damals sofort zu einem Run auf den neuen Fahrschein. Das Deutschlandticket ist nun auf Dauer angelegt und auch teurer - nur für einen Tagesausflug pro Monat lohnt es sich zum Beispiel nicht.

Außerdem: Beim Deutschlandticket gibt es eine Jobticket-Option, für die sich viele Unternehmen interessieren, sie aber teils noch nicht pünktlich zum Start am 1. Mai abgeschlossen haben. Zahlt der Arbeitgeber mindestens 25 Prozent des Ticketpreises, gibt es einen Rabatt vom Bund von 5 Prozent obendrauf. Den Verbraucher kostet das Ticket dann maximal 34,30 Euro im Monat.

Welche Rabatte gibt es neben der Jobticket-Option?

Hier wird es dann doch etwas unübersichtlich. Einige Bundesländer haben sich dazu entschieden, das Ticket für bestimmte Personengruppen günstiger anzubieten - etwa für Studierende, Auszubildende oder Senioren. Die Mehrkosten werden dann meist aus dem Landeshaushalt finanziert. Zudem haben einige Verkehrsverbünde abweichende Mitnahmeregeln beschlossen oder Zusatztickets eingeführt, die mit dem Deutschlandticket kombiniert werden können. Hier lohnt ein Blick auf die Webseite des jeweiligen Verkehrsverbunds.

Wird es mit den vielen Neukunden ab 1. Mai richtig voll in den Bussen und Bahnen?

Die Verkehrsunternehmen sind sich bisher sicher, dass es auf bestimmten Strecken spürbar mehr Fahrgäste geben wird, aber keine akuten Engpässe. Es gebe noch genug Kapazitäten für etwas mehr Fahrgäste, heißt es aus der Branche immer wieder. Wie es dann tatsächlich zu den typischen Pendlerzeiten oder in beliebten Ferienregionen im Norden und Süden aussehen wird, wird sich zeigen.

Bisher ist noch recht offen, zu welchem Zweck vor allem die Abo-Neukunden das Deutschlandticket gekauft haben. In einer Yougov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sagten 66 Prozent der Befragten, die bereits ein Deutschlandticket gekauft haben, dass sie es für Fahrten in der Freizeit nutzen wollen. 54 Prozent wollen demnach damit den Weg zur Arbeit beziehungsweise zur Uni oder zur Schule bestreiten. Bei der Frage konnten mehrere Antworten angekreuzt werden.

Für wen lohnt es sich, das Abo zu wechseln?

Nach Angaben der Deutschen Bahn können etwa drei Viertel aller bisherigen Abo-Kundinnen und -Kunden Geld sparen, wenn sie auf das Deutschlandticket wechseln. Dabei lohnt sich das Ticket vor allem für Pendlerinnen und Pendler im Regionalverkehr zwischen verschiedenen Städten. Das Deutschlandticket kostet dann in vielen Fällen einen Bruchteil dessen, was bislang für ein Abo fällig wurde.

Wer indes vor allem in der eigenen Stadt mit Bus und Bahn unterwegs ist, sollte noch mal nachrechnen. Zwar sind auch dort viele andere ÖPNV-Abos teurer als das Deutschlandticket. Allerdings umfassen sie oft Zusatzangebote wie die Mitnahme einer weiteren Person am Wochenende, eines Hundes oder des eigenen Fahrrads.

Beispiel Berlin: Die sogenannte Umweltkarte ist übertragbar. In den Abendstunden und am Wochenende dürfen zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder (bis einschließlich 14 Jahre) zusammen auf einem Ticket fahren. Das Deutschlandticket sieht solche Möglichkeiten grundsätzlich nicht vor.

Ein "D-Ticket" im Chipkartenformat wird anlässlich des Verkaufsstarts des Deutschlandtickets im Frankfurter Hauptbahnhof auf einem Pressetermin gezeigt. Gut drei Millionen Menschen haben sich schon für den neuen Fahrschein entschieden - doch die Branche rechnet noch mit deutlich mehr Kundinnen und Kunden. Foto: Boris Roessler/dpa

Ein "D-Ticket" im Chipkartenformat wird anlässlich des Verkaufsstarts des Deutschlandtickets im Frankfurter Hauptbahnhof auf einem Pressetermin gezeigt. Gut drei Millionen Menschen haben sich schon für den neuen Fahrschein entschieden - doch die Branche rechnet noch mit deutlich mehr Kundinnen und Kunden. Foto: Boris Roessler/dpa

KVG verkauft 49-Euro-Ticket im Webshop

Die KVG Stade bietet das 49-Euro-Ticket im Online-Shop an. Infos dazu gibt es unter https://shop.kvg-bus.de.

 750 000 HVV-Kunden mit "D-Ticket"

Der Hamburger Verkehrsverbund hat mit dem Deutschland-Ticket bereits 41 000 Neukunden gewonnen, meldet die Nachrichtenagentur dpa. Neukunden können das Deutschlandticket online über die HVV-Switch-App des Hamburger Verkehrsverbunds oder etwa über die Bahn-Navigator-App buchen. In den HVV-Servicestellen ist eine Chipkarte erhältlich. Das Abonnement ist monatlich kündbar, und zwar jeweils bis zum 10. eines Monats für den Folgemonat, wie ein HVV-Sprecher erläuterte.

Wer sich zur Mitte oder gegen Ende eines Monats für ein "D-Ticket"-Abonnement entscheidet, kann es zum anteiligen Preis für den laufenden Monat tun. Allerdings kauft er damit mindestens den Folgemonat mit. Wer bereits ein Abo beim HVV hat, zahlt automatisch nur noch 49 Euro im Monat - oder weniger, wenn der Preis der bisherigen Monatskarte darunter liegt. Abonnenten können damit laut HVV jeden Monat bis zu 165,80 Euro sparen.

Für Arbeitnehmer gibt es das HVV-Jobticket zum Preis von 34,30 Euro in der Basic- und 25 Euro in der Premiumvariante, sofern sich der Arbeitgeber beteiligt. Hamburgs Schüler können den Nah- und Regionalverkehr in ganz Deutschland mit dem "Schulspezial" für 19 Euro im Monat nutzen. Auszubildende bekommen für 29 Euro das "Bonusticket". Studenten müssen zu ihrem bisherigen Semesterticket rund 18 Euro zuzahlen, um deutschlandweit mobil sein zu können. Empfänger von existenzsichernden Sozialleistungen in Hamburg können das Ticket für 19 Euro kaufen. Kinder aus einkommensschwachen Familien fahren umsonst.

Gibt es weiterhin HVV-Tickets ohne Abonnement?

Ja, die Angebote für Einzel-, Tages- und Gruppenkarten bleiben nach Angaben des HVV unverändert. Ohne Abonnement bietet der Verkehrsverbund in seinem Gesamtnetz Wochenkarten für 29 Euro und Monatskarten für 69 Euro an.

 

Kann ich weitere Personen, Tiere oder Fahrräder im HVV-Netz mitnehmen?

Kinder unter sechs Jahren fahren weiterhin kostenfrei mit. Wollen HVV-Kunden die Möglichkeit behalten, an Wochenenden eine Person sowie bis zu drei Kinder (bis 14 Jahre) im HVV-Gesamtnetz kostenlos mitzunehmen, müssen sie dafür künftig 15 Euro pro Monat extra zahlen. Ohne Aufpreis können Fahrgäste - außerhalb der Stoßzeiten - ihr Fahrrad mit in die U- oder S-Bahn nehmen. Für Regionalzüge brauchen sie wie bisher eine Fahrradfahrkarte. Auch Hunde können Herrchen oder Frauchen weiterhin kostenfrei begleiten. Deutschlandweit gelten zur Fahrrad- und Hundemitnahme unterschiedliche Regelungen. (dpa) 

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